Grevenstein. Veltins hat den Anspruch eines immerwährenden Geschmacks beim Pils. Aber wie gelingt das der Brauerei in Grevenstein? Eine Zutat macht es aus.

Es ist nichts weniger als ein immerwährender, gleicher wohltuender Geschmack, den sich die Veltins-Brauerei zum Ziel gesetzt hat. Aber wie kann der eigentlich dauerhaft gehalten werden? Das Geheimnis dafür steckt in einer Zutat.

„Wir wollen beim Pilsener eine gleichbleibende Qualität, die der Verbraucher mit unserer Marke verbindet, die für ihn ein täglicher Begleiter ist. Dafür muss der Geschmack unverwechselbar sein“, sagt Brauereisprecher Uli Biene: „Das unterscheidet uns auch von Garagen- und Hausbrauereien, wo das Bier jedes Mal auch anders schmeckt.“

170.000 Kilo Hopfen jährlich aus Bayern

Dafür sorgt bei Veltins diese besondere Zutat, von der die Brauerei Jahr für Jahr insgesamt 170.000 Kilogramm benötigt: Es ist Hopfen aus der Hallertau in Bayern.

Die Familien Schauer und Pichlmeyer bauen in der Hallertau Hopfen für die Veltins-Brauerei an. Im Bild: Jakob Schauer.
Die Familien Schauer und Pichlmeyer bauen in der Hallertau Hopfen für die Veltins-Brauerei an. Im Bild: Jakob Schauer. © FUNKE Foto Services | Ralf Rottmann

Seit 70 Jahren bezieht Veltins seinen Hopfen von dort, die Brauerei hat einen eigenen Hopfenbauer dort beschäftigt. Die Hallertau ist das weltweit größte zusammenhängende Hopfenanbaugebiet. Veltins hat sich dort wiederum jene Lagen gesichert, wo der beste Hopfen wächst.

Beim Hopfen kommt es auf die Alphasäure darin an: Sie erst verleiht dem Bier seine leicht bittere Note. In diesem Jahr wird ein besonders guter Hopfenjahrgang erwartet – denn zur Reifezeit war es ausreichend feucht. „Ein guter Hopfenjahrgang bedeutet leider immer einen schlechten Biersommer. Beides kann man nicht haben“, sagt Uli Biene: Der Regen im Sommer ist gut für den Hopfen, aber natürlich schlecht für den Bierverkauf.

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Der Hopfen macht den Unterschied. Veltins hat sich für ihn als landwirtschaftliches Produkt entschieden: „Unter den größeren Brauereien sind wir damit heute eine Ausnahme“, sagt Biene. Andere nutzen inzwischen Hopfenextrakt, ein zäher Sirup, der in Tanks angeliefert werden kann: „Ein Extrakt passt mit unserer Philosophie nicht zusammen. Wir wollen eine echte Frische: Das ist dann ein Qualitätsmerkmal, das man zusammen mit der handwerklichen Verarbeitung mit uns verbindet.“

Erntefrisch muss es sein

Beim Hopfenextrakt gehe es dagegen nicht mehr um den Wohlgeschmack des Hopfens: „Das ist viel technologisierter. Mit dem Extrakt kommt auf industrielle Produktionsweise die Alpha-Säure dazu. Wir wollen unser Pils aber so haben, wie wir es immer schon hatten – und wir glauben, damit sind wir richtig unterwegs.“

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Der Hopfen macht den Unterschied beim Geschmack. Das Grevensteiner etwa hat einen anderen Hopfen als das Pilsener, das „Pülleken“ bekommt als Helles weniger Hopfen und damit weniger Bittereinheiten als ein Pils. Fürs „Pülleken“, das neueste Produkt in der Produktpalette, wurden bei der Entwicklung mehrere Sude mit unterschiedlichen Hopfennoten gebraut – „jetzt haben wir genau das Pülleken, das wir haben wollten“.

Veltins nutzt für sich grundsätzlich erntefrischen Hopfen: Der muss frisch grün sein und wird auch von den Veltins-Experten über die Nase bewertet.

Veltins-Sprecher Uli Biene: „Ein Extrakt passt mit unserer Philosophie nicht zusammen. Wir wollen eine echte Frische.“
Veltins-Sprecher Uli Biene: „Ein Extrakt passt mit unserer Philosophie nicht zusammen. Wir wollen eine echte Frische.“ © Jürgen Kortmann

„Wir bekommen immer Muster mit Hopfen. Der wird dann in der Hallertau und dann hier in Grevenstein begutachtet: Das ist die Gewähr für uns, dass wir immer den besten Hopfen haben.“ Wenn die Qualität stimmt, werden Hopfenpellets aus den Dolden gemacht und dann nach Grevenstein geliefert.

„Handwerkliches Brauen, aber eben ohne Schwankungen“

Darin liegt also das Geheimnis des guten Geschmackes: Ihn immer treffen zu können. „Handwerkliche Biere schwanken immer“, sagt Uli Biene: „Wir legen Wert auf handwerkliches Brauen, aber eben ohne Schwankungen – und das ist die Kunst. Das setzt voraus, dass man die Rohstoffe über das Jahr begleitet und ihnen eine andere Wertschätzung entgegenbringt, eben anders als wenn man eine Sirupmasse verwendet.“

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Eine Herausforderung wird daraus immer dann, wenn die Technik verändert wird – wenn also die Brautechnik an den Braubetrieb angepasst werden muss. Zuletzt war das zum Beispiel bei Veltins der Fall, als vor Jahren das neue Sudhaus gebaut wurde. Da war es die Kunst und das besondere Handwerk, keine Schwankungen im Produkt zu bekommen.