Schmallenberg. Sebastian Lanksch aus Schmallenberg organisiert Treffen für Ukrainer. Er ist aber enttäuscht von der Stadt. Die Hintergründe.

Ein Ort der Begegnung, zum Austauschen, Zusammenkommen. Das hat Sebastian Lanksch in Schmallenberg für geflüchtete Ukrainer geschaffen. Er hat direkt angepackt, geholfen, nicht gezögert. Das hätte er sich auch von der Stadt gewünscht.

Direkte Hilfe, ohne zu zögern

Dass Sebastian Lanksch helfen will, war schon bei Kriegsbeginn klar: „Meine Frau und ich haben die ersten schlimmen Bilder im Fernseher gesehen und haben direkt zum Telefon gegriffen und unsere Wohnung bei der Stadt als Wohnraum für Geflüchtete gemeldet.“ Das war der erste Schritt. Eine Woche verging und die ersten Ukrainer kamen in Schmallenberg an. Eine Familie zog bei den Lankschs ein. Schnell wurde dem Schmallenberger klar: „Die Ukrainer brauchen einen Ort zum Austauschen. Einen Ort, an dem sie zusammenkommen können.“

Gesagt, getan. Er überlegte nicht lang und so entstand der Mittwochstreff. Über seitens der Flüchtlinge selbstorganisierte Facebook- und WhatsApp-Gruppen wurde die Botschaft des Treffens unter den Neuankömmlingen verbreitet: „Bei dem ersten Treffen waren es 40 Leute, jetzt kommen mittlerweile schon um die 100 Ukrainerinnen, teils mit ihren Gastfamilien“, sagt Lankschs glücklich.

Treffen gegen das Alleinsein

Das Treffen findet in seinem Garten statt. Die vielen ukrainischen Kinder können sich auf der Schaukel und der Wiese austoben, während ihre Mütter an einem Sauerlandofen unter einem Holzunterstand stehen und sich bei Kaffee, Tee, einem Kaltgetränk und einer Bratwurst unterhalten und austauschen können. Eine friedliche und herzliche Stimmung herrscht hier: „Es geht so einfach. Man muss nur einen Raum und das richtige Forum geben und schon können Freundschaften entstehen!“ Freundschaften und Begegnungen, die in diesen Tagen so unglaublich wichtig für die Geflohenen sind.

Die Ukrainer freuen sich über den geschaffenen Treffpunkt.
Die Ukrainer freuen sich über den geschaffenen Treffpunkt. © Privat | Privat

Anna ist aus Kiew geflohen. Sie ist überwältigt von der großen Herzlichkeit und Gastfreundschaft der Schmallenberger: „Dieses Mittwochstreffen ist eine tolle Aktion. Wir können hier mal etwas runterkommen und ablenken und austauschen. Das ist wirklich klasse. Man fühlt sich hier nicht alleine.“ Die Menschen hier sind dankbar und genießen die Zeit zusammen sichtlich. Sebastian Lanksch zahlt alles aus eigener Tasche: „Ich habe direkt auch bei der Stadt angefragt, was es für Projekte für geflüchtete Ukrainer gibt. Aber das Schaffen einer solchen sozialen Begegnungsstätte stand scheinbar nicht auf der Liste.“

Mehr Einsatz von der Stadt gewünscht

Er ist verärgert darüber, dass seitens der Stadt nichts unternommen wurde. Ein Artikel über Lanksch Mittwochtreffen wurde bei seinem Arbeitgeber im Intranet veröffentlicht. Diesen Link teilte er mit der Stadt: „Diese hat meinen Artikel dann auf der Schmallenberger Stadtseite eingestellt. Das ist ja auch in Ordnung. Nur wurde nicht kenntlich gemacht, dass es kein städtisches Projekt ist“, sagt er verärgert. Sebastian Lanksch wünscht sich mehr Einsatz von der Stadt. Man vertraue zu viel auf das ehrenamtliche Engagement des einzelnen Bürgers: „Das ist ja auch super toll, dass hier so viele mit anpacken. Ihre Wohnungen zur Verfügung stellen und spenden. Aber von der Stadt kommt, außer der bürokratischen Abarbeitung der Fälle nicht viel darüber hinaus und das macht einen sauer. Wir haben ja auch Vollzeitjobs, Kinder und Ehrenämter.“

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Sebastian Lanksch beim Grillen für die ukrainischen Flüchtlinge.
Sebastian Lanksch beim Grillen für die ukrainischen Flüchtlinge. © Privat | Privat

Im Hinblick auf das durchaus gute Haushaltsergebnis der Stadt, meint Lanksch, dass man ruhig auch mal Geld in einen „Krisentopf“ einfließen lassen könne. „Daraus könnten sich solche sozialen Notfallprojekte dann speisen. Schnell, direkt, unbürokratisch. Es kann doch nicht möglich sein, dass wir hier viel Geld in der Stadtkasse haben und für solche wichtigen Situationen nichts vorhanden ist.“ Es gehe ihm dabei nicht darum, dass er finanziell bei seinem Projekt unterstützt wird, vielmehr wollte er mit seiner Idee des Mittwochstreffs direkt mit anpacken, nicht erstmal zugucken und überlegen was man machen könnte, sondern direkt etwas tun. „Man kann nicht abwarten und darauf hoffen, dass die Stadt etwas Derartiges tut. Das würde zu lange dauern“, sagt er. Und genau dieser Punkt mache ihn wütend.

Statement von Bürgermeister Burkhard König

Mittlerweile sind laut Verwaltung etwa 170 Ukrainer in Schmallenberg angekommen. Die meisten seien aus privater Initiative nach Schmallenberg gekommen und nur wenige aus den Erstaufnahmeeinrichtungen des Landes zugewiesen worden. Wie blickt der Bürgermeister auf die derzeitige Situation und was sagt er zu den Vorwürfen, dass die Stadt keine schnellen sozialen Angebote für Geflüchtete bereitstellt?

Wichtigste Aufgaben

„Vordringlichste Aufgabe der Stadt ist die Unterbringung der Menschen und deren Registrierung, damit sie Zugang zu den finanziellen Hilfen, zur Krankenversicherung und auch zum Arbeitsmarkt bekommen. Dank der großen Anteilnahme und Hilfsbereitschaft vieler Schmallenberger und Schmallenbergerinnen konnten die meisten Flüchtlinge in privaten Wohnungen, Ferienwohnungen oder Zimmern unterkommen“, schreibt Bürgermeister Burkhard König in einem Statement.

Bürgermeister Schmallenberg Burkhard König.
Bürgermeister Schmallenberg Burkhard König. © Privat | (c) Klaus-Peter Kappest

Die Stadt bereite neben dem städtischen Wohnraum vorsorglich auch die Turnhalle der Valentinschule in Schmallenberg als Notunterkunft vor. Für den Fall einer Nutzung sei dann durch örtliche Unternehmen auch die Verpflegung geregelt. „Etwa 40 Prozent der Geflüchteten sind Kinder und Jugendliche. Diese können in den städtischen Schulen aufgenommen werden oder in den Kindergärten betreut werden“, heißt es weiter.

Aufenthaltsgenehmigung erforderlich

Wichtig sei auch das Thema Arbeitsplätze: „Unter Beteiligung des Tourismus und von Schmallenberger Unternehmen Zukunft wurden Arbeitsplatzangebote abgefragt. Das Angebot kann sich sehen lassen. Erste Sprachkurse sind avisiert. Träger der Sprachkurse ist unsere VHS“, so König.

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Voraussetzung für die Teilnahme sei auch hier eine Aufenthaltsgenehmigung. Deshalb sei eine Registrierung so wichtig. Man müsse aber immer bedenken, die Flüchtlinge seien erst seit Kurzem hier. „Viele müssen die Erlebnisse der Flucht und vor allem der Heimat zunächst verarbeiten.“

Weiter bedankt sich Burkhard König noch für das große private Engagement: „Es werden Treffen organisiert, Kontakte geknüpft, erste Sprachkurse angeboten und vieles mehr. Über das Kommunale Integrationsmanagement steht hier in Schmallenberg eine Kraft bereit, die insbesondere dieses private Engagement begleitet und unterstützt.“