Menden. Sanierungsbedürftiger Bau weckt Erinnerungen an persönliche Erlebnisse. Menschen aus Menden und der Region liegt die „Höhe“ am Herzen.
Die Wilhelmshöhe in Menden ist den Bürgern und Bürgerinnen lieb und teuer, das ergab zumindest das Stimmungsbild, wenn es um den Wert der Veranstaltungsstätte geht. Allein bei dem Gedanken, die Wilhelmshöhe könne zeitweise geschlossen werden und dann nicht zur Verfügung stehen, verstehen die Mendener und Mendenerinnen keinen Spaß. Die Politik hatte zuletzt beschlossen, für die Entwicklung eines Sanierungskonzeptes zunächst mehr Zeit einzuräumen und 2027 noch nicht mit den notwendigen Maßnahmen zu beginnen. Aber an einer Grundsanierung führt kein Weg vorbei – und an der sollte nicht gespart werden, so der Tenor unseres Stimmungsbildes.
„Auf jeden Fall muss die Wilhelmshöhe mit ihrem Charakter erhalten bleiben.“
„Sie muss als Veranstaltungsort erhalten bleiben und die Kosten spielen dabei eher eine untergeordnete Rolle“, das war die übereinstimmende Meinung aller Gäste, die von der WP vor der ABBA-Show, die jüngst auf der Wilhelmshöhe stattfand, befragt wurden. „Auf jeden Fall muss die Wilhelmshöhe mit ihrem Charakter erhalten bleiben“, sagt Uwe Tumm, der viele schöne Erinnerungen mit Mendens guter Stube verbindet. Sein Freund Thomas Schmidt pflichtet ihm bei: „Wir kommen seit Jahrzehnten hier hin und haben auf der Bühne tolle Bands erleben dürfen, wie BAP vor vielen Jahren“. Den Freunden fällt ein Auftritt der Queen Revival Band ein, bei dem der Sänger gesagt haben soll, dass die einzigartige Atmosphäre einen Western-Saloon erinnere.

Ehepaare haben auch ihre Hochzeit auf der Wilhelmshöhe gefeiert
Ihre Ehefrauen Elke Tumm und Claudia Schmidt lenken den Blick weg von den großen Events, hin auf private Veranstaltungen, denn auch ihre Hochzeit haben die Ehepaare auf der Wilhelmshöhe gefeiert. Unzählige gesellige und schöne Stunden habe man zusammen dort verbracht. Andrea Kröger fügt hinzu, dass bei Schützenfesten und anderen Ereignissen im Park das grüne Umfeld, mitten in der Stadt, genießen würde. Dass sich das Gebäude inzwischen in einem desolaten Zustand befindet, dazu hat Andrea Kröger eine dezidierte Meinung: „Eine dauerhafte Instandhaltung hätte hier längst stattfinden müssen, anstatt einfach abzuwarten, bis alles marode ist.“ Die Mendenerin meint, unschöne Parallelen zur Vorgehensweise der Stadt bei der Erhaltung des Hallenbades erkennen zu können. „Wenn erstmal alles kaputt ist, dann wird's richtig teuer und dem muss man vorgreifen“, da ist sich die ganze Freundesgruppe einig.
„Ich nehme die 60 Kilometer Fahrt gerne auf mich, um die urige Atmosphäre hier zu genießen.“
Manche Gäste nehmen auch gerne längere Anreise in Kauf
Nicht nur bei Bürgerinnen und Bürgern der Hönnestadt ist die Wilhelmshöhe als Austragungsort beliebt, manche Gäste nehmen eine längere Anreise gerne in Kauf, um Veranstaltungen am Schwitter Weg zu besuchen. Zu ihnen gehört Anja Becker, die oft aus Bestwig nach Menden kommt. „Ich nehme die 60 Kilometer Fahrt gerne auf mich, um die urige Atmosphäre hier zu genießen.“

Auch Silvia Albert hatte drei Freundinnen, die nicht in Menden wohnen, zum ABBA-Konzert mitgebracht. „Meine Mädels kommen aus Werl, nicht nur, weil heute Abend ABBA Gold auf der Bühne steht, sondern weil es hier einfach schön ist.“ Für Silvia Albert ist die Bedeutung der Wilhelmshöhe für Menden klar:. „Die Wilhelmshöhe ist nicht nur barrierefrei, sondern auch der einzige große Veranstaltungsort hier und da darf man nicht nur auf die Kosten gucken, sondern auf das Kulturgut und den schönen Treffpunkt, der hier geboten werden kann.“

Ulrich und Marianne Lensing sitzen bereits auf ihren Plätzen und erwarten voller Vorfreude die ABBA-Show. Vor 65 Jahren hat das Ehepaar auf dem Parkett des großen Saales die ersten Tanzschritte geübt und später Tanzbälle besucht. Auch bei den jährlichen Silvesterkonzerten gehören sie zu den Stammgästen. „Der alte Charakter dieses Hauses muss erhalten bleiben, aber eine Sanierung und ein Facelift sind unbedingt erforderlich“, so Ulrich Lensing – und seine Frau staunt über die moderne Ausdrucksweise, derer sich ihr Gatte bedient.
Die wohl jüngsten Gäste tragen passend zur Show blau glitzernde Overalls
Johanna, Felicitas und Greta zählen ganz klar zu den jüngsten Gästen im Publikum und nicht nur das fällt auf. Ganz besonders viel Mühe haben sich die Mädchen mit ihren Outfits gegeben, ganz wie ABBA tragen sie blau glitzernde Overalls. Die beiden Neunjährigen und die Fünfjährige sind froh, ein Konzert ihrer Idole, wenn es auch nicht die echten ABBAs sind, in Menden besuchen zu dürfen, verbinden sie doch bereits eigene Erfahrungen mit den Brettern der Bühne.
„Die Wilhelmshöhe ist von je her eine Anlaufstelle für alle Generationen und ein traditioneller Ort für Menden.“
Die drei Mädchen tanzen in der Ballettschule am Sauerlandpark und zeigen in Menden einmal jährlich mit einem Auftritt ihrer Ballettschule ihrem Publikum ihr Können. „Die Wilhelmshöhe ist von jeher eine Anlaufstelle für alle Generationen und ein traditioneller Ort für Menden“, das steht für Mutter Michaela Traulich-Crämer fest. Sie selbst habe schon als Kind bei Ballettaufführungen, wie jetzt ihre Tochter, auf der Bühne gestanden.

Maria Lolou hat ihrer Mutter zu Weihnachten die Karten für das ABBA-Gold-Konzert geschenkt. Tochter und Mutter kommen am Sonntagabend, dem Anlass entsprechend, in hübschen Glitzerkleidern. „Meine Mama ist meine Dancing Queen und da passt die Location hier perfekt, außerdem ist die Wilhelmshöhe ein wichtiger Teil in unserm Leben, wir lieben sie“. Arm im Arm tanzt das Mutter-Tochter-Gespann in den großen Saal.
„Meine Mama ist meine Dancing Queen und da passt die Location hier perfekt, außerdem ist die Wilhelmshöhe ein wichtiger Teil in unserm Leben, wir lieben sie.“
Die Meinung aller von uns befragten Gäste, war einhellig, es müsse zeitnah alles getan werden, um den Erhalt der Wilhelmshöhe zu sichern. Alle Besucher verbinden schöne Erinnerungen mit der Veranstaltungshalle. Besonderen Wert legt man darauf, dass der einzigartige Charakter der Wilhelmshöhe erhalten bliebt.

Die Einwürfe und der Ärger aller, die sich um die Wilhelmshöhe sorgen, fand ein abruptes Ende, als die Band die Bühne betrat. Die ABBA-Tribute-Band musste ihr Publikum nicht zweimal fragen: „Voulez vous?“. Das Mendener Publikum wollte sofort zu den Hits der schwedischen Kultband feiern, in Erinnerungen schwelgen, mitsingen und dankte mit frenetischem Applaus für das musikalische Feuerwerk am Sonntagabend. „Auch wenn die technischen Voraussetzungen nicht zugelassen haben, dass zwei LED-Wände und eine große Leinwand aufgebaut wurden, die zur Show dazugehört, war es dennoch ein Toller und fulminanter Abend“, zeigt sich Wilfried Kickermann zufrieden am Ende des Abends.