Menden. Feuerwehrautos sind immer rot? Von wegen! Die Mendener Wehr geht als Pionierin jetzt ganz neue Wege in ihrem Rettungsdienst.

Rote Autos mit blauen Lichtern kommen von der Feuerwehr. Diese jahrzehntealte Gewissheit ist in Menden bald Geschichte. Denn die Feuerwehr Menden wird jetzt gelb, und sie ist damit die Pionierin im Märkischen Kreis. Der erste Rettungswagen mit der neuen Folierung, die auch den Vincenzturm und das Alte Rathaus zeigt, ist gerade an der Wache am Ziegelbrand angekommen.

Neuer Rettungswagen Feuerwehr Menden
Sichtlich stolz auf den nagelneuen Rettungswagen, der in Gelb erstrahlt: Mendens Wachenchef Christian Boike (rechts) und der Technische Leiter Niklas Beckmann. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Gefährliches Heranrauschen an den Einsatzort soll sicherer werden

Als Wachenleiter Christian Boike das kürzlich im jüngsten Fachausschuss ankündigte, da wollten die Politikerinnen und Politiker allesamt die Bilder sehen. Die WP besuchte die Wache, um sich den nagelneuen RTW anzugucken und Sinn und Zweck des Farbwechsels zu erfahren. Dabei kommt raus: Es geht um viel mehr als um einen schicken neuen Look. Es geht um mehr Sicherheit für alle beim gefährlichen Heranrauschen an den Einsatzort, wo Sekunden über Leben und Tod entscheiden können. Und die sehnlich wartenden Patienten und Angehörigen sollen an den Heimatsymbolen sofort erkennen: Hier kommt unsere Feuerwehr.

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Im Dunkeln reicht ein Handyblitz: RTW strahlt wie Weihnachtsbaum

Die gelbe Folie dient folglich nicht als Lackschutz: „Sie ist eine technische Beleuchtungseinrichtung“, sagt Niklas Beckmann, technischer Leiter der Feuer- und Rettungswache Menden. Entworfen hat sie das spezialisierte Büro „Design 112“ aus Limburg an der Lahn. Dabei liegt der Fokus laut Beckmann auf der passiven Sicherheit, auf dem Gesehenwerden. Zum Beweis hat Beckmann den Rettungswagen auch im Dunkeln aufgenommen, nur mit Handyblitz. Ergebnis: Das Gefährt strahlt dank der reflektierenden Folie wie ein Christbaum.

Folie als technische Beleuchtung: Alles für mehr Sichtbarkeit

Zum Hintergrund: Auf ihren Einsatzfahrten haben die Retter im RTW alles, nur keine Zeit. Nichtsahnende Autofahrer fahren aber gerne mal schneller oder langsamer als erlaubt, sind am Steuer abgelenkt, haben das Radio laut oder als Fußgänger Airpods im Ohr. „Deswegen haben wir Sonder- und Wegerechte, Blaulicht und Martinshorn“, sagt Boike. Und deswegen sollten Einsatzfahrzeuge so sichtbar wie nur möglich sein.

Neuer Rettungswagen Feuerwehr Menden
Der Vergleich: Die orange-blaue Folierung ist nicht mehr zeitgemäß und wird in Menden jetzt nach und nach durch Gelb-Rot ersetzt. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

„Deshalb sollen unsere Feuerwehrautos bei Tag und Nacht so sichtbar wie nur möglich sein.“

Christian Boike
Leiter der Feuer- und Rettungswache Menden

B7 und B515 und alles dazwischen sind ein schwieriges Terrain

Die Ausgangslage in Menden ist dabei alles andere als einfach. In Menden kreuzt
sich die B7, die Hagen oder Iserlohn mit Hochsauerlandstädten wie Arnsberg verbindet, mit der B 515 als Nord-Süd-Strecke vom Hönnetal ins Ruhrgebiet. Beide Verkehrsadern sind hoch belastet, kurvenreich und reichlich gesegnet mit schlecht einsehbaren Land- und Kreisstraßen. Hinzu kommen enge Wohnviertel, gerne zugeparkt, oder die Innenstadt mit ihren vielen Passanten. Nachts konkurrieren die RTW mit der Straßenbeleuchtung, mit Front- und Rücklichtern anderer Fahrzeuge, mit Lichtreklamen, hell ausgeleuchteten Industrieanlagen und vielem mehr um Aufmerksamkeit. Boike: „Deshalb sollen unsere Feuerwehrautos Tag und Nacht so sichtbar wie nur möglich sein.“

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Auch Löschfahrzeuge sollen künftig anders erscheinen

Neue Löschfahrzeuge, Drehleitern und Rüstwagen sollen deswegen zwar ihre rote Grundfarbe behalten, bekommen aber Zug um Zug ihrerseits einen hohen Gelb-Anteil aus hochreflektierendem Material. Damit sie nicht völlig gelb erscheinen, sollen die großen Rollläden, hinter denen sich Schläuche und anderes Gerät verbergen, zukünftig rot sein. Die aktuellen Rettungsdienst-Fahrzeuge dagegen erhalten aus den gleichen Gründen das fluoreszierende Gelb als Grundfarbe, mit reflektierenden roten Kontrast-Elementen. Das macht das Fahrzeug auch bei Nebel, Starkregen oder Schneefall besser sichtbar.

Neuer Rettungswagen Feuerwehr Menden
Made for Menden: Vincenzturm und Altes Rathaus zieren die Seiten des neuen Rettungswagens. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

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Aber warum der Vincenzturm und das Rathaus? „Menden ist eine Stadt, die
Tradition und Moderne verbindet“, sagt Boike. Das greife das Design ganz bewusst auf, für ein Bekenntnis zu Historie, Gegenwart und Zukunft der Stadt, zu Feuerwehr und Rettungsdienst zu einem auffälligen Gesamtbild. Die neuen Farben und Grafiken, zu denen auch das neue Stadtlogo zählt, sollen das nicht nur nach außen, sondern auch nach innen vermitteln. Motto: „Die Feuerwehr Menden ist eine starke Gemeinschaft, fest verankert in der Gesellschaft und ihrer Stadt.“

Umlaufende Kontur-Markierung zeigt: Achtung, Hindernis!

Die umlaufende Konturmarkierung macht die Dimensionen des Fahrzeugs zudem auch bei Nacht und Nebel sichtbar, um Unfälle zu vermeiden. Die Warnmarkierung an Front und Heck soll tatsächlich den Hindernis-Charakter des Fahrzeugs ins Auge fallen lassen. Und sie weist sie zu beiden Seiten nach außen und führt den Verkehr um das Fahrzeug herum.

Neuer Rettungswagen Feuerwehr Menden
Leuchten an den Seiten sollen den neuen Rettungswagen auch beim Abbiegen sichtbarer machen. © Westfalenpost | Thomas Hagemann

Das neue Sicherheitskonzept, das nach und nach auf den gesamten Fuhrpark der Feuerwehr ausgedehnt werden soll, macht die Fahrzeuge optisch moderner und sicherer bei Einsatzfahrten. Es trägt zugleich eine starke Mendener Komponente.
Boike: „Davon profitieren die Einsatzkräfte, die Verkehrsteilnehmer und letztlich alle Bürgerinnen und Bürger, die auf die schnelle Hilfe ihrer Feuerwehr angewiesen sind.

Neuer Rettungswagen Feuerwehr Menden
Sogar das neue Stadttor-Logo hat auf einem Fenster Platz gefunden. © Westfalenpost | Thomas Hagemann