Menden. In der Filiale von Edeka am Bahnhof setzt Marktinhaber Andre Enste seit kurzem einen Sicherheitsdienst ein. Das sind die Gründe.

Mehrere Supermärkte in Menden setzen seit einigen Monaten auf einen Sicherheitsdienst – darunter auch Edeka Enste an der Unteren Promenade. Das sind die Hintergründe.

„Uns geht es vor allem um das gute Gefühl, das Kunden bei uns beim Einkaufen haben sollen.“

Andre Enste
Edeka-Marktinhaber, über den Einsatz eines Sicherheitsdienstes

Für Marktinhaber Andre Enste haben zwei Aspekte in seiner Entscheidung, zu wechselnden Zeiten einen Sicherheitsdienst einzusetzen, eine Rolle gespielt. Ein Grund sind Ladendiebstähle. „Ladendiebstahl gab es immer schon, und das ist in den letzten Jahren leider mehr geworden. Aber das ist nicht der Hauptgrund“, betont der Inhaber von insgesamt drei Edeka-Filialen (Menden, Sümmern und Altena). „Uns geht es vor allem um das gute Gefühl, das Kunden bei uns beim Einkaufen haben sollen.“

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In seinem Markt in Altena beispielsweise gebe es sehr wenig Diebstähle, „das ist ein reiner Auto-Markt“. Anders sehe es in der Filiale am Mendener Bahnhof aus: „In Innenstadt-Nähe passiert einfach mehr. Es ist aber nicht so, dass extrem viel gestohlen wird.“

Ansprechpartner für Kundinnen und Kunden

Der Sicherheitsdienst solle, das ist Andre Enste wichtig, durch seine Präsenz auch ein Ansprechpartner für Kundinnen und Kunden sein. Das trage zur Kundenzufriedenheit bei, ist er überzeugt.

Andre Enste betreibt drei Edeka-Filialen: in Menden, Sümmern (Archivfoto) und Altena.
Andre Enste betreibt drei Edeka-Filialen: in Menden, Sümmern (Archivfoto) und Altena. © IKZ | Dennis Echtermann

Und wie bewertet die Polizei den Einsatz privater Sicherheitskräfte? Kürzlich hatte bei Aldi an der Unteren Promenade ein 16-Jähriger Zigaretten aus dem Gitterschrank genommen und wollte das Geschäft verlassen. Wie die Polizei berichtet, hatte der Jugendliche nicht reagiert, als ihn ein Mitarbeiter ansprach. Deshalb habe der Mitarbeiter die Verfolgung aufgenommen und den Jugendlichen festgehalten. Der 16-Jährige habe sich durch Schläge und Tritte gewehrt und den Angestellten dabei am Kopf verletzt. „Der Mitarbeiter konnte den Tatverdächtigen schließlich vor dem Haupteingang am Boden fixieren und bis zum Eintreffen der Polizei festhalten“, bilanziert die Polizei. Es habe sich schließlich herausgestellt, dass der Jugendliche im Laden außerdem Bierdosen in seinen Rucksack gepackt und an der Kasse vorbei getragen hatte. Der junge Mann bekam, so die Polizei, „eine Strafanzeige wegen eines räuberischen Diebstahls“.

Marcel Dilling ist Sprecher der Polizei des Märkischen Kreises.
Marcel Dilling ist Sprecher der Polizei des Märkischen Kreises. © WP | jürgen overkott

Derlei Zivilcourage sei nicht selbstverständlich, sagt Marcel Dilling, Pressesprecher der Polizei des Märkischen Kreises, auf Nachfrage der Westfalenpost. Grundsätzlich sei Zivilcourage „natürlich gut, also hinzuschauen statt wegzuschauen“. Doch gleichzeitig sei wichtig, sich nicht selbst in Gefahr zu bringen – „gerade in solchen Situationen, in denen es jemand mit Leuten zu tun haben kann, die vielleicht schon eine gewisse kriminelle Laufbahn haben“.

„Das Gewaltmonopol liegt bei der Polizei. Ein Festhalterecht hat aber jedermann, der einen anderen bei einem Diebstahl oder bei einer anderen Straftat beobachtet – aber bitte immer mit der gebührenden Vorsicht.“

Marcel Dilling
Polizeipressesprecher

Ein normaler Bürger dürfe im Übrigen  – wenn er es sich gefahrlos zutraut – einen anderen, den er bei einer Straftat beobachtet, bis zum Eintreffen der Polizei festhalten. Auch Mitarbeiter eines Sicherheitsdienstes haben diese „eingeschränkten Möglichkeiten“, erklärt Marcel Dilling. Alles andere obliege der Polizei: „Das Gewaltmonopol liegt bei der Polizei. Ein Festhalterecht hat aber jedermann, der einen anderen bei einem Diebstahl oder bei einer anderen Straftat beobachtet – aber bitte immer mit der gebührenden Vorsicht.“

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Ladendiebstähle spielen bei Andre Enstes Entscheidung für den Sicherheitsdienst indes nur eine untergeordnete Rolle. Der Marktinhaber will mit seinem Sicherheitsdienst auf die Kundenzufriedenheit setzen: „Das ist uns sehr wichtig.“ Deshalb investiere er auch in anderen Bereichen fortlaufend in seine Märkte. So gibt es seit einigen Monaten in der Mendener Filiale Self-Scanner, mit denen die Kunden die Produkte, die sie in ihren Einkaufswagen packen, selbst erfassen können. An der Kasse wird dann mit Hilfe des Hand-Scanners der zu bezahlende Betrag angezeigt. Die Kunden müssen dann nicht mehr alle Waren aufs Kassenband legen und anschließend wieder einpacken. Anfangs sei die Kundenresonanz sehr verhalten gewesen, steige nun aber stetig an, sagt Andre Enste. Der nächste Schritt werde ein Self-Scanner-Kassenbereich sein – für den Supermarkt-Chef auch eine kostspielige Investition: „Aber uns ist das wichtig. Wir sind immer innovativ.“

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In kleineren Geschäften im Innenstadtbereich indes sind Sicherheitsdienste derzeit noch kein Thema, bilanziert Falk Steidel, Vorsitzender der Mendener Werbegemeinschaft, auf Nachfrage der Westfalenpost: „Den klassischen Doorman gibt es bei unseren kleineren Geschäften noch nicht. Und ich sage bewusst ,noch‘.“ Das würde sich derzeit nicht rentieren, so seine Einschätzung.

Falk Steidel ist Vorsitzender der Mendener Werbegemeinschaft.
Falk Steidel ist Vorsitzender der Mendener Werbegemeinschaft. © Michaela Steidel | Privat

Den Einsatz eines Sicherheitsdienstes in Supermärkten allerdings würde er uneingeschränkt unterstützen: „Da geht es ja nicht nur um das Thema Ladendiebstähle. Die Supermärkte haben länger geöffnet als die Geschäfte in der Innenstadt. Und gerade in den Abendstunden gibt das den Kunden auch ein Gefühl der Sicherheit, wenn sie wissen, dass da jemand aufpasst.“ Auch die Werbegemeinschaft setzte deshalb bei Veranstaltungen auf einen Sicherheitsdienst. Falk Steidel: „Und das machen wir selbst bei unserem ,kleinen‘ Hollandmarkt.“

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Nicht jeder Supermarkt-Betreiber kommuniziert offen den Einsatz eines Sicherheitsdienstes. Manche wie beispielsweise Netto reagieren gar nicht auf die Nachfrage nach dem Sicherheitsdienst. Andere, wie zum Beispiel Aldi, bitten um Verständnis, „dass wir uns zu unseren Sicherheitsmaßnahmen und Diebstählen öffentlich nicht äußern“, so Maximilian Morlock von der Aldi-Nord-Pressestelle.

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Bei Lidl heißt es, dass „bundesweit an ausgewählten Standorten Sicherheitsunternehmen im Auftrag von Lidl im Einsatz“ sind, erklärt Valerie Heck von der Pressestelle der Lidl Dienstleistung. Die Entscheidung für einen Sicherheitsdienst werde standortindividuell getroffen. „In unseren Filialen in Menden haben wir derzeit keinen Sicherheitsdienst beauftragt.“

Menden
Die Kaufland-Filiale am Bösperder Weg in Menden (Archivfoto). © WP Menden | Corinna Schutzeichel

Das gleiche gilt für Kaufland: „In unseren beiden Filialen in Menden beschäftigen wir keinen Sicherheitsdienst“, erläutert Alisa Götzinger von der Kaufland-Unternehmenskommunikation.