Menden. Das Geräte-Leasing der Stadt klappt nicht: Mehr als 130 junge Hönne-Gymnasiasten erhalten Tablets mit mehr als halbjähriger Verspätung.

Als der Mendener SPD-Ortsvereinsvorsitzende Mirko Kruschinski und FDP-Ratsmitglied Klaus Luig im Dezember nachfragten, warum es seit dem Sommer immer noch keine iPads für die mehr als 130 Neuntklässler am städtischen Hönne-Gymnasium gibt, da versprach Bürgermeister Dr. Roland Schröder im Stadtrat eine baldige Antwort der Stadtverwaltung. Die ist jetzt da, doch für die Politiker ist sie alles andere als befriedigend. Denn beim computerlosen Zustand wird es für die mehr als 130 Schülerinnen und Schüler noch eine ganze Zeit lang bleiben.

Tablet-Nutzung wichtiger Unterrichtsinhalt in der Stufe 9

Rückblende: Für Gymnasiasten der Jahrgangsstufe 9 sollen Unterrichtsinhalte ab dem Schuljahresbeginn im Sommer ganz wesentlich mit Tablet-Computern ausgestaltet werden. Ohne die iPads können die Lehrkräfte den Jugendlichen bestimmte Unterlagen gar nicht zur Verfügung stellen. Doch bis Dezember waren die Geräte für das Hönne-Gymnasium immer noch nicht da. Als Klaus Luig in der letzten Ratssitzung des alten Jahres auf diesen Missstand aufmerksam machte, erinnerte Kruschinski daran, dass er diese Anfrage bereits im Oktober gestellt hatte.

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Stadt Menden: Bisher immer Kauf statt Kommunalleasing

In ihrer Antwort erklärt nun Andrea Swoboda als neue Leiterin des Teams Schule und Sport im Rathaus: „Zur Beschaffung der Tablets sollte für das Schuljahr 2024/25 erstmals die Idee des Kommunalleasings umgesetzt werden.“ Das Kommunalleasing bietet Städten und Gemeinden die Möglichkeit, Anschaffungen ohne Vorausfinanzierung zu tätigen. Bislang waren die Tablets stets gekauft worden. Doch laut Swoboda waren und sind „vor der Anwendung des Kommunalleasings noch einige verfahrenstechnische Fragen zu klären“. Das werde auch immer noch „einen gewissen Zeitraum in Anspruch nehmen“.

Leasingmodell „vorübergehend ins Stocken geraten“

Der Kauf der Tablets sei bedauerlicherweise wegen der „vorübergehend ins Stocken geratenen Bearbeitung des Leasingmodells und der zeitgleichen Vakanz in der Stelle der Teamleitung nicht vorangetrieben worden“. Bekanntlich hatte Swobodas Vorgängerin Miriam Sdunek die Stadt Menden verlassen, um in Werdohl die Leitung des dortigen Rechnungsprüfungsamtes zu übernehmen. So sei auch die Verzögerung bei der Beschaffung eingetreten, erklärt Swoboda. Die Ausschreibung sei jetzt aber auf den Weg gebracht, und die Verwaltung gehe davon aus, dass die Tablets den Jugendlichen im Februar 2025 zur Verfügung gestellt werden könnten.

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iPads kamen auch in den Vorjahren schon später als geplant

Damit hätte bereits das zweite Schulhalbjahr begonnen, bevor die elektronischen Helferlein in die Hände der Schülerinnen und Schüler gelangen können. Schon in den vergangenen Jahren hatte es meist bis zu den Herbstferien gedauert, bis die iPads auf den Pulten lagen, erinnerte Klaus Luig im Stadtrat. Einführung und intensive Nutzung digitaler Werkzeuge seien aber in der Stufe 9 zentrale Bestandteile des Unterrichts. Der Hinweis sei daher ernst zu nehmen.

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Auseinandersetzung in jüngster Stadtrats-Sitzung

„Wir nehmen das tatsächlich sehr ernst“, erklärte daraufhin Bürgermeister Roland Schröder. Man sei auch froh darüber, dass Bund und Länder den „Digitalpakt 2.0“ im Dezember auf den Weg gebracht haben. Denn darüber könne die Stadt Menden wohl auch 2025 eine große Charge an Geräten anschaffen. Mirko Kruschinski unterstellte der Stadt-Spitze an dieser Stelle jedoch klipp und klar: „Ihr nehmt das nicht ernst! Exakt diese Anfrage habe ich schon am 7. Oktober gestellt und bis heute, nach zwei Monaten, keine Antwort erhalten.“

Mirko Kruschinski, Ortvereinsvorsitzender der SPD Menden

„Im August gibt es wieder eine neue Jahrgangsstufe 9. Vielleicht wäre es klug, jetzt schon tätig zu werden.“

Mirko Kruschinski
SPD-Ortsvereinsvorsitzender

SPD hakt nach: Was hat freie Teamleiterstelle mit Bestellung zu tun?

Jetzt, da die Antwort vorliegt, hat Kruschinski seinerseits eine Replik an die Schulabteilung im Rathaus geschickt: Ihm erschließe sich nicht, was die freie Teamleiterstelle mit dem Versäumnis bei der Bestellung zu tun habe. Und ebenso wenig, warum man nicht unmittelbar nach seiner Anfrage im Oktober tätig geworden sei: „Wenn die iPads jetzt doch bestellt werden konnten, warum dann nicht schon im Oktober oder November?“ Das wolle er noch ausführlich erläutert haben. Auch eine Spitze kann sich Kruschinski nicht verkneifen: „Im August gibt es wieder eine neue Jahrgangsstufe 9. Vielleicht wäre es klug, jetzt schon tätig zu werden.“

Rektor Cormann: Kinder und Eltern warten sehnsüchtig auf Tablets

Ulrich Cormann, Rektor des Hönne-Gymnasiums, sieht die Verzögerung indes eher gelassen: „Ganz sicher erwarten unsere Schülerinnen und Schüler und auch viele Eltern sehnsüchtig die iPads.“ Die Schule verfüge aber über genügend Tablet-Koffer, um die Wartezeit bis zum Beginn des zweiten Halbjahres überbrücken zu können. Diese Geräte müssten allerdings in der Schule bleiben und dürften nicht mitgenommen werden, zum Beispiel für Hausaufgaben. Mit den städtischen iPads arbeiten Schülerinnen und Schüler dagegen auch zuhause. Wenn auch erst ab Februar.