Menden. Die langjährige Chefärztin der Gastroenterologie, Dr. Sabine Redemann, ärgert sich über Sparmaßnahmen durch die Krankenkassen.
Eigentlich hätte Dr. Sabine Redemann schon vor einem Jahr in den Ruhestand gehen können, verlängerte dann aber doch noch mal. Jetzt sagt die Chefärztin der Gastroenterologie des Mendener St.-Vincenz-Krankenhauses: „Ich freue mich auf den Ruhestand.“
21 Jahre hat Dr. Sabine Redemann die Gastroenterologie im Mendener Krankenhaus geleitet. Eine lange Zeit, in der sich auch viel verändert hat. Zum Leidwesen der Ärztin „nimmt der Ärger mit den Krankenkassen immer mehr zu. Das ist relativ zermürbend.“ Zudem sei es Bestreben der Krankenkassen, dass immer mehr gastroenterologische Untersuchungen oder Eingriffe ambulant durchgeführt werden sollen: „Und das ist zum Teil unverantwortlich.“
Letztendlich gehe es den Krankenkassen „einfach ums Sparen, aber das darf nicht zu Lasten der Patienten gehen. Es gibt Eingriffe, die lebensgefährlich sein können, wenn sie ambulant durchgeführt werden.“ Es sei „nicht zu verstehen, dass ein gut funktionierendes Gesundheitssystem vor die Wand gefahren wird“. Es tue ihr weh, dass der Verwaltungsaufwand immer größer werde. Denn über all die Jahre hat Dr. Sabine Redemann die Arbeit an und mit den Patientinnen und Patienten und mit ihrem Team besonders geschätzt, betont die 66-Jährige, die vor ihrer Zeit in Menden als Oberärztin an den Katholischen Kliniken Dortmund-West gearbeitet hat.
Positiv verändert hingegen haben technische Neuerungen den Arbeitsalltag. So hat das Krankenhaus 2023 in die Unterstützung durch KI (Künstliche Intelligenz) investiert, so dass beispielsweise Darmspiegelungen KI-gestützt durchgeführt werden können. Dabei schlägt die KI Alarm, wenn sie meint, einen Polypen entdeckt zu haben. Auf dem Bildschirm leuchtet dann ein Hinweis auf. Denn Polypen können auch trotz allergrößter Sorgfalt übersehen werden, sagt Dr. Redemann. Da bei jeder vierten Darmspiegelung Polypen entdeckt würden, sei die KI hier äußerst hilfreich, erläutert die Fachärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie. Ob der Hinweis durch die KI richtig ist oder nicht, diese Entscheidung allerdings liegt immer beim Mediziner, betont Dr. Sabine Redemann.
Die technische Entwicklung im Laufe der Jahrzehnte ihres Berufslebens sei immens, blickt die Medizinerin zurück und erinnert sich an ihre beruflichen Anfänge: Damals habe man – im Vergleich zu heute – beispielsweise bei einer Darmspiegelung viel weniger sehen können. „Ich bin sehr zufrieden und dankbar, dass wir im Mendener Krankenhaus diese hervorragende Ausstattung haben.“ Sie sei stolz auf die Leistung ihres Teams. In der Mendener Gastroenterologie-Abteilung „können wir fast alles anbieten wie es in Uni-Kliniken möglich ist“.
„Im Laufe der Jahre haben wir durch Koloskopien ganz viele Leben gerettet.“
Unermüdlich wirbt Dr. Sabine Redemann dafür, dass Menschen zur Koloskopie gehen: „Die Akzeptanz wächst da zum Glück.“ Meistens seien es „ältere Männer, die das nicht wollen“ und zurückhaltend seien. Eine rechtzeitige Koloskopie könne Leben retten: „Und im Laufe der Jahre haben wir durch Koloskopien ganz viele Leben gerettet.“ Dr. Sabine Redemann erinnert sich an eine Mitarbeiterin, Anfang 50, die keine Schmerzen oder andere körperlichen Beschwerden hatte und bei der dann ein Polyp entdeckt wurde, aus dem sich Darmkrebs hätte entwickeln können. „Darmkrebs muss nicht sein“, sagt Dr. Redemann mit Blick auf die Vorsorgeuntersuchungen. Sie empfiehlt eine Vorsorge alle fünf Jahre („zehn Jahre sind zu lang“), bei Entdeckung eines Polypen alle drei Jahre, „und wenn nicht alles entfernt werden konnte, nach einem Jahr“.
Dass sie Ärztin werden will, stand für Dr. Sabine Redemann schon während ihrer Schulzeit in der Oberstufe fest: „Das war christlich-religiös begründet“, erinnert sie sich. „Ärztin war immer mein Traumberuf.“ Jetzt beginnt für sie ein neuer Lebensabschnitt. Ihr Mann sei vor einem Jahr verstorben, sie wolle nun ihr Haus in Hamm verkaufen und nach Hamburg ziehen: „Da habe ich Freunde.“
Geplant hat Dr. Sabine Redemann für die nächsten Monate mehrere ausgedehnte Reisen. Von Singapur nach Taiwan, rund um Spitzbergen, West-Kanada, Oman, von den Seychellen nach Madagaskar, zählt sie voller Vorfreude auf. Zudem stehen sicherlich auch Besuche bei ihrem Sohn, der in St. Gallen BWL studiert, an.
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Die Leitungsposition von Dr. Sabine Redemann übernimmt ab Januar Dr. Yavuz Yildirim-Fahlbusch (ausführlicher Bericht folgt).