Menden. Der Bauch bereitet so manchem Probleme. Kein Wunder also, dass der Vortrag von Dr. Sabine Redemann in der Veranstaltungsreihe „St. Vincenz im Gespräch” auf eine große Resonanz stieß.
In der Cafeteria des St.-Vincenz-Krankenhauses informierten sich zahlreiche Mendener über das Thema chronische Bauchschmerzen. Zunächst, so führte die Chefärztin für Innere Medizin und Gastroenterologie aus, müsse ärztlich abgeklärt werden, ob es sich um eine organische Erkrankung oder um eine funktionelle Störung handele. Alarmzeichen seien Erbrechen, Gewichtsabnahme, nächtliche Durchfälle oder Schmerzen, kontinuierlich bestehende Schmerzen und ein Alter über 50 Jahre. Häufigste Ursache von chronischen Bauchschmerzen seien beispielsweise Geschwüre, Steinleiden, Divertikel, Krebs und Entzündungen. An erster Stelle der Ursachen aber liegt in rund 50 Prozent aller Fälle ein Reizdarm oder Reizmagen.
Prophylaktische Darmspiegelung
Dr. Redemann plädierte für eine prophylaktische Darmspiegelung: „Wenn alle zur Darmspiegelung gingen, würde erst gar kein Darmkrebs entstehen.” Wenn in einem Alter über 50 Jahre die erste Spiegelung gemacht werde, sollte die Untersuchung — wenn alles in Ordnung ist — acht bis zehn Jahre später erneut durchgeführt werden. Werden Polypen entdeckt, sollte die nächste Spiegelung nach drei Jahren erfolgen, bei erblicher Vorbelastung nach fünf Jahren. Die Untersuchung kann ambulant oder stationär durchgeführt werden (Wartezeit ambulant: vier Wochen; stationär: sofort).
Reizmagen
Ein Reizmagen (Dyspepsie) verursacht Symptome wie Übelkeit, Völlegefühl und Blähungen. „Die Betroffenen haben einen hohen Leidensdruck”, erläuterte die Medizinerin. Der Reizmagen wird quasi im Ausschluss-Verfahren diagnostiziert: „Die Definition ist die Abwesenheit einer organischen Erkrankung.” Die Ursachen für einen Reizmagen sind noch weitgehend unerforscht, führte Dr. Redemann aus. So sei unter anderem das Bakterium Helicobacter pylori als Ursache diskutiert worden. Denkbar sei auch, dass es durch unzureichendes Kauen (Luftschlucken beim Essen), durch bestimmte Essgewohnheiten oder durch eine gestörte Motilität (Magenentleerungsstörungen) zu einem Reizmagen komme. Eine weitere Theorie sei, dass ein Teil des Magens (das Antrum) nicht richtig arbeite. Zur Diagnostik gehöre unter anderem eine einmalige Magenspiegelung.
Viele Triggerfaktoren
Insgesamt verlaufe das Krankheitsbild eher langsam. Es gebe viele Triggerfaktoren, die die Beschwerden auslösen können, und die Symptome werden auch durch psychische Faktoren beeinflusst.
Linderung durch Wärme
Was hilft? Betroffene können, so Dr. Redemann, teilweise durch Wärme Linderung erfahren. Angebracht seien auch kleinere Mahlzeiten, eine reizärmere Kost, Tee (zum Beispiel Melisse und Fenchel), Entspannungsübungen und Bauchmassagen. Darüber hinaus gibt es auch verschiedene Medikamente, die vom Arzt verordnet werden können.
Reizdarmsyndrom
Neben dem Reizmagen sorgt das Reizdarmsyndrom bei vielen Menschen für Beschwerden. Hier stehen bei den Beschwerden Bauchschmerzen, unregelmäßiger Stuhlgang und ein aufgetriebener, geblähter Leib im Vordergrund. Oft kommen Abgeschlagenheit, Kopfschmerzen, Rückenschmerzen und Schlafstörungen hinzu. Manche leiden eher unter Durchfall, andere unter Verstopfung. Doppelt so viele Frauen wie Männer sind betroffen, führte Dr. Redemann aus. Auffällig: „Bei vielen ist ein Magen-Darm-Infekt vorausgegangen.” So kann ein Reizdarmsyndrom beispielsweise auch durch eine Salmonellenerkrankung ausgelöst werden.
Sehr unterschiedlicher Verlauf
Insgesamt könne der Verlauf sehr unterschiedlich sein. Triggerfaktoren seien beispielsweise Stress, falsche Ernährung, (zu fettreich; manchmal auch zu ballaststoffreich), eine bakterielle Fehlbesiedelung des Darmes und eine Störung der Immunabwehr. Oft vertragen die Patienten bestimmte Nahrungsmittel nicht. Das kann durch verschiedene Tests untersucht werden, so Dr. Redemann.
Nahrung umstellen
Welche Therapie gibt es? Zum einen sollte — je nach Unverträglichkeit — die Nahrung umgestellt werden. Es sollte, so erklärte Dr. Redemann, reichlich Flüssigkeit getrunken werden, und man sollte sich Zeit nehmen beim Essen. Außerdem gibt es verschiedene medikamentöse Therapien.