Menden. Schülerinnen und Schüler aus Menden haben sich dem „Upcycling“ verschrieben und gehen mit ihrer Mode auf den Laufsteg.
Was tun, wenn im Kleiderschrank zu viele Krawatten hängen, die doch so gut wie nie getragen werden und zudem auch noch ähnliche Farben haben? Josi ist Schülerin am Hönne-Berufskolleg (HBK), lässt sich dort zur bekleidungstechnischen Assistentin ausbilden – und sie gibt die Antwort auf der Bühne des „Mendener Winters“: Mach was Neues draus! Sie trägt einen Rock, der aus aneinander genähten Krawatten besteht. Sie kombiniert ihn mit einem schlichten schwarzen Oberteil und zu den Schlipsen passenden Stiefeln. Ein echter Hingucker!
Das Publikum ist von diesen und vielen weiteren Looks begeistert. Aus alten Kleidungsstücken haben die Schülerinnen und Schüler neue Mode gemacht – und die Ergebnisse sind tatsächlich beeindruckend. Das Projekt ist in Kooperation mit dem Initiativkreis Mendener Wirtschaft (IMW) entstanden. Jenni Gröhlich startete einen Aufruf: Die Mendener sollten hochwertige Mode spenden, die nicht mehr getragen wird, aber gut erhalten ist. Auch Jenni Gröhlich selbst und IMW-Vorstandsmitglied Hermann Niehaves lassen sich nicht lumpen, spenden Jacken und Anzüge.
IMW geht bei „Upcycling“ mit gutem Beispiel voran
Beide bedanken sich bei den Schülerinnen und Schülern, den Lehrerinnen und der Schulleitung des HBK für die gute Zusammenarbeit, freuen sich auf weitere Projekte. Hermann Niehaves: „Schule und Wirtschaft Hand in Hand – das ist der richtige Weg und der ist bekanntlich das Ziel.“ Jenni Gröhlich bedankt sich bei all denen, die ihre feinsten Stücke aus dem Schrank geräumt und damit dieses erfolgreiche Projekt unterstützt haben. Beide nutzen die Bühne des „Mendener Winters“, um auch ihren „Upcycling“-Beitrag zu zeigen. Aus Werbebannern, die beim Public-Viewing zur Fußball-EM aufgehängt worden waren, ist zum Beispiel eine Tasche entstanden, auf der das IMW-Logo prangt. Diese ist inzwischen über die sozialen Medien verlost worden.
Menschen aus Menden haben sich für das Projekt nicht nur von wertvollen Stücken getrennt, sondern auch von Teilen, an denen Emotionen hängen. So hat Emily ein 60 Jahre altes Hochzeitskleid in ein vollkommen neues Format gebracht – mit asymmetrischem Carmen-Ausschnitt mit Chiffon. „Das ist ein absoluter Hingucker“, sagt Jenni Gröhlich, die die Modenschau moderiert. Und sie hat einen Vorschlag: „Vielleicht könnte man in diesem Kleid ja nochmal heiraten?“ Die Schülerin reagiert zurückhaltend, präsentiert ihr Kleid aber äußerst charmant.
Und noch ein Kleid sorgt für Aufsehen: Nora hat ein altes, rosafarbenes Schützenfestkleid umgearbeitet. Das Oberteil erinnert an ein Korsett, dazu trägt die Schülerin eine Schleppe aus Tüll. Jenni Gröhlich findet: „Dieses Kleid ist für jede feine Veranstaltung geeignet.“
Doch nicht nur die jungen Frauen beeindrucken auf der Bühne mit tollen Looks und Model-Qualitäten. Auch mehrere junge männliche Modemacher zeigen ihre Styles – und sie sind mutig. So trägt Ramiz eine Jacke, die einst Jenni Gröhlich gehörte. Das Besondere: Der Rücken ist nun bunt bemalt. Felix lässt Klassisch und Rebellisch aufeinanderprallen: Ein Nadelstreifenanzug und Punk-Elemente bilden eine ganz spezielle Kombination.
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Seit vielen Jahren zeigen die Schülerinnen und Schüler bei Modenschauen immer wieder, was sie können. Ohne Frage aber bewährt sich die Bühne beim „Mendener Winter“, wenngleich so mancher Mode-Crack von morgen froh sein dürfte, dass die Sonne scheint. So manches Outfit ist eben nur bedingt wintertauglich. Was die Modenschau auf jeden Fall zeigt: Nachhaltigkeit kann auch richtig kreativ sein. Vielleicht werden sich einige Schülerinnen und Schüler langfristig darauf besinnen und auch künftig alte Mode umschneidern.