Menden. Seit der Stadtrat den Preis pro Quadratmater von 75 auf 100 Euro angehoben hat, ist kein Grundstück mehr verkauft worden.
Liegt es an der schwachen Konjunktur, oder hat die Stadt Menden im neuen Gewerbepark Hämmer mit der Erhöhung des Quadratmeterpreises den Flächen-Verkauf zum Erliegen gebracht? Dieser Eindruck kommt auf, wenn man die Antwort der Stadtverwaltung auf eine Anfrage des CDU-Ratsherrn Hubert Schulte betrachtet. Schulte wollte wissen, wie viele Gewerbeflächen im neuen Bereich Hämmer-Süd für 100 Euro pro Quadratmeter bislang verkauft werden konnten. Die Antwort aus dem Rathaus: keine einzige.
Alle bisher verkauften Grundstücke zum alten Preis veräußert
Alle sieben bisher verkauften Grundstücke in Hämmer-Süd sind demnach noch auf der Basis des früheren Richtpreises von 75 Euro an Unternehmen veräußert worden. Dies galt laut der Stadtverwaltung auch für die Kaufverträge, die erst nach der Anhebung auf 100 Euro unterschrieben wurden. Denn bei ihnen waren die maßgeblichen Grundstücksverhandlungen vor der Erhöhung gelaufen.
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Erste Erfahrungen mit Rückziehern und „Reservierungen“
Seit der Einweihung des Gewerbeparks Hämmer im Februar 2020 hat es demnach elf Interessenten gegeben, die vom Stadtrat für gut befunden wurden. Sie hätten eine Gesamtfläche von gut 98.000 Quadratmetern in Beschlag genommen, also 9,8 Hektar oder zwölf Fußballplätze. Doch inzwischen nahmen zwei dieser Interessenten trotz der Zustimmung der Politik wieder Abstand von ihrer Unterschrift. Ihre Flächen machen zusammen etwa ein Fußballfeld (7380 Quadratmeter) aus. Diese Areale werden jetzt erneut angeboten, allerdings zum 2023 beschlossenen höheren Quadratmeterpreis von 100 Euro.
Firmen nennen schwache Konjunktur als Grund
Weitere zwei Firmen haben um Aufschub gebeten, weil die derzeitige konjunkturelle Lage den Vertragsabschluss oder die Erfüllung der Vertragsbedingungen wie das Einreichen eines Bauantrages verzögern. Dies betrifft eine Gesamtfläche von zusammen 22.800 Quadratmetern. Die beiden betroffenen Areale werden jetzt als „reserviert“ geführt.
Immerhin: In einem der Erfolgsfälle hat es erst kürzlich einen Vertragsabschluss gegeben, wie im jüngsten Bauausschuss bekanntgemacht wurde. Allerdings kaufte das Unternehmen in diesem Fall statt der ursprünglich angestrebten 6300 Quadratmeter knapp 2000 weniger.
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27 Grundstücke unterschiedlichster Größe sind noch zu haben
Das gesamte Gewerbegebiet Hämmer-Süd umfasst nach Abzug aller Verkehrs-, Grünflächen sowie der Bereiche für die Regenrückhaltebecken eine vermarktbare Fläche von 250.000 Quadratmetern, also 25 Hektar. Ohne alle „reservierten“, verkauften und teilweise schon bebauten Flächen ergibt sich eine freie Restfläche von 18,2 Hektar. Darin enthalten ist auch der ehemalige Bauernhof Riekenbrauck, deren Abriss kurz bevorsteht.
Legt man den aktuellen Parzellen-Plan zugrunde, dann sind jetzt noch 27 Grundstücke unterschiedlichster Größe in Hämmer-Süd zu haben. Hinzu kommt die Fläche der Hofstelle. Der Plan bietet damit weiterhin die Möglichkeit der Anpassung an die Flächenbedarfe möglicher Käufer. Die Anzahl der Grundstücke kann sich folglich noch verändern, je nachdem, was nachgefragt wird.
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Preiserhöhung, damit die Stadt eine Schwarze Null erreicht
Die Stadtverwaltung erinnert daran, warum es die Preiserhöhung im Jahr 2023 überhaupt gab. Demnach wird fortlaufend berechnet, was die Stadt Menden in Hämmer-Süd einnehmen muss, um ihre Investitionen für die Erschließung mit Kanälen oder Straßen beizeiten vollständig wieder herauszubekommen. Die letzte Berechnung aus dem Frühjahr 2023 ergab, dass die 75 Euro dafür nicht ausreichen würden.
Der neu ermittelte Wert lag etwas unterhalb der 100 Euro und wurde noch aufgerundet, um ein Polster für mögliche Kostensteigerungen im Baugewerbe einzubauen. Im März und erneut im November 2023 wurde das Zahlenwerk dem Rechnungsprüfungsamt RPA zur Neuberechnung des „Break Even Points“ zum Erreichen der schwarzen Null vorgelegt. Das RPA äußerte dazu keine Beanstandungen.
SPD will Regeln für Ansiedlungen gelockert sehen
Aus Sicht der Stadtverwaltung ist „eine erneute Preisanpassung nicht zu erwarten“. Für die Mendener Politik dürfte es unterdessen vielmehr um die Frage gehen, ob der Quadratmeterpreis womöglich wieder sinken soll, damit die Vermarktung in Hämmer-Süd gerade in konjunkturell schwachen Zeiten nicht gänzlich zum Erliegen kommt.
SPD-Fraktionschef Sebastian Meisterjahn hat erst kürzlich gefordert, auch die strengen Regeln auf den Prüfstand zu stellen, die alle Interessenten für Hämmer-Süd erfüllen müssen. Dafür gibt es bekanntlich einen Punktekatalog, in dem sich zum Beispiel geringer Flächenverbrauch und hohe Arbeitsplatzdichte positiv auswirken. Wer hierbei die Mindestpunktzahl nicht erreicht, darf sich in Hämmer-Süd nicht ansiedeln; ein namhaftes Unternehmen scheiterte erst kürzlich an dieser Hürde. Angesichts der Zahlen der Stadtverwaltung dürfte allerdings der Grundstückspreis das Hauptkriterium sein.