Menden. Es soll zukünftig Kindern einen sicheren Hafen bieten: Das neue Kinderschutzhaus auf Platte Heide nimmt Formen an. Es fehlt noch Personal.

Besser hätte der Termin für das Richtfest des Kinderschutzhauses auf Platte Heide nicht fallen können. Am Weltkindertag gaben die Handwerker den Rohbau des Hauses frei, das im kommenden Jahr Kindern Zuflucht geben und ein sicherer Ort sein soll. Die Einrichtung, die am Glockenblumenweg entsteht, realisiert den einvernehmlichen Wunsch der Jugendämter im Märkischen Kreis nach einer Kinderschutzgruppe, die rund um die Uhr für eine Inobhutnahme bereit steht.

Nur drei Monate vergangen, bis Grundgerüst stand

Neben den Räumlichkeiten für die Kinder entsteht ein Trakt mit Büro- und Sozialräumen. Das Grundstück neben dem Paul-Gerhardt-Haus stellt die evangelische Kirchengemeinde Menden zur Verfügung. Mit der Planung und Umsetzung wurde die Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden betraut. Das gebildete Kuratorium hatte bei der Planung stets die Bedürfnisse der Kinder und der Mitarbeitenden und der Bereitschaftspflegefamilien im Auge.

„Wir sind freudig überrascht, wie schnell der Rohbau wuchs und letztendlich erstellt wurde.“

Claudia Schirmer, in ihrer Eigenschaft als Vorstand der ev. Jugendhilfe

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Bisher scheint alles mehr als perfekt zu laufen und die Verantwortlichen sehen zuversichtlich in die Zukunft, denn vom ersten Spatenstich bis zur Fertigstellung des Grundgerüstes des knapp 500 Quadratmeter großen Hauses vergingen nur drei Monate. „Wir sind freudig überrascht, wie schnell der Rohbau wuchs und letztendlich erstellt wurde“, sagt Claudia Schirmer, in ihrer Eigenschaft als Vorstand der ev. Jugendhilfe. Deshalb richtet sich ihr Dank beim Richtfest ganz besonders an die Handwerker, die so gut und zügig vorangekommen sind. „Wir sind eben ein eingespieltes Team“, lacht Mohammed Hassan. Der 49-jährige Mitarbeiter der Firma Lido Bau hat zusammen mit seinen sieben Kollegen den Rohbau hochgezogen hat.

Trotz der widrigen Wetterverhältnisse wurde das Richtfest des Kinderschutzhauses auf Platte Heide, nach alter Tradition, draußen begangen.
Trotz der widrigen Wetterverhältnisse wurde das Richtfest des Kinderschutzhauses auf Platte Heide, nach alter Tradition, draußen begangen. © Susanne Springer | Susanne Springer

Rückzugsort für Kinder, die es beherbergt

Oben am Dach des Hauses steht Zimmermann Uwe Kißmer mit einem Glas in der Hand, welches, nachdem er den selbst gedichteten Richtspruch zum Segen des Hauses spricht, mit geübter Wucht am Dachbalken zerschmettert. Der kalte, eisige Wind, der während der Richtfestfeier weht, lässt den mit bunten Bändern geschmückten Richtkranz am Mast richtig tanzen. „Der Kranz ist eine Eigenanfertigung von unserer Auszubildenden Bürokauffrau Jenny Müller“, betont Schirmer.

„Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, und um ein Haus wie dieses zu bauen, braucht es eine ganze Stadt und mehr.“

Claudia Schirmer

Überhaupt bleibt der Chefin der Jugendhilfe am Mittwoch nichts anderes übrig als Dankesworte zu sprechen. „Um ein Kind zu erziehen, braucht es ein ganzes Dorf, und um ein Haus wie dieses zu bauen, braucht es eine ganze Stadt und mehr“, sagt sie und hofft, dass sich alle Verantwortlichen angesprochen fühlen. „Möge das Haus Heim und Rückzugsort für die Kinder werden, die es beherbergen wird“, wünscht sich Pfarrer Thomas von Pavel.

Uwe Kißmer, der den von ihm selbst gedichteten Richtspruch aufsagt.
Uwe Kißmer, der den von ihm selbst gedichteten Richtspruch aufsagt. © Susanne Springer | Susanne Springer

Haus soll Schutz von außen für Kinder bieten

Das ungemütliche Wetter aber lässt die Gesellschaft nicht länger als nötig draußen verweilen, auch wenn der Anblick des illuminierten Rohbaus mit seinem bunten Kranz auf dem Dachstuhl ein schöner ist. Im Paul-Gerhardt-Haus bleibt man gerne noch zusammen. Gibt es doch warme Getränke und eine heiße Suppe. Die Zahl der geladenen Gäste, unter ihnen auch Matthias Eggers, CDU-Landtagsabgeordneter, sowie die Mitarbeitenden der Evangelischen Jugendhilfe, Handwerker und Mitglieder des Kuratoriums, kommen miteinander ins Gespräch.

„Das Haus soll innen offen sein, aber Schutz vor außen bieten und man muss dem Haus die Freude ansehen, mit der es gebaut wurde.“

Nils Kemper, leitender Architekt

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Nils Kemper als leitender Architekt und sein Mitarbeiter Darius Wächter erklären die Besonderheiten, die es beim Entwurf des Kinderschutzhauses zu beachten gibt. „Das Haus soll innen offen sein, aber Schutz vor außen bieten und man muss dem Haus die Freude ansehen, mit der es gebaut wurde“, so Kemper, der zugibt, bei der Gestaltung des Gebäudes mehrfach um die Ecke gedacht zu haben. Das Kinderschutzhaus ist nicht nur ein Bedarfskonzept der Jugendämter Menden, Hemer, Iserlohn und MK, sondern auch Arbeitgeber in verschiedenen Bereichen. „Insgesamt zehn neue Arbeitsplätze werden hier geschaffen, sieben davon sind noch vakant und das in verschiedenen Arbeitsbereichen“, so Schirmer.

Pädagogische Leitung des Kinderschutzhauses übernimmt Nicole Roloff

Die pädagogische Leitung des Kinderschutzhauses wird Nicole Roloff übernehmen. Die 48-Jährige arbeitet bereits seit zwanzig Jahren bei der evangelischen Jugendhilfe. „Ich sehe meiner neuen Aufgabe mit Freude und Zuversicht entgegen“, so Roloff. Sie zeigt sich sowohl von dem Neubau, als auch von dem Standort in der Mitte eines gewachsenen Stadtteils begeistert. „Die Kinder, die wir hier in Obhut nehmen, werden zwar nicht lange bei uns bleiben, aber sie haben in der Zeit hier die Möglichkeit, am Gemeindeleben teilzunehmen.“

„Die Kinder, die wir hier in Obhut nehmen, werden zwar nicht lange bei uns bleiben, aber sie haben in der Zeit hier die Möglichkeit, am Gemeindeleben teilzunehmen. “

Nicole Roloff, pädagogische Leitung des Kinderschutzhauses

Auch die Nähe zum Paul-Gerhardt-Kindergarten sieht die Pädagogin als großen Vorteil. Wenn es weiter im Zeitplan so gut voran geht wie bisher, sollen im Spätsommer des kommenden Jahres die Räumlichkeiten bezugsfertig und Menden für alle Jugendämter im Kreis die erste Anlaufstelle der Region die Möglichkeit zur Inobhutnahme junger Kinder sein. Auf gute Nachbarschaft und einen weiteren, guten Verlauf der Baumaßnahmen stoßen alle gemeinsam an.