Menden. Die Stiftung Evangelische Jugendhilfe baut ein Kinderschutzhaus auf Platte Heide. Bald soll der erste Spatenstich erfolgen. Das sind die Pläne.
Auf der Platte Heide in Menden, direkt am Paul-Gerhardt-Haus am Veilchenweg, will die Stiftung Evangelische Jugendhilfe bekanntlich ein Kinderschutzhaus für Kleinkinder bauen. Der erste Spatenstich dafür soll bereits in den nächsten Wochen erfolgen, ganz genau steht der Termin indes noch nicht fest.
Evangelische Jugendhilfe: Gleich vier Jugendämter fragten an
„Wir brauchen diese stationären Plätze für Kinderschutzgruppen, es gibt einen großen Bedarf dafür“, bekräftigt Claudia Schirmer für den Vorstand der Stiftung Evangelische Jugendhilfe Menden im Gespräch mit der WP. Um die Einrichtung gebeten worden sei die Stiftung von den vier Jugendämtern der Städte Menden, Iserlohn, Hemer sowie des Märkischen Kreises, der diese Funktion für kleinere MK-Gemeinden übernimmt. „Bisher bringen wir Kinder von null bis zwölf Jahren über die Jugendschutzstelle Iserlohn in Bereitschafts-Pflegefamilien unter, und auch hier sind wir ein großer Anbieter. Doch es gibt Kinder, die sind in einer stationären Einrichtung erst einmal besser aufgehoben“, begründet Schirmer weiter. Wie berichtet, soll der Neubau bis zu sechs Kinder zwischen drei und acht Jahren für sechs bis zwölf Monate aufnehmen. Etwa zehn Arbeitsplätze für Therapie und Hauswirtschaft sollen dafür hier neu entstehen.
Pfarrer und Presbyterium: Ev. Kirchengemeinde steht voll hinter dem Projekt
Dass die evangelische Kirchengemeinde in Menden nicht bloß das Baugrundstück stellt, sondern auch inhaltlich voll und ganz hinter diesem Projekt steht, machen indes Pfarrer Thomas von Pavel und Presbyteriums-Vorsitzender Reinhard Fuhrmann deutlich. Fuhrmann, seit 2012 im Presbyterium, ist vom Fach: Lange Jahre hat er als Baukirchmeister die Um- und Anbauten sowie Renovierungen in der Gemeinde begleitet.
Ab Sommer 2025 ein geschützter Ort für bis zu sechs kleine Kinder
Nach der Bauzeit von einem Jahr sollen hier ab dem Sommer 2025 kleine Kinder für sechs bis zwölf Monate in ihrem zweiten Zuhause zur Ruhe kommen können. Kinder, die aus verschiedenen Gründen in akuten Notsituationen aus ihren Familien genommen werden müssen. Schutzbedürftigen Menschen beizustehen, sei eine der vornehmsten Aufgaben der Kirche, erklärt Pfarrer von Pavel. Zudem verfüge die Evangelische Jugendhilfe über einen herausragenden fachlichen Ruf und die notwendige Erfahrung. Denn sie betreibe bereits mehrere Wohngruppen, auch für ältere Kinder und Jugendliche, sowohl in Menden wie auch in den Nachbarstädten.
Es geht um Stabilisierung, Diagnostik und die Zukunft
Im neuen Gebäude soll es vor allem um die Stabilisierung der Lebenssituation gehen, um eine Diagnostik und um Perspektiven für den weiteren Verlauf. Wie Pfarrer von Pavel erklärt, hat die Gemeinde nicht selbst nach Nutzungsmöglichkeiten für ihr Gelände gesucht, werde jetzt aber auch Einnahmen erzielen: Das Grundstück wird an die Jugendhilfe als Bauherrin verpachtet.
Ort für Zusammenkünfte der Kinder mit Eltern und Bereitschaftsfamilien
Das Haus der Kinderschutzgruppe ist zweistöckig geplant. Es gibt eigene Schlafzimmer für jeden kleinen Bewohner, dazu gemeinschaftlich genutzte Sanitärräume, Küche und Wohnzimmer. Es folgt ein Trakt mit Büro- und Sozialräumen für Bereitschaftspflegefamilien, die rund um die Uhr Gewehr bei Fuß stehen, um Kinder in Notfällen kurzfristig aufzunehmen. Hier sollen diese Familien künftig betreut und beraten werden, hier sollen sie sich mit ihren Schützlingen treffen. Das Haus soll auch ein geschützter Ort sein für Zusammenkünfte der Kinder mit ihren leiblichen Eltern.
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Vom Glockenturm wird nicht mehr viel zu sehen sein
Der markante Glockenturm vor dem Paul-Gerhardt-Haus wird zwar bleiben, aber nicht mehr so gut zu sehen sein. Der L-förmige Neubau steht auf 1300 Quadratmetern mitsamt einem geschützten Garten für die Kinder. Der heutige Schotterparkplatz am Veilchenweg fällt dafür weg. „Wir werden hier etwa zehn Arbeitsplätze schaffen“, unterstreicht Claudia Schirmer. Nicht nur für die Betreuer, von denen tagsüber zwei oder drei im Haus sein werden, sondern auch in der Hauswirtschaft. Und: „Nachts ist immer eine Kraft da, damit die Kinder rund um die Uhr betreut sind.“
Ev. Jugendhilfe schafft am Veilchenweg zehn neue Arbeitsplätze
Aktuell zählt die Stiftung Evangelische Jugendhilfe, in Menden 1966 gegründet, 100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Schwerpunkt ist die Arbeit mit traumatisierten Kindern und Jugendlichen, die etwa Gewalt und Vernachlässigung erfahren haben. Für sie gibt es Wohn- und Tagesgruppen, Beratungs- und Therapieangebote. Und künftig auch das Kinderschutzhaus.
Ruhig, aber dennoch lebendig: Ortskern als ideale Umgebung
Dessen Umgebung nah am Platte Heider Ortskern mit Supermarkt, Apotheke, Wochenmarkt und vielen Wohnhäusern sei für die Kinder ideal, findet Claudia Schirmer. Denn abschotten wolle sich die neue Einrichtung auf der Platte Heide keinesfalls. Und der Hauptsitz der Stiftung an der Droste-Hülshoff-Straße ist auch nicht weit entfernt.