Menden. Kirchenmusiker Christian Rose wirkt seit 30 Jahren in Menden. Er will Menschen durch die Musik verbinden. So holt er die Kirchenmusik aus der Ecke.

Einen Rucksack voller Ideen, die Leidenschaft für die Musik und viele Ambitionen brachte Christian Rose vor 30 Jahren mit nach Menden, als er die Stelle als Kirchenmusiker von St. Vincenz antrat. Seit 1994 wirkt er dort als Organist, Kantor und Chorleiter.

Christian Rose erhielt im Alter von zehn Jahren den ersten Orgelunterricht

Der heute 57-Jährige begann bereits im Alter von zehn Jahren zu musizieren. Damals erhielt er ersten Orgelunterricht. Schnell stand für den jungen Christian fest, dass er die Musik zu seinem Beruf machen wollte. Nachdem er das C-Kirchenmusikstudium abgeschlossen hatte, studierte er am St.-Gregorius-Haus in Aachen. Orgelkurse bei renommierten Kirchenmusikern begleiteten ihn über viele Jahre. Seine erste Stelle fand er in Monschau in der Eifel. Doch als vor 30 Jahren in Menden ein Kirchenmusiker gesucht wurde, musste er nicht lange überlegen, um sich auf die Stelle zu bewerben.

„Es sind gut und gerne 300 Menschen, mit denen ich regelmäßig musizieren.“

Christian Rose
Organist, Kantor, Chorleiter

Rose war gerade einmal 27 Jahre alt, als er in Menden zu arbeiten begann, und entsprach mit seiner jungen, dynamischen Art nicht der generellen, weit verbreiteten Vorstellung eines Kirchenmusikers. In den vergangenen drei Jahrzehnten hat er in Menden einiges auf die Beine gestellt und erreicht. Das beweist allein die Anzahl der Chöre, die er ins Leben gerufen hat und bis heute leitet. Regelmäßig probt er neben der Arbeit an der Orgel mit sechs ganz unterschiedlichen Chören. Viele Aufführungen musikalischer Großwerke fanden bis heute unter seiner Leitung in der St.-Vincenz-Kirche statt.

Leidenschaft für die Musik hat nicht nachgelassen

Seine Leidenschaft für die Musik und vor allem aber auch die Liebe, mit Menschen zu musizieren hat nicht nachgelassen, ganz im Gegenteil, Rose ist und bleibt umtriebig und voller Tatendrang. Seine Stelle bezeichnet er selber als „Leuchtturmstelle“, sie beinhaltet die Entwicklung der Kirchenmusik im neuen pastoralen Raum. Dabei zeigt sich Rose grundsätzlich offen für neue Aufgaben, das beweist er in diesem Jahr, indem er die musikalische Leitung des Projektchores zum Turmblasen an Heiligabend übernimmt. Über seine Arbeit rückblickend und seine Ideen für die Zukunft steht er Frage und Antwort.

Gemeinsam mit anderen musizieren: Christian Rose (Orgel), hier mit Jörg Segtrop (Trompete).
Gemeinsam mit anderen musizieren: Christian Rose (Orgel), hier mit Jörg Segtrop (Trompete). © Alexander Lück | Jörg Segtrop

Herr Rose, warum haben Sie sich gerade für Menden entschieden?

Ich bin in Letmathe geboren und aufgewachsenen, deswegen kannte ich Menden bereits. Menden gehörte schon damals zu den Garanten der gelebten christlichen Tradition und diese Lebendigkeit hat mich angezogen.

Mit welchen Visionen haben Sie Ihre Stelle damals angetreten?

Mein Wunsch war es, Menschen aller Altersklassen durch die Musik zu verbinden anstatt zu separieren. Deshalb gründete ich vor 25 Jahren den Chor „Canta Famiglia“. Es gab in St. Vincenz zwar bereits lange einen Kirchenchor, aber ich hatte mir vorgenommen, dass Eltern, Großeltern und Kinder miteinander singen können, wie in einer Familie eben.

Wieviel Menschen bringen Sie inzwischen regelmäßig zum Singen?

Also, es sind gut und gerne 300 Menschen, mit denen ich regelmäßig musiziere. Sie bestehen aus sechs Chorgruppen, darunter zwei Kinderchöre und nicht zu vergessen, die Grundschulkinder der ersten bis dritten Klassen der Josefschule Menden, die jede zweite Woche zum Singen in die Kirche kommen. Überhaupt ist es mir sehr wichtig, dass Kinder möglichst früh mit Musik in Berührung kommen.

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Welche Art von Liedern proben Sie ein, sind es ausschließlich geistliche Lieder?

Natürlich fallen die Lieder unter den Begriff Sakralmusik, jedoch stellt sich die Musik ganz verschieden dar. Unser Gospelchor verfügt zum Beispiel über ein anderes Repertoire als der Kinder- oder Kirchenchor.

Ist Kirchenmusik denn noch zeitgemäß?

Ja, auf jeden Fall, auch wenn viele Menschen meinen, Kirchenmusik sei konservativ und verstaubt. Die Interpretation der Musik liegt an den Chorleitenden. Ich sehe einen Teil meiner Aufgabe darin, die Kirchenmusik aus ihrer Ecke, ins Hier und Jetzt zu holen und den Musikstücken frischen Wind durch moderne Interpretationen einzuhauchen.

Christian Rose leitet auch mehrere Chöre.
Christian Rose leitet auch mehrere Chöre. © WP

Was war das größte Projekt, das unter Ihrer musikalischen Leitung in Menden inszeniert wurde?

Dazu zählen alle großen Oratorien (Konzerte), die alle zwei Jahre gemeinsam mit meinen Chören, bekannten Orchestern und Solisten und Solistinnen stattfinden, wie zum Beispiel das Weihnachtsoratorium. Die St.-Vincenz-Kirche bietet gerade für die großen musikalischen Aufführungen dank ihrer genialen Akustik den perfekten Raum.

Womit sind Sie aktuell beschäftigt?

Wir befinden uns gerade in der finalen Probenphase für ein Konzert, das am Sonntag, 24. November, um 17 Uhr in der St.-Vincenz-Kirche stattfinden wird. Dem fiebere ich entgegen, schließlich konnte ich hochkarätige Solisten wie Daria Burlak, Dorothée Rabsch, Mario Ahlborn und Harald Martini gewinnen.

Sprechen Konzerte, wie das am 24. November, ausschließlich Liebhaber der klassischen Musik an?

Ich kann nur allen empfehlen, sich selbst ein Bild zu machen. 35 Orchestermitglieder, dazu unser 35-köpfiger Chor und die vier Solisten, werden Musik machen, die unter die Haut geht. Gerade Orchester wie „Musica Antiqua Markiensis“ mit ihren historischen Instrumenten, bringen Klänge, die Herz und Ohren berühren. Auch unser Chor „Ars Musica St. Vincenz“ möchte seinen Gästen ein erstklassiges und kurzweiliges Konzert bieten. Aufführungen wie diese sollen dazu beitragen, Kirchenmusik in die Mitte der Gesellschaft bringen.

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Sind Sie nach 30 Jahren vor großen musikalischen Aufführungen noch nervös?

Eine gewisse Nervosität ist normal und muss auch sein, denn es findet ja nichts Alltägliches statt. Mir hilft zu wissen, dass ich mich immer auf meine „Leute“ verlassen kann. Ganz ehrlich, ein Dirigent ist nur so gut wie sein Emsemble. Und wo wir gerade dabei sind, möchte ich mich auch noch bei meiner Familie bedanken. Zum einen bei unserem Sohn Johannes, er kümmert sich immer um die Technik. Zum anderem bei unserer Tochter Theresa, sie arbeitet als Dramaturgin an der Komischen Oper in Berlin, ihr kritischer Blick auf meine Arbeit ist mir eine Unterstützung. Nicht zuletzt aber auch bei meiner Frau Stefanie, sie ist nicht nur Sopranistin in meinen Chören, sondern auch meine Stütze und Begleitung zu Hause und bei meiner Arbeit.

Was wünschen Sie sich in den kommenden Jahren als Kirchenmusiker in Menden?

Gerade beschäftigt mich sehr, dass der Stellenwert der christlichen Kirchen in der Gesellschaft sinkt, ich würde mir wünschen, dass die Menschen kommen, mit uns hauptberuflichen Mitarbeitenden sprechen und den Kontakt suchen, anstatt sich abzuwenden. Deshalb ist es mein größter Wunsch, zugleich aber auch meine größte Herausforderung, mit meiner musikalischen Arbeit Brücken zu bauen, die Menschen, gleich welchen Glaubens und gleich welcher Herkunft, miteinander verbinden.