Menden. Als die Kinder noch klein waren, erzählt Arne Bennigsen aus Menden jeden Abend die Geschichte des Mondfrosches. Nun ist ein Buch daraus geworden.
Astrid Bennigsen hat Tränen in den Augen, wenn sie ihr Kinderbuch in den Händen hält. Beim Durchblättern zittern ihre Hände leicht, die Emotionen schwappen über. Dieses Buch, es ist viel mehr, als nur ein Schriftstück für die 60-Jährige. Es ist Familiengeschichte. Konserviert, damit sie niemals in Vergessenheit gerät. „Die Geschichte ist so toll. Ich wollte nicht, dass sie verloren geht“, sagt die Mendenerin und schaut auf die bunten Seiten. Denn sie hat sie zwar geschrieben, doch die Idee vom kleinen Mondfrosch hatte ein anderer.
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Papas großer Auftritt: die Gute-Nacht-Geschichte
Aber von vorn. Es ist 1992 und Schlafenszeit. Astrid Bennigsen hat sich tagsüber um die Familie und den Haushalt gekümmert und ist nun auf der Arbeit. Gemeinsam mit ihrem Mann Arne hat sie zwei Söhne, Björn und Kai. Und die beiden Jungs wissen ganz genau, was jetzt kommt. Papas großer Auftritt. Denn jeden Abend erzählt er ihnen zum Einschlafen eine Geschichte. Am liebsten die vom kleinen Mondfrosch. Der ist gelb und lebt auf dem Mond. Seine Lehrerin erzählt ihm viel vom blauen Planeten und der Mondfrosch wird immer neugieriger. Als eine Rakete mit Astronauten auf dem Mond landet, nutzt er einen unbeobachteten Moment und schleicht sich in die Rakete. Es ist der Start eines aufregenden Abenteuers. Auf seiner Reise lernt der kleine Mondfrosch viele für ihn ganz ungewöhnliche Tiere kennen. Frau Rabe, eine Lehrerin des blauen Planeten, nimmt den Mondfrosch mit auf eine Tour und zeigt ihm, dass er sich vor den andersartigen Tieren nicht zu fürchten braucht. Vielmehr findet der kleine Frosch wahre neue Freunde.
„Die Geschichte ist so toll. Ich wollte nicht, dass sie verloren geht.“
Elf Kapitel umfasst das Kinderbuch von Astrid Bennigsen. Geschrieben hat sie es bereits vor vielen Jahren. Arne, Björn und Kai erzählten ihr immer wieder von der Fantasiewelt, vom Mondfrosch, Wildschwein, Fuchs und Co. So viel, dass ihr 1996 der Gedanke kam, die schönen Geschichten ihres Mannes festzuhalten. Eigentlich als Geschenk für die beiden Söhne. So schrieb sie an freien Vormittagen handschriftlich alles Schritt für Schritt nieder und zeigte es ihrem Mann. Gemeinsam arbeiteten sie an der Geschichte und irgendwann tippte die 60-Jährige schließlich alles am Computer ab. Wahnsinnig viel Arbeit war das neben Beruf und Kindererziehung. Doch schließlich war „Futschikato, ein kleiner Mondfrosch auf dem blauen Planeten“ fertig. „Warum er Futschikato heißt? Keine Ahnung“, sagt Astrid Bennigsen und lacht. „Ich habe das nie hinterfragt. Ich werde meinen Mann heute Abend mal fragen“, sagt sie grinsend.
Traum von Buch schon fast begraben
Doch getippte Zeilen allein helfen nicht weiter. „Ich habe das Buch vielen Verlagen angeboten.“ Eine Rückmeldung habe sie nie erhalten. Erst fast ein Jahrzehnt später, als die Mendenerin die Hoffnung schon aufgegeben hatte, wollte der Zufall, dass eine Lektorin auf ihr Werk aufmerksam wurde. Und dann ging es plötzlich ganz schnell. Gemeinsam werkelten sie am Text. So wurde aus der superbösen Ratte eine grantige. Und ein paar aktuelle Themen flossen ein. Eine Grafikerin gestaltete alles und aus den eigentlich gewünschten zwei Ausfertigungen wurden letztlich 5000 gedruckte Bücher. „Die stapeln sich im Büro an der Wand“, sagt Astrid Bennigsen grinsend. An den Moment, als die Lieferung 2023 ankam, erinnert sie sich noch genau. Überwältigend. Knapp 100 Bücher hat sie schon verkauft, ganz ohne Werbung. Alle Leserinnen und Leser seien begeistert.
„Jedes Mal, wenn ich das Buch lese, muss ich anfangen zu heulen.“
Die Geschichte von „Futschikato, ein kleiner Mondfrosch auf dem blauen Planeten“ hat Ehemann Arne für die beiden Söhne mit viel Liebe zum Detail frei erfunden. Immer dann, wenn Astrid Bennigsen arbeiten musste, hat er die Kinder ins Bett gebracht und die Welt der Fantasie mit ihnen betreten. Warum Astrid Bennigsen nach so vielen Jahren immer noch so gerührt ist, wenn sie das Buch in den Händen hält? „Vielleicht, weil ich es nie mitbekommen habe, weil ich immer arbeiten war“, beschreibt sie ihre Gefühle. „Jedes Mal, wenn ich das Buch lese, muss ich anfangen zu heulen.“ Es erinnert sie an eine Zeit, die sie selbst irgendwie verpasst hat und doch so gern mit ihren Kindern erlebt hätte. „Mein Mann hat tagsüber gearbeitet und ich abends in der Gastronomie. Das war damals für uns das beste Modell. Wir wollten keine Schlüsselkinder.“
Geschichte in die nächste Generation tragen
Und aus den damals kleinen Jungs sind mittlerweile große Kerle geworden. Björn und Kai, 41 und 36 Jahre alt, stehen mittlerweile mitten im Leben. Den Mondfrosch haben sie trotzdem nicht vergessen. Und als Björn das fertige Buch endlich in den Händen hielt, kullerten die Tränen vor Rührung. Das zu erzählen, fällt Astrid Bennigsen, die im Justizvollzugkrankenhaus Fröndenberg in der Küche arbeitet, schwer. Allein beim Gedanken daran werden auch ihre Augen wieder feucht. Sie ist stolz. Stolz auf sich, aber auch auf ihren Mann, der in der metallverarbeitenden Industrie arbeitet, und auf die Kinder sowieso. Der Mondfrosch ist eben mehr, als ein kleiner gelber Frosch. Er ist Familiengeschichte. Und bald, da ist sich Astrid Bennigsen sicher, wird die Geschichte in die nächste Generation getragen. Denn Björn erwartet mit seiner Partnerin gerade das erste Kind...
Das Buch (ISBN 978-3-9818190-7-6) ist beim Lennestrand Verlag erschienen. Es ist überall dort erhältlich, wo es Bücher gibt zum Preis von 19,90 Euro. Damit der gesamte Erlös auch bei der Mendener Familie ankommt, verkauft Astrid Bennigsen ihr Buch zudem direkt selbst in Menden. Wer eins abholen möchte, kann sich unter 02373/179333 bei ihr melden.