Menden. Im Gewerbegebiet Hämmer-Süd werden eigens Schwellen eingebaut, um die Tunerszene zu vergrämen. Für Kontrollen ein Einsatzschwerpunkt.

Zu dem schweren Raser-Unfall in der Nacht zum Samstag auf der Hermann-Löns-Straße auf der Platte Heide hat die Polizei in Menden noch keine weiteren Hinweise aus der Bevölkerung erhalten. Wie berichtet, geht der Crash mit zwei verletzten jungen Leuten mutmaßlich auf ein illegales Rennen zwischen zwei Pkw zurück. Der eine, ein Hyundai-Kleinwagen mit den beiden Insassen, landete vor einem Baum, das andere Auto bleibt bislang unerkannt verschwunden. Polizeisprecher Marcel Dilling: „Wir bitten dringend um Hinweise auf dieses Fahrzeug.“ Allerdings sei der Polizei eine rasante Poser-Szene in Menden bestens bekannt. Und zwar im neuen Industriepark Hämmer.

Fahrbahnschwellen sollen Sicherheit im Gewerbegebiet erhöhen

Tatsächlich hat Dirk Wiegand, Leiter der Abteilung Straßenbau im Rathaus, erst kürzlich den Aufbau von Fahrbahnschwellen in dem Gewerbegebiet angekündigt, um dort illegale Rennen zu stoppen. Diese Entscheidung geht auf einen Ortstermin mit der Polizei und dem Ordnungsamt der Stadt zurück, bestätigt Marcel Dilling. „Wir haben gemeinsam entschieden, dort auch bauliche Maßnahmen gegen die Raserei einzusetzen.“ Der Grund: „Für unsere Streifen zählt Hämmer-Süd mittlerweile zu den meist angefahrenen Standorten, weil dort so häufig etwas los ist.“

Der neue Gewerbepark Hämmer dient der Tuner- und Poserszene mittlerweile als Rennstrecke.
Der neue Gewerbepark Hämmer dient der Tuner- und Poserszene mittlerweile als Rennstrecke. © Frauke Brenne | WSG Menden

Denn offensichtlich hat die Tuner- und Poser-Szene den alten Hof Riekenbrauck im Sommer als geeigneten Treffpunkt für sich entdeckt. Was auch naheliegt: Neben leerstehenden Hofgebäuden verlaufen dort die glatten, frisch asphaltierten Straßen des Gewerbeparks durch ein weitläufiges, vielfach noch unbebautes Gelände. Das ist offenbar ein idealer Tummelplatz für alle, die ungestört zeigen wollen, was ihre aufgemotzten Kisten draufhaben. Und für deren Bewunderer.

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Zu diesen Fans zählen die Anlieger allerdings mitnichten, ob in Hämmer selbst oder in Ostsümmern. Sie rufen immer wieder die Polizei, wenn es draußen im Gelände wieder losgeht. Trotzdem ist es bisher im gesamten Jahr 2024 nur zu drei Strafanzeigen gegen Raser in Hämmer gekommen, bei 30 im gesamten Märkischen Kreis, wie Dilling berichtet. „Es gibt allerdings nicht nur die verbotenen Rennen, sondern auch andere Delikte rund ums Auto, die in dieser Statistik nicht auftauchen.“ Das kann zum Beispiel der Nachweis nicht zugelassener Anbauteile sein, wobei die Beweisführung hier meist sehr aufwändig und langwierig sei.

2024 soll der letzte Rasersommer in Hämmer gewesen sein

Laut Marcel Dilling setzt die heimische Polizei jetzt nicht nur wegen der fallenden Temperaturen darauf, dass dies für die Szene der letzte „Rasersommer“ in Menden war. Denn zum einen soll die Hofstelle Riekenbrauck, die zuletzt nur noch ein abgezäunter „Lost Place“ war, noch in diesem Jahr endgültig abgerissen werden. Für den raschen Rückbau hat der Mendener Stadtrat erst vor kurzem einstimmig 700.000 Euro bereitgestellt. Diese Eile legte die Politik indes nicht etwa wegen der Raser an den Tag, sondern wegen der Fledermäuse. Deren Rückkehr im Frühjahr hätte den Abriss dann wieder unmöglich gemacht; die Tiere genießen strikten Artenschutz.

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Außerdem, und auch da ist sich die Polizei sicher: Fahrbahnschwellen nehmen allen Rasern mit ihren meist tiefergelegten Boliden sehr schnell den Spaß an der Freud. Zum Treff am alten Bauernhof rollen, wie die polizeilichen Kontrollen zeigten, beileibe nicht nur Tuning-Fans aus Menden. Dilling: „Die kommen aus dem gesamten Kreisgebiet und teils auch von außerhalb.“ Wenn diese Herrschaften im Frühjahr feststellen, das weder ihr Hoftreff noch die Rennpisten da sind, dann dürften diese Fahrerinnen und Fahrer auch nicht mehr in Hämmer aufkreuzen. Vermutlich aber nur, um sich ein anderes Gelände zum Angeben aussuchen. Den Anliegern in Hämmer wird das herzlich egal sein, so lange sie ihre Ruhe zurückbekommen.

Hämmer auch Ausgangspunkt für Raser-Unfall? Polizei: „Spekulation“

Einen Schluss lässt Dilling indes nicht zu: dass die erst 19-jährige Verursacherin des schweren Renn-Unfalls aus dieser Szene kommen muss. Oder dass ihr Rennen, wenn es denn stattgefunden hat wie von den Augenzeugen beschrieben, in Hämmer-Süd seinen Ausgangspunkt nahm und dann über die Holzener Straße auf die Platte Heide führte. „Das“, sagt Dilling, „ist reine Spekulation.“