Menden. Hämmer-Riekenbrauck bald kein Industriegebiet mit Kuhstall mehr: Politiker geben trotz fehlender Vorlage 700.000 Euro für Abriss frei.

Der Abriss der alten Hofstelle Hämmer-Riekenbrauck steht offenbar unmittelbar bevor. Um ihn ins Werk zu setzen, hat der Mendener Stadtrat jetzt einstimmig der Bereitstellung von 700.000 Euro zugestimmt. Die Ratsmitglieder zeigten sich damit schneller als die Fledermäuse, die den Hof jetzt als Zuhause verlieren dürften.

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Ladefehler der Verwaltung hätte Entscheidung um ein Haar verhindert

Beinahe wäre die Entscheidung für eine Verpflichtungsermächtigung zum Geld für Abriss und Entsorgung der Hofstelle nicht zu Stande gekommen. Und zwar wegen eines Fehlers der Stadtverwaltung. „Mist!“, entfuhr es Stadtkämmerer Uwe Siemonsmeier vor versammelter Ratsmannschaft gleich zweimal, als er eingestehen musste, was ihm Politiker zuvor erklärt hatten: Die Beschlussvorlage mit der ausführlichen Begründung war aufgrund einer Panne oder eines Versehens nicht im Programm „Session“ und folglich nicht auf den Tablets der Politiker erschienen. Siemonsmeier: „Das ist tatsächlich nicht hochgeladen worden. Das tut mir leid.“

Dank des verlassenen Gutes Riekenbrauck galt das Gewerbe-Areal in Hämmer lange als „Industriegebiet mit Kuhstall“.
Dank des verlassenen Gutes Riekenbrauck galt das Gewerbe-Areal in Hämmer lange als „Industriegebiet mit Kuhstall“. © Westfalenpost | Arne Poll

„Lost Place“ als Ort für Fledermäuse, Partys und Tier-Dramen

Dabei sei die Entscheidung dringlich wegen der artengeschützten Fledermäuse, die wie viele andere Tierarten auf der verlassenen Hofstelle eine neue Heimat gefunden haben. Ein Abriss könne immer nur ab Herbst erfolgen, da die Tiere im Frühjahr wieder zurückkehren würden. Mittlerweile ist der abgezäunte „Lost Place“ angesichts der Vermüllung offenbar zum beliebter Aufenthaltsort für Jugendgruppen geworden, aber auch Schauplatz von Tier-Dramen. Zuletzt waren dort sechs Küken einer Nilgans in eine Güllegrube geplumpst, die von der Mendener Tierhilfe gerettet werden mussten. Auch als neuer Standort für den Bauhof war das verlassene Ensemble kurzzeitig gehandelt worden.

Nach dem Ratsbeschluss ohne Vorlage dürfte die Fledermäuse im Frühjahr in Hämmer keinen Bauernhof mehr vorfinden.
Nach dem Ratsbeschluss ohne Vorlage dürfte die Fledermäuse im Frühjahr in Hämmer keinen Bauernhof mehr vorfinden. © dpa | Matthias Bein

Kurze Debatte: Außer „Menden Initiativ“ sieht keiner ein Problem

Der verzögerte Ratsbeschluss zum Abrissgeld hätte nun dazu führen können, dass die Stadt wegen der Schutzzeiten der Fledermäuse ein volles weiteres Jahr auf die Abrissbagger hätte warten müssen. Im Rat kam jedoch die Frage auf, ob trotzdem abgestimmt werden solle, schließlich wüssten doch alle, worum es geht. Nur der Christian Feuring (Menden Innovativ) sah sich nach eigenem Bekunden außerstande, ohne Vorlage über 700.000 Euro zu entscheiden. „Mach ich nicht mit. Sorry.“

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Abriss der Hofstelle Riekenbrauck kann jetzt beginnen

Stefan Band (Grüne) sagte dazu: „Wir haben den Abriss beschlossen, da können wir auch das Geld dafür freigeben.“ Auf Vorschlag von CDU-Fraktionschef Bernd Haldorn las Bürgermeister Dr. Roland Schröder die wichtigsten Passagen vor und entschuldigte sich nochmals für die Panne. Die Entscheidung fiel dann einstimmig. Der Abriss von Hof Riekenbrauck kann beginnen.