Menden/Lendringsen. Die Stadt möchte beim Umbau der Ex-Hauptschule für den Einzug der Josefschule auf eine Lüftungsanlage verzichten. Das ist noch nicht alles.

Das Vorhaben verbirgt sich hinter dem bürokratischen Begriff des „nichttechnischen Be- und Entlüftens“. Gemeint ist damit ganz einfach: Die Fenster zu öffnen reicht aus, um die Klassenräume ausreichend zu lüften. Weitere Anlagen sollen dafür nicht eingebaut werden. Es geht um den Umbau der alten Hauptschule Lendringsen am Bieberberg, in welche bekanntlich die Josefschule Lendringsen umziehen soll. Und nach einem entsprechenden Ratsbeschluss sollen neue Schulräume eine Be- und Entlüftungsanlage bekommen.

Aber der Immobilienservice Menden (ISM) sieht die Kosten für den Umbau am Habicht aus dem Ruder laufen. Und so hatte die Stadtverwaltung für die Sitzung des Schulausschusses in der Vorlage nun vorgeschlagen, beim geplanten Umbau auf die Be- und Entlüftungsanlage in den Klassenräumen zu verzichten. Gut 800.000 Euro könne das einsparen. Und das Lüften ausschließlich durch Öffnen der Fenster sei hinreichend, heißt es darin.

„Als Schulausschuss können wir das doch nicht ernsthaft befürworten.“

Sebastian Meisterjahn
SPD-Ratsherr

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Weitere Sparmaßnahmen beim geplanten Umbau

Ein Vorschlag, der im Schulausschuss, gelinde gesagt, nicht gut ankam. „Vollkommener Quatsch“, nannte SPD-Ratsherr Sebastian Meisterjahn schließlich gar die Vorlage. „Als Schulausschuss können wir das doch nicht ernsthaft befürworten“, fragte er zuvor schon rhetorisch. Gerade im Rückblick auf die Coronapandemie erinnerte er daran, wie in den Schulklassen bei offenem Fenster und winterlichen Temperaturen gefroren wurde. „Ausbaden müssen das also die Schülerinnen und Schüler, Lehrerinnen und Lehrer“, fuhr er fort über Konsequenzen der möglichen Entscheidung.

Die Beschlussvorlage berichtet auch von weiteren Sparmaßnahmen, die der ISM am geplanten Umbau der alten Hauptschule schon vorgenommen habe. Zum Streichen der Lüftungsanlage steht auch darin, dass lediglich die Nutzung der Fenster mutmaßlich ausreiche und in Ordnung sei. Aber in dem Dokument steht auch: „Der Nachweis zur Realisierung ist noch durch die beteiligten Fachplanerinnen und -fachplaner zu erbringen und lag zum Zeitpunkt der Erstellung der Drucksache in Schriftform noch nicht vor.“ Aber eine mündliche Versicherung in diese Richtung gebe es. Auch daran störte sich der Schulausschuss massiv.

„Wir wollen von der Verwaltung wissen, warum Lüftungsanlagen auf einmal nicht mehr möglich sein sollen.“

Frank Oberkampf
CDU-Ratsherr

Frank Oberkampf (CDU): „Wir wollen von der Verwaltung wissen, warum Lüftungsanlagen auf einmal nicht mehr möglich sein sollen“ Er verwies darauf, dass es für diese grundsätzliche Ausstattung einen gültigen Ratsbeschluss gebe, eine Entscheidung des Schulausschusses zu dieser Einzelmaßnahme obsolet sei.. Dirk Huhn (Grüne) bemängelte fehlende Transparenz in den Unterlagen zum Lendringser Umbauprojekt am Habicht. Nicht nur wegen der möglichen Lüftungsanlagen in den Klassen, sondern auch zu den Kostensteigerungen, die auch Klaus Luig (FDP) schockierten.

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Kostenschätzung für Umbau nun deutlich höher als für Bestandsumbau

In die ersten Planungen zum Umzug der Lendringser Josefschule war die Verwaltung mit einer Kostenschätzung von etwa vier Millionen Euro gegangen. Seinerzeit deutlich günstiger geschätzt als ein nötiger Umbau am bisherigen Standort. Auch durch die nicht absehbare Inflation, durch Corona und Ukrainekrieg, aber auch neue Maßnahmen zum energetischen Bauen gibt die Verwaltung nun eine Schätzung von 10,5 Millionen Euro ab. Das würde auch deutlich über der letzten Schätzung für den Bestandsumbau liegen. Durch Sparmaßnahmen wie den genannten Verzicht auf technische Be- und Entlüftung könne man die Kosten auf neun Millionen Euro drücken. Vor allem für Klaus Luig eine absolut unverständliche Steigerung, schon bevor die Baumaßnahme überhaupt begonnen habe. Da seien also weitere deutliche Steigerungen im Bauprozess noch zu erwarten, befürchtet er. „Wir müssen das dringlich besprechen“, beharrte Klaus Luig und beantragte im Namen der FDP-Fraktion eine Sondersitzung des ISM-Betriebsausschusses um die Kostensteigerungen und mögliche Sparmaßnahmen ausführlich dargelegt zu bekommen. Angesichts dieser Aussichten und der Mendener Haushaltslage stellte er die Möglichkeit in den Raum, diesem Projekt „sogar ganz den Stecker zu ziehen.“

Fledermaus gesichtet unter dem Dach des Gebäudes am Bieberberg

Und das ist nicht die einzige Komplikation: Die Beschlussvorlage berichtet, dass bei der artenschutzrechtlichen Prüfung auf dem Hauptschulgelände Mitte Juli dieses Jahres eine Fledermaus unter dem Dach des Gebäudes gesichtet wurde. Das habe zur Folge, dass Sanierungsarbeiten an der Fassade nur im Winter zulässig seien. Der Ablauf müsse entsprechend angepasst, manches könne dafür vorgezogen werden, heißt es weiter. Aktuell wird deshalb eine Verzögerung um vier Monate zum ursprünglichen Plan angegeben und eine Fertigstellung für Dezember 2025 genannt. Ursprünglich war mal geplant, dass die Josefschule zum neuen Schuljahr 2025/26 an den Habicht umziehen kann.