Menden. Tabeah hatte es eiliger auf die Welt zu kommen, als ihre Mutter Deborah Batas – mit ihrem Mann zu Hause im Wohnzimmer – ahnen konnte.

Die kleine Tabeah hatte es besonders eilig, das Licht der Welt zu erblicken. Und zwar so eilig, dass es nicht mal die Hebamme rechtzeitig bis zur Hausgeburt in Menden schaffte.

„Ich vertraue meinem Körper. Früher haben die Frauen ihre Kinder ja auch zuhause geboren.“

Deborah Batas
Mutter

Als Deborah Batas im vergangenen Jahr schwanger wurde, stand für die Mendenerin fest, dass sie ihr Kind zu Hause auf die Welt bringen wollte. Ein Krankenhaus sei für sie nicht in Frage gekommen, sie habe sich eine selbstbestimmte Geburt gewünscht, erzählt sie. Ihr Sohn Aaron war zwei Jahre zuvor im Geburtshaus Unna geboren worden. Für Deborah Batas ein tolles Erlebnis, aus dem der Wunsch erwuchs, mit Unterstützung der Hebamme aus dem Geburtshaus ihr zweites Baby in ihrem Zuhause in Menden auf die Welt zu bringen. Denn so schön die Geburt auch gewesen sei: Die Fahrt zum Geburtshaus in Unna sei sehr anstrengend gewesen. Denn ihr Mann – beruflich Fahrlehrer – habe selbstverständlich darauf bestanden, dass sie den Anschnallgurt trotz Wehen im Abstand weniger Minuten korrekt anlegte.

Auch interessant

„Nur meinen Mann musste ich von der Idee der Hausgeburt erst noch etwas überzeugen“, erinnert sich Deborah Batas lächelnd. Nach vier Monaten war das geschafft und für die kleine Familie stand fest, dass die Geburt zu Hause stattfinden sollte. Dass im eigenen Zuhause mit Unterstützung der Hebamme alles gut gehen würde, davon war Deborah Batas ohnehin überzeugt. Als Vorbereitung hatte die Rechtsanwältin zahlreiche Bücher gelesen und wusste, dass ihre Hebamme und ihr Ehemann bei einem unerwarteten Notfall sie schnell in ein Krankenhaus bringen würden: „Und ich vertraue meinem Körper. Früher haben die Frauen ihre Kinder ja auch zuhause geboren.“

Mit der Geburt der Tochter rechnete Deborah Batas erst am nächsten Nachmittag

Während der Schwangerschaft stand Deborah Batas regelmäßig in Kontakt mit ihrer Hebamme. Am 5. März gab sie beruflich einiges an einen Kollegen ab, wollte ab da bis zur Geburt eigentlich Teilzeit arbeiten. Doch dazu kam es gar nicht mehr.

Als Deborah Batas abends Feierabend machte, ging sie erst noch einkaufen, legte sich dann zu Hause ein bisschen hin, weil sie etwas erschöpft war. „Nur nicht zu früh anrufen“, hatte die 35-Jährige im Hinterkopf, als sie am Abend die erste Wehe bekam. Denn bei ihrem Sohn Aaron hatte die Geburt rund 22 Stunden gedauert: „Ich habe damit gerechnet, dass meine Tochter am Nachmittag des nächsten Tages auf die Welt kommen würde.“

Wehen kamen alle 20 Minuten

Die Wehen kamen zunächst alle 20 Minuten. Sie bat ihre Schwiegereltern, die im selben Haus wohnen, später eventuell auf den zweieinhalbjährigen Aaron aufzupassen – je nachdem, wie lange sich die Geburt hinziehen würde. Die nächsten Stunden verbrachte Deborah Batas im Wohnzimmer, zündete eine Kerze an, ging hin und her, „weil ich das Bedürfnis hatte, mich zu bewegen“, veratmete immer wieder Wehen. Gegen 1 Uhr nachts kam ihr Mann Chris aus dem Schlafzimmer ins Wohnzimmer, blieb bei seiner Frau. Deborah Batas war zu diesem Zeitpunkt immer noch davon überzeugt, dass ihre Tochter erst am nächsten Nachmittag auf die Welt kommen würde.

Babykopf samt Fruchtblase war schon zu sehen

Ihre Tochter indes hatte offenbar andere Pläne. Ihrer Hebamme schrieb Deborah Batas irgendwann eine WhatsApp-Nachricht. Als Ehemann Chris realisierte, wie weit die Geburt schon fortgeschritten war, rief der Mendener die Hebamme an, die sich sofort ins Auto setzte und nach Menden fuhr. Der Babykopf samt Fruchtblase sei schon zu sehen gewesen. „Nicht pressen“, habe die Hebamme ihr telefonisch geraten, erinnert sich Deborah Batas: „Aber dazu war es schon viel zu spät.“ Drei, vier Sekunden später – um 2.08 Uhr – sei ihre Tochter sanft auf den Wohnzimmer-Teppich geglitten.

Auch interessant

„Ich war ein bisschen überrumpelt davon, dass alles so schnell ging.“

Deborah Batas
Mutter

In Hockstellung hielt sie die kleine Tabeah, drückte sie an ihren Körper. Das Neugeborene atmete, schrie, sah rosig aus, „ich hab‘ alle Finger und Zehen gezählt“, erinnert sich Deborah Batas. „Ich war ein bisschen überrumpelt davon, dass alles so schnell ging.“

Gut eine Viertelstunde später trudelte die Hebamme ein, untersuchte die junge Mutter, kümmerte sich um die Nachgeburt und den Papierkram. Auch die U1 – die erste Früherkennungsuntersuchung für Kinder – führte die Hebamme durch. Am nächsten Morgen freute sich Aaron über den Familienzuwachs und begrüßte seine kleine Schwester.

„Ich habe immer wieder meine Tochter angeschaut und sie bewundert. Ich war supergut drauf. Die Geburt war sehr intensiv, aber kurz.“

Deborah Batas 
Mutter

Und wie ging es Deborah Batas nach der Geburt? In der Nacht habe sie kaum geschlafen: „Ich habe immer wieder meine Tochter angeschaut und sie bewundert. Ich war supergut drauf“, blickt sie zurück. „Die Geburt war sehr intensiv, aber kurz.“

Auch interessant

Rückblickend seien die Geburten ihrer beiden Kinder „die schönsten Erlebnisse in meinem Leben“ gewesen, erzählt Deborah Batas. Die Erlebnisse gaben ihr einen Zuwachs an Selbstvertrauen. Beflügelt machte sich die bis dahin angestellte Rechtsanwältin – Schwerpunkt Arbeitsrecht und Sozialrecht – nach Aarons Geburt selbstständig: „Und das hat ganz wunderbar funktioniert.“ Sie habe gedacht: „Wenn ich eine Geburt schaffe, dann schaffe ich alles.“