Menden. Es steht nicht so gut um die Finanzen der Stadt Menden. Ein Vergleich mit den Nachbarstädten zeigt aber: Es geht auch noch schlimmer.

2933 Euro: So viele Schulden hat jeder Mendener. Zumindest rein rechnerisch. Denn der kommunale Schuldenberg in Menden wächst weiter. Die Stadt ist laut Angaben des Landesstatistikamtes IT NRW Ende 2023 insgesamt mit 153,3 Millionen Euro verschuldet gewesen. Das entspricht einem Anstieg von 6,2 Prozent gegenüber dem Vorjahr.

Der Langzeitvergleich macht es noch deutlicher: So lag die Gesamtverschuldung 2013 noch bei 125,7 Millionen Euro. Somit ist die Verschuldung innerhalb von zehn Jahren um etwa ein Viertel gestiegen.

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Die Gesamtverschuldung setzt sich zusammen aus der Verschuldung des Kernhaushalts und der Extrahaushalte. Beim Kernhaushalt geht es um den Haushalt einer Kommune im engeren Sinne, also nur um die unmittelbare Verschuldung der Kommune. Schulden, die in Zweckverbände und öffentliche Einrichtungen wie kommunale Krankenhäuser oder Energieversorger ausgelagert wurden, werden im Kernhaushalt nicht abgebildet. Extrahaushalte können auch Sondervermögen umfassen. Durch die Auslagerungen kann es zu Verschiebungen beim Gesamtvolumen der kommunalen Verschuldung kommen. Es ist deshalb sinnvoll, auch den Kernhaushalt in den Blick zu nehmen. In Mendens Kernhaushalt lag die Verschuldung Ende 2023 bei 110,9 Millionen Euro. Das entspricht einem Plus von 14,5 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im Vergleich zu 2013 sind es sogar satte 41,7 Prozent mehr.

Kanalnetzübertragung hätte bei Bewältigung der Schulden helfen können

Die Auswertung des Statistischen Landesamtes offenbart den Schuldenberg Mendens. Umso verwunderlicher war es für viele Mendener, dass der Rat jüngst mit 26 zu 25 Stimmen (und zwei Enthaltungen) die Kanalnetz-Übertragung an den Ruhrverband mehrheitlich ablehnte. Die Stadt hätte dafür 108 Millionen Euro erhalten können, um den Mendener Etat mit einem Schlag zu einem Großteil zu entschulden.

Menden hätte mit dem Deal langfristig Kredite ablösen können, jährliche Zinsaufwendungen in Höhe von 1,4 Millionen Euro wären weggefallen. Ohne ebendiese 1,4 Millionen Euro würde die Hönnestadt laut Kämmerer Uwe Siemonsmeier womöglich erst 2030 wieder schwarze Zahlen schreiben, hatte er damals in der entsprechenden Ratssitzung vorgerechnet.

NRW macht viele Schulden: Kreis Olpe schneidet im Vergleich gut ab

Doch Menden ist mit der hohen Verschuldung nicht allein. Der Schuldenberg wächst in Nordrhein-Westfalen generell weiter. Die Gemeinden und Gemeindeverbände seien in ihren sogenannten Kernhaushalten Ende 2023 mit 49,3 Milliarden Euro verschuldet gewesen und damit 3,2 Prozent stärker als ein Jahr zuvor. Pro Kopf habe diese Verschuldung damit bei 2715 Euro gelegen (2022: 2637 Euro). Die Gesamtschulden der NRW-Kommunen beziffert das Statistikamt für Ende 2023 sogar auf 63,4 Milliarden Euro und damit 3,6 Prozent mehr als Ende 2022, das war eine Pro-Kopf-Verschuldung von zuletzt 3492 Euro.

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Grundlegend war die Lage in den Kommunen und Kreisen unterschiedlich: In Oberhausen und Mülheim an der Ruhr lag die Pro-Kopf-Verschuldung am höchsten mit 9419 beziehungsweise 9312 Euro. In Düsseldorf waren es hingegen nur 542 Euro, im Kreis Olpe 632 Euro und in Gütersloh 661 Euro. Die Schulden der Kreise enthalten dabei die Verbindlichkeiten der Kreisverwaltungen und kreisangehörigen Gemeinden.

Menden hat vergleichsweise viele Schulden

Der Märkische Kreis hatte Ende 2023 einen Schuldenberg in Höhe von insgesamt rund 1,23 Milliarden Euro zu verzeichnen (+3,8 Prozent gegenüber 2022). Das entspricht einer Pro-Kopf-Verschuldung von 3001 Euro.

Ein Blick auf Mendens Nachbarstädte zeigt, wie groß die Unterschiede von Kommune zu Kommune sind. So hat Balve 2023 einen Schuldenberg von insgesamt rund 24,8 Millionen Euro zu verbuchen - und sich damit um 3,9 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbessert. Die Pro-Kopf-Verschuldung liegt hier laut dem Landesamt bei 2228 Euro und damit deutlich unter dem Mendener Wert. Der Kernhaushalt konnte sogar um 6,9 Prozent verbessert werden und so lag die Verschuldung 2023 bei rund 13,6 Millionen Euro.

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Deutlich schlechter steht im Vergleich Iserlohn da. Mit insgesamt rund 345,2 Millionen Euro Schulden (+ 0,8 Prozent) lag die Pro-Kopf-Verschuldung dort im Jahr 2023 bei 3723 Euro. Damit ist die Waldstadt Spitzenreiter im Kreisvergleich.

Aber auch Nachbarstadt Hemer konnte sich nicht von der besten Seite zeigen. 2023 lag die Gesamtverschuldung der Stadt bei rund 146,6 Millionen Euro (+14,6 Prozent). In keiner anderen Stadt des Märkischen Kreises war die Pro-Kopf-Verschuldung höher: 4333 Euro (+14,9 Prozent).

In Hemer ist die Pro-Kopf-Verschuldung kreisweit am höchsten gewesen.
In Hemer ist die Pro-Kopf-Verschuldung kreisweit am höchsten gewesen. © dpa | Hannes P Albert

Fröndenberg steht besser da, Arnsberg schneidet schlecht ab

Und auch ein Blick in die Nachbarkreise lohnt sich. Während der Kreis Unna 2023 Gesamtschulden in Höhe von rund 1,42 Milliarden Euro zu verbuchen hat (Pro-Kopf-Verschuldung 3539 Euro), entfallen davon nur gut 21,4 Millionen Euro auf Fröndenberg. Dennoch hat die Ruhrstadt deutlich zugelegt: Der Wert entspricht einem Plus von 19,2 Prozent gegenüber 2022. Die Pro-Kopf-Verschuldung lag demnach bei 1043 Euro, sprich deutlich hinter den Hönnestädten Menden und Balve.

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Der Hochsauerlandkreis kann über die Schuldenberge des Märkischen Kreises und des Kreis‘ Unna vermutlich nur schmunzeln. Die Hochsauerländer schneiden im Vergleich deutlich besser ab. Rund 578,8 Millionen Euro Gesamtschulden stehen bei ihnen 2023 unterm Strich (+4 Prozent). Die Pro-Kopf-Verschuldung lag dort bei 2211 Euro. Doch allein auf Mendens Nachbarstadt Arnsberg entfallen dabei rund 265,4 Millionen Euro (+12,7 Prozent). Damit blickt man in Arnsberg auf eine Pro-Kopf-Verschuldung von 3573 Euro, also deutlich mehr als Menden und Balve.