Menden. Leerstand im Herzen der Stadt wäre „ein Horror“: Grüne und CDU machen Druck auf Stadtverwaltung. Neue Studie soll im Oktober vorliegen.

Was soll aus dem Alten Rathaus im Herzen von Menden werden, falls die Stadtbücherei im kommenden Jahr in den Siepmann-Neubau am Nordwall umzieht? Diese Frage stellte zum Ausklang der Ratsperiode vor der Sommerpause CDU-Ratsherr Hubert Schulte im städtischen Betriebsausschuss an die Stadtverwaltung. „Ich will die Umzugsdebatte nicht auch noch in diesen Ausschuss hineintragen. Aber wir können nicht erst anfangen uns über die Nachnutzung Gedanken zu machen, wenn wir bereits einen Leerstand mitten in der Stadt haben. Das wäre für uns eine Horrorvorstellung“, erklärte Schulte.

Was geht? Planungsbüro soll Machbarkeitsstudie zum Denkmal erstellen

Da Schulte seine Frage schon im Vorfeld der Sitzung an Martin Niehage als Betriebsleiter des Immobilienservices Menden (ISM) gerichtet hatte, zeigte sich Niehage gut vorbereitet. Zuvor aber handelte er sich den Vorwurf von Klaus Luig (FDP) ein, wonach der ISM einen bereits im März 2023 gestellten Antrag auf eine Machbarkeitsstudie zur Nachnutzung sogar abgelehnt habe. Niehage bekräftigte, dass es dem ISM tatsächlich nicht möglich sei, potenzielle inhaltliche Nutzungen für das stadtbildprägende Denkmal auszuarbeiten. Dafür sei der Immobilienservice weder in der Gastronomie, noch im Hotelwesen oder der Kultur zuhause.

Im Oktober soll die Studie zum Alten Rathaus vorliegen

Untätig sei der ISM gleichwohl nicht gewesen: Derzeit laufe eine Ausschreibung der Stadt, mit der bis Anfang August ein Planungsbüro gefunden werden soll. Dieses Büro soll die laut ISM-Chef vielfältigen Möglichkeiten einer Nachnutzung fachlich ausarbeiten, auflisten und der Politik vorstellen. Letzteres solle planmäßig in der ersten Oktoberwoche geschehen.

FDP drängt: „Sowieso-Kosten“ für Dach, Fenster und Fassade feststellen

Klaus Luig zeigte sich damit aber längst nicht zufrieden. Es gebe jenseits einer inhaltlichen Nutzung des Denkmals viele äußere Merkmale wie das Dach, die Naturstein-Fassade oder die Fenster, deren Zustand untersucht und deren Sanierungskosten zu beziffern seien. „Das sind doch ,Sowieso-Kosten‘, sagte Luig, „und die kann man rasch und unabhängig von der Machbarkeitsstudie ermitteln.“

Klaus Luig

„Ohne diese Grundlagen fühle ich mich ehrlich gesagt wie im freien Fall im luftleeren Raum.“

Klaus Luig

Gastro, Kultur, Hotel oder Verwaltung: Was sagt der Denkmalschutz?

Ebenso könne man die Fachleute beim Landschaftsverband Westfalen-Lippe (LWL) fragen, was mit einem solchen Denkmal überhaupt anzufangen ist. „Was sagen die denn unter denkmaltechnischen Aspekten zu Gastro, Hotel, Kultur oder Verwaltung?“ Ohne diese Grundlagen fühle er sich „ehrlich gesagt wie im freien Fall im luftleeren Raum“. Niehage versprach, dass die Machbarkeitsstudie alle Möglichkeiten benennen werde.

LWL-Denkmalexperten: Fassade schützen, Barrierefreiheit herstellbar

Auch mit dem LWL habe man bereits erste Gespräche geführt. Die Tendenz laut Niehage: An der Fassade werde wohl nicht zu rütteln sein, zur Herstellung der Barrierefreiheit sehe man indes Möglichkeiten. Wie berichtet, würde eine Nutzung für gastronomische Zwecke wie einem Brauhaus allerdings eine neue Eingangssituation bedingen. „Aber alles das ist ja nicht von den Kosten der Gebäudehülle zu trennen“, beharrte Luig, „und das Wichtigste sind doch die Kosten!“

Hubert Schulte

„Es ist viel Zeit vertan worden, die uns jetzt fehlt.“

Hubert Schulte

Hubert Schulte (CDU) für offene Diskussion über die Nachnutzung

Für Hubert Schulte steht indes fest: „Es ist viel Zeit vertan worden, die uns jetzt fehlt. Es muss Druck hinter die Frage kommen, was jetzt geschehen soll. Hierzu solle eine offene Diskussion beginnen, die nur durch zwei Leitplanken begrenzt sei: „Was lässt der Denkmalschutz zu, und was ist bezahlbar?“ Wie berichtet, soll der Stadtrat nach der Sommerpause noch einmal ausdrücklich über den Bücherei-Umzug abstimmen.

Markus Kisler (Grüne) optimistisch: Offenbar viele Möglichkeiten zu erwarten

Markus Kisler (Grüne) erklärte, er freue sich darüber, dass sich nach dem Antrag seiner Fraktion jetzt offenbar doch eine große Vielfalt an konkreten Nutzungsmöglichkeiten für das Alte Rathaus auftun werde. „Gute Nachnutzungen zu finden, gelingt in anderen Städten ja auch.“