Menden. Träger betont gute Argumente für den Erhalt der Stroke-Unit und kündigt Erklärung an. Auch Wirbelsäulen-Eingriffe soll es weiter geben.
Als Karl-Josef Laumann (CDU), Minister für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen, am 6. Juni das St.-Vincenz-Krankenhaus besucht, will er unbedingt die Stroke Unit sehen. Auf die Spezialstation für Schlaganfall-Patienten sind die Mendener besonders stolz. Laumann weiß zu diesem Zeitpunkt schon, dass seine Landesregierung gut eine Woche später Zahlen vorlegen wird, die die Krankenhaus-Landschaft in Unruhe versetzen können. Es geht um die Krankenhausplanung. Mit ihren eigenen Vorschlägen will die Landesregierung die Richtung dafür vorgeben, welches Krankenhaus sich wie sinnvoll spezialisiert.
Es ist davon auszugehen, dass Laumann an diesem 6. Juni die Zahlen für Menden kennt. Einige Besucher des Abends in der Cafeteria des Krankenhauses nennen Laumann später „verhalten“, wenn es um die Klinik in Menden geht. Ansonsten steht er Rede und Antwort, erklärt die Ziele der Krankenhausreform. Als die Pläne des Landes in Form konkreter Zahlen bekannt werden, ist die Aufregung groß. Für Menden etwa ist ausgerechnet die Stroke Unit nicht mehr vorgesehen. Auch Wirbelsäuleneingriffe soll es nicht mehr geben. Die Realität wird möglicherweise anders aussehen. Das betont Henning Eichhorst, Geschäftsführer der Katholischen Kliniken im Märkischen Kreis (KKiMK) als Träger des St.-Vincenz-Krankenhauses, im Gespräch mit der WP.
„Ich bin zuversichtlich, dass wir die Stroke Unit halten können.“
Er verweist darauf, dass die Kliniken nun bis zum 11. August Stellung nehmen können. Auch das Mendener Krankenhaus werde das natürlich tun und sich für den Erhalt der Stroke Unit und der Wirbelsäuleneingriffe einsetzen. „Ich bin zuversichtlich, dass wir die Stroke Unit halten können“, sagt Eichhorst. Offenbar zeichnet sich ab, dass Menden zukünftig die einzige Schlaganfall-Abteilung im gesamten märkischen Nordkreis stellen könnte. Und im Fall eines Schlaganfalles zähle jede Sekunde. „Time is brain“, sagt Eichhorst und meint, dass jede gesparte Sekunde helfen kann, Hirnaktivität zu erhalten.
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Sowohl für die Neurologie als auch für die Stroke Unit habe das St.-Vincenz-Krankenhaus die Mindestkriterien nicht erfüllt, heißt es vom Landesministerium. Welche Mindestkriterien müssen Krankenhäuser denn erfüllen, um eine Neurologie und eine Stroke Uni vorhalten zu dürfen? „Die jeweiligen Kriterien für die jeweiligen Leistungsgruppen sind im Krankenhausplan beschrieben“, erläutert Kirsten Bohne von der Pressestelle des Ministeriums für Arbeit, Gesundheit und Soziales des Landes Nordrhein-Westfalen auf Nachfrage der Westfalenpost. In der entsprechenden Übersichtstabelle über die Qualitätskriterien der einzelnen Leistungsbereiche und Leistungsgruppen wird zum Beispiel für die Allgemeine Neurologie gefordert: drei Fachärzte, die Vorhaltung bestimmter Geräte wie CT, MRT, EEG etc. Für den Betrieb einer Stroke Unit werden ebenfalls bestimmte Mindestvoraussetzungen genannt – auch hier wird wieder auf die Vorhaltung verschiedener Geräte, auf Kooperationen sowie Leistungsgruppen, die möglichst am Standort selbst vorhanden sein sollten (etwa Allgemeine Innere Medizin, Allgemeine Neurologie und Intensivmedizin), verwiesen.
Neurologie keine eigenständige Fachabteilung
Henning Eichhorst erklärt, anders als andere Krankenhäuser führe das St.-Vincenz-Krankenhaus die Neurologie nicht als eigenständige Fachabteilung. Es verfüge aber über alle Geräte und personellen Voraussetzungen. „Wir machen das in Menden in der Inneren Medizin mit“, so Eichhorst. Offensichtlich könnte es also eher um eine Formalie gehen. Auf die Frage, wohin sich Patientinnen und Patienten bei zeitkritischen Notfällen wie einem Schlaganfall und bei anderen neurologischen Erkrankungen wenden könnten – falls das nordrhein-westfälische Gesundheitsministerium sich mit seinen Plänen durchsetzen sollte – verweist das Ministerium unter anderem auf die Neurologische Klinik Sorpesee, das Karolinen-Hospital Hüsten, Agaplesion Allgemeines Krankenhaus Hagen sowie das Klinikum Lüdenscheid.
Zukunft des Krankenhauses laut Eichhorst nicht gefährdet
Henning Eichhorst lässt keinen Zweifel daran, dass man für den Erhalt der Stroke Unit in Menden kämpfen wird: „Wir schauen uns alle Zahlen noch einmal ganz genau an und werden mit unserer Stellungnahme in Düsseldorf hoffentlich überzeugen.“ Gleiches gelte für die Wirbelsäuleneingriffe. „Auch da sehen wir gute Argumente“, so Eichhorst. Zugleich betont er, dass am Wohl und Wehe nicht die Zukunft des Mendener Krankenhauses hänge. „Der Erhalt des Mendener Krankenhauses ist auch dann nicht gefährdet, wenn wir weder Stroke Unit noch die Wirbelsäule behalten“, sagt Henning Eichhorst.
Dieser blickt ohnehin anders auf die von der Landesregierung vorgelegten Zahlen: „Für Menden sind das, abgesehen von der Stroke Unit und der Wirbelsäule, gute Nachrichten. Das St.-Vincenz-Krankenhaus bleibt ein starker Grund- und Regelversorger, der sich zusätzlich auf einige Dinge spezialisiert.“ Dass nicht alle vom St.-Vincenz-Krankenhaus beantragten Wünsche umgesetzt würden, sei absehbar gewesen. Etwa im Bereich der Gelenkersatz-Eingriffe sei das angesichts der Zahlen auch nachvollziehbar.
„Wir brauchen ein starkes Krankenhaus in Menden.“
Dennoch betont Eichhorst, dass auch die Vorstellungen aus Düsseldorf sicher nicht eins zu eins umgesetzt würden. Die Zahlen hätten in der Öffentlichkeit für Aufregung und große Unruhe gesorgt, auch aus der Belegschaft habe es besorgte Fragen gegeben. „Das ist sicher unglücklich, denn hier geht es um eine Vorabstimmung“, sagt Eichhorst. Im Grunde trage er den Gedanken, dass sich Kliniken zunehmend spezialisieren sollten, mit. Das tut im übrigen auch der Förderverein Krankenhaus St. Vincenz, der den Landesminister Laumann gemeinsam mit der CDU Menden für den 6. Juni eingeladen hatte. Der Förderverein will wachsen und erreichen, dass noch mehr Mendener Mitglied werden. „Wir brauchen ein starkes Krankenhaus in Menden“, sagte der 1. Vorsitzende Daniel Müller.
Patienten berichten über positive Erfahrungen
Der Landtagsabgeordnete Matthias Egggers (CDU) hatte diesbezüglich einen Tipp: „Wir sollten möglichst gut über unser Krankenhaus sprechen. Das ist die beste Werbung.“ Tatsächlich haben sich seit Bekanntwerden der Pläne viele Menschen auch in unserer Redaktion gemeldet. So berichtet etwa eine Mendenerin, die namentlich nicht genannt werden möchte, über eine „Odyssee bei verschiedenen Fachärzten, Orthopäden, Neurochirurgen“. Dann habe sie erfahren, dass es in Menden eine neue Abteilung für Wirbelsäulenchirurgie gibt. „So erfuhr ich von Frau Dr. Kathrin Opitz hier bei uns im Vincenz-Krankenhaus. Das war der Glücksfall für mich. Es folgten dann mehrere Gespräche und Einsicht in die entsprechenden Unterlagen – etwa MRT und Röntgenbilder, was die Dringlichkeit der entsprechenden OP Spinalkanal Lendenwirbelsäule ergab. Als ich die heftigen Schmerzen nicht mehr ertrug, ließ ich mich operieren. Bereits am vierten Tag nach der OP war ich schon wieder zu Hause. Alles verlief zur größten Zufriedenheit“, sagt die Mendenerin.