Märkischer Kreis. Die Asiatische Hornisse ist in Südwestfalen auf dem Vormarsch. Doch es ist nicht einfach, sie von geschützten einheimischen Arten zu unterscheiden.

In Altena ist kreisweit nun das erste Volk Asiatischer Hornissen entdeckt worden. Die Insekten breiten sich seit Jahren unkontrolliert in NRW aus. Was sie so gefährlich macht, wie man die Tierchen erkennt - und was man tun sollte, wenn sich die Insekten im heimischen Garten breit machen.

Das sind die Hornissen-Unterschiede

Ende Mai schlägt der Märkische Kreis Alarm: Die Asiatische Hornisse, eine aus Südostasien stammende, kleinere Verwandte der Europäischen Hornisse, breitet sich derzeit rasant in Nordrhein-Westfalen aus. Ein erstes, wenn auch kleines Hornissen-Volk dieser Art, ist in Altena bereits entdeckt worden. Unter einem Facebook-Beitrag der Westfalenpost haben auch Leserinnen und Leser erste Bilder der Insekten geteilt. Doch dabei handelt es sich laut Imker Andreas Rittner ausschließlich um einheimische - und damit besonders geschützte - Tiere.

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Rittner ist in mehreren Kreisen in Südwestfalen im Einsatz. Müssen Bienen-, Wespen- oder Hornissen-Völker umgesiedelt werden, klingelt sein Telefon. „Die Asiatische Hornisse ist am Kopf und Nacken schwarz, unsere einheimische Hornisse hingegen rötlich gefärbt“, erklärt der Imker. Zudem habe die invasive Art, die sich in den vergangenen Jahren über Frankreich weiter nach Osteuropa ausbreitet, gelbe Füßchen. Auf den ersten Blick sei es für Laien nicht immer einfach, diesen Unterschied auszumachen. Erst recht nicht, wenn die Insekten einfach nur am Balkon oder kurz durch den Garten schwirren. Rittner ist beim Thema um Aufklärung bemüht. Denn der Großteil der Sichtungen im Märkischen Kreis seien sicher noch heimische Hornissen.

Rittner kümmert sich bei den geschützten Insekten dann vor allem um die Umsiedlung, wenn sich die Hornissen-Völker etwa in der Nähe von Schulen, Altenheimen oder sonstiger öffentlicher Infrastruktur niederlassen. Der Experte rät unter allen Umständen davon ab, selbst Hand anzulegen und die Nester zu entfernen. Ohnehin seien in solchen Fällen die Unteren Naturschutzbehörden einzuschalten - und die wenden sich wiederum an die Imker vor Ort.

Honigbienen stehen auf dem Speiseplan

Im Gegensatz zu den heimischen Insekten geht es der Asiatischen Hornisse hingegen buchstäblich an den Kragen. Die Völker sind mit rund 2000 Tieren deutlich größer als die ihrer geschützten Artgenossen. „Die Nester können auch schon mal einen Meter groß werden“, erklärt Rittner. Und noch eine Besonderheit gilt bei der Asiatischen Hornisse: „Sie bauen zwei Nester.“ Eines zu Beginn der Saison im Mai und Juni in Bodennähe; wächst das Volk weiter an, errichten sie ein weiteres Nest, zumeist in Baumwipfeln. Und genau das mache die Beseitigung am Ende dann auch anspruchsvoll. Im Zweifel müssen Imker mit Hubwagen und Spezial-Staubsauger anrücken und in 30 Metern Höhe für Abhilfe sorgen. Ein zugelassene Schädlingsbekämpfungsmittel gebe es derzeit nämlich nicht.

„Jedes übersehene Nest sorgt am Ende für 25 Königinnen, die im nächsten Jahr eigene Nester gründen.“

Andreas Rittner
Imker

Die größten Auswirkungen haben Asiatische Hornissen auf Honigbienen. Die stehen im Speiseplan ganz weit oben. „Gegen einheimische Hornissen können sich die Bienen wehren, gegen die Asiatische nicht“, sagt Rittner. Bricht eine gewöhnliche Hornisse in den Stock ein, legen sich die Bienen wie eine Traube über den Eindringling und erhöhen ihre Körpertemperatur - eine tödliche Methode. Asiatische Hornissen sind allerdings deutlich weniger als ihre Artgenossen - die gemeinsame Verteidigungsstrategie der Bienen ist somit nahezu wirkungslos. „Das Ganze schadet dem ökologischen Gleichgewicht“, sagt Rittner über die invasive Spezies.

Auf die Schliche kommen Imker den Hornissen dabei auch mit Hightech - und viel Aufwand. Tummeln sich die Insekten in einem Garten, können sie eingefangen und mit kleinen Sendern ausgestattet werden. „Der Imker kann den Sender dann triangulieren - und so den Standort des Nestes eingrenzen.“ Doch das ist eine mitunter teure, detektivische Methode. Gut 200 Euro kosten solche Sender. Eine Erfolgsgarantie geben sie allerdings nicht. Ansonsten hilft nur intensive Beobachtung vor Ort. „Das ist ein Riesenaufwand“, sagt Rittner. Wie wichtig die Bekämpfung zum Schutz der Honigbienen hingegen ist, macht er ebenso deutlich: „Jedes übersehene Nest sorgt am Ende für 25 Königinnen, die im nächsten Jahr eigene Nester gründen.“

Wer asiatische Hornissen beobachtet, kann das mit einem Fotobeleg im Neobiota-Portal des Landes NRW melden. Das geht auch am Smartphone oder Tablet mit der App „ArcGIS Survey123“, die in den App Stores heruntergeladen werden und nach erfolgreicher Aktivierung direkt am Fundort Standortdaten und Bildmaterial mitteilen kann. Nähere Informationen hierzu gibt es unter: https://t1p.de/pnoaf