Menden. Der Mendener Luxusuhren-Veredler Blaken muss Insolvenz anmelden. Das Unternehmen veredelt zum Beispiel Rolex-Uhren. So geht es weiter.
Der Mendener Luxusuhren-Veredler Blaken muss Insolvenz anmelden. Das bestätigt Insolvenzverwalter Dr. Philipp Grub auf Nachfrage der Westfalenpost.
Sie sind einst angetreten, um vom kleinen Dorf Schwitten aus Weltmarktführer als Uhren-Veredler zu werden. Eine Luxus-Uhr am Handgelenk ist schön, aber eine individualisierte Rolex ist besser – so lautet das Motto des Mendener Unternehmens Blaken.
„Der Umsatz hat nicht mehr gereicht, um die Kosten zu decken.“
„Der Umsatz hat nicht mehr gereicht, um die Kosten zu decken“, bilanziert Rechtsanwalt Dr. Philipp Grub. Wo genau die Ursachen hierfür liegen, könne er derzeit noch nicht sagen. „Die Kaufzurückhaltung durch die Corona-Pandemie spielt auch in diesem Bereich eine Rolle.“ Welche weiteren Ursachen es gegebenenfalls darüber hinaus gebe, könne er derzeit noch nicht beurteilen.
Unternehmen hat mittlerweile 17 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
Das Unternehmen wurde 2011 an der Schwitter Dorfstraße gegründet und ist mittlerweile auf 17 Mitarbeitende angewachsen. Das Insolvenzverfahren wird indes nicht vor dem Arnsberger Amtsgericht – das regulär für Mendener Unternehmen zuständig ist – eröffnet, sondern in Pforzheim. Denn dort liegt inzwischen der wirtschaftliche Mittelpunkt von Blaken, erläutert Dr. Philipp Grub: „Und ein Insolvenzverfahren wird immer dort eröffnet, wo der wirtschaftliche Mittelpunkt eines Unternehmens ist.“
Standort in Pforzheim ist der wirtschaftliche Mittelpunkt
In Pforzheim befinden sich beispielsweise die Manufaktur und die Buchhaltung. Auch die meisten Angestellten arbeiten in Pforzheim, so Dr. Philipp Grub. In Menden gebe es lediglich noch zwei Uhrmacher, die anderen 15 Mitarbeitenden der verschiedenen Unternehmensbereiche arbeiten in Pforzheim.
Betrieb läuft weiter
Der Betrieb laufe derzeit ganz normal weiter. Alle Angestellten sollen ihre Arbeitsplätze behalten, so Dr. Philipp Grub. Die Arbeitsagentur zahle für die Monate März, April und Mai das Insolvenzgeld.
Auch Blaken-Geschäftsführer Alexander Klingbeil sei weiter im Amt, führe das Unternehmen quasi mit der Zustimmung des Insolvenzverwalters weiter. Alle Aufträge würden regulär bearbeitet sowie neue Aufträge angenommen, versichert Dr. Philipp Grub.
Blaken personalisiert Luxusuhren nach Kundenwünschen
Wenn Kundinnen und Kunden bei Blaken Luxus-Uhren zu einem persönlichen Unikat individualisieren lassen möchten, brauchen sie in der Regel Geduld. Denn zum einen muss die gewünschte Uhr - oft eine Rolex - verfügbar sein. Und zum anderen muss die Uhr nach den genauen Kundenwünschen personalisiert werden. So kann zum Beispiel die Oberfläche, die Farbe für Zifferblatt, Indizes, Zeiger und Leuchtmasse verändert werden. Außerdem kann ein Text auf Zifferblatt und Gehäuseboden platziert werden. Mit Hilfe eines Konfigurators können Kunden auf der Blaken-Homepage schauen, wie ihre Uhr aussehen könnte.
Kunden investieren eine fünf- bis sechsstellige Summe
Das Unikat, so hatte Geschäftsführer Alexander Klingbeil einst geschwärmt, sei zwar auch eine Geldanlage, doch im Vordergrund stehe für die meisten Kunden „ein hochemotionales Schmuckstück. Die emotionale Bindung ist höher als wenn jemand eine Uhr quasi von der Stange kauft.“ Dafür allerdings muss der Kunde eine fünf- bis sechsstellige Summe investieren.
„Blaken ist eine tolle Marke, die machen tolle handwerkliche Uhrmacherkunst.“
Voraussichtlich zum 1. Juni soll das Insolvenzverfahren eröffnet werden, sagt Dr. Philipp Grub. Der Rechtsanwalt hofft, einen Investor für Blaken zu finden, um das Unternehmen langfristig retten zu können: „Blaken ist eine tolle Marke, die machen tolle handwerkliche Uhrmacherkunst“, sagt Dr. Philipp Grub.
Tuning sei im Uhren-Segment noch nicht so etabliert wie etwa bei Autos: „Bei Autos hat jede große Marke ihre eigene Tuning-Schmiede. Das ist im Uhren-Bereich noch nicht so gegeben, da muss das Eis noch gebrochen werden.“ Bei Auto-Marken wie Mercedes oder Porsche sei das einst ähnlich gewesen.
Suche nach einem Investor
Auch Blaken selbst verweist auf seiner Homepage explizit darauf, ein unabhängiges Unternehmen zu sein, das „in keiner Weise mit der Rolex S.A. oder anderen Uhrenherstellern verbunden und auch nicht von diesen lizensiert“ ist. Ob die Schweizer Uhrenmanufaktur Rolex ein möglicher Investor bei Blaken sein könnte? Dr. Philipp Grub: „Wir werden auf alle Fälle testen, ob Interesse besteht.“