Menden. Eine Ausstellung mit konservierten Toten und Organen sollte ab Karfreitag in Menden zu sehen sein. Warum daraus nichts wird.
Eine ungewöhnliche Ausstellung kommt Ende des Monats nach Menden – die anatomische Ausstellung „Der menschliche Körper. Lernen von den Toten“. Zu sehen sind hier konservierte menschliche Körper, Organe und so genannte Moulagen, also ein aus Wachs, Gips oder anderem Material hergestelltes Modell eines Organs oder Körperteils. Die Ausstellung sollte eigentlich vom 29. März bis zum 1. April – also von Karfreitag bis Ostermontag - zu sehen sein. Die Eröffnung am Karfreitag hat die Stadt am Montag untersagt - mit Verweis auf den „stillen Feiertag“.
„Der menschliche Körper. Lernen von den Toten“ möchte „anatomisches Wissen an interessierte Besucher vermitteln. „Aber auch für Mediziner, Pflegekräfte u.ä. ist unsere Ausstellung sehr zu empfehlen“, sagen die Veranstalter. Namentlich tritt hier nur Samantha Weber aus Raduhn (Mecklenburg-Vorpommern) in Erscheinung.
Umfangreiche Sammlung von Exponaten
Grundlage hierfür sei die umfangreiche Sammlung von Exponaten. Die Wissensvermittlung werde ergänzt durch ausführliche Erklärungen, Multimediavorführungen und Lehrtafeln zu allgemeinen und spezifischen Themen.
Skelett, Gehirn und Nervensystem, Herz und Blutkreislauf
Die Ausstellung „Der menschliche Körper. Lernen von den Toten“ will Schülern und Lehrern ein „umfangreiches Bildungsangebot“ machen. Die anatomische Ausstellung, die in Menden auf der Wilhelmshöhe zu sehen ist, befasse sich „mit sämtlichen lehrplangerechten Themen der Klassenstufen 6 bis 12 und leiste einen wesentlichen Beitrag zur Weiterbildung in medizinischen Berufen“, meinen die Veranstalter. Themenschwerpunkte seien: Skelett, Gehirn und Nervensystem, Herz und Blutkreislauf, Atemwege und Lunge, Bewegungsapparat, Geschlechtsorgane, Nieren und Harnwege, Sinnesorgane. Darüber hinaus werde die Gelegenheit geboten, sich ausführlich mit den Themen Organspende, Krebs, HIV, Alkohol und Nikotin auseinanderzusetzen.
„Die Würde der Toten wird geachtet, indem alle Exponate museal in Glasvitrinen präsentiert werden.“
Die Ausstellung verzichte bei der Präsentation der Ganzkörperexponate ganz bewusst auf reißerische, unnatürliche Posen und auf Effekthascherei: „Keine Leichen beim Sex etc.“, so die Veranstalter. Weiter heißt es: „Die Würde der Toten wird geachtet, indem alle Exponate museal in Glasvitrinen präsentiert werden. Auf eine nachträgliche künstliche rote Einfärbung der Muskeln wurde verzichtet.“ Optisch gleichen die Exponate den Körperspendern auf den Seziertischen der Universitäten, die angehenden Medizinern zum Studium der Anatomie dienen, so die Veranstalter.
Körper als Leihgabe einer US-Firma
Und woher kommen die konservierten Körper? Die gezeigten plastinierten Exponate seien eine Leihgabe der US-amerikanischen Firma Corcoran Laboratories aus Michigan. Diese sei der führende amerikanische Hersteller medizinischer Präparate für medizinische Fakultäten: „Diese stellt die Exponate für die Dauer der Ausstellung zur Verfügung. Nach dem Ende der Ausstellung werden die Exponate zurückgegeben.“
Amerikanische Körperspender
Die amerikanischen Körperspender aus dem „Body Donation Program/ Willed Body Program“ haben zu Lebzeiten darüber verfügt, „dass ihr Körper nach dem Ableben der Ausbildung von Medizinern sowie der Aufklärung von Laien zur Verfügung stehen soll“. In den USA spenden jährlich etwa 20.000 Menschen ihre Körper der Anatomie, erklären die Veranstalter. Der bei den Exponaten angewandte Konservierungsprozess sei von der Dow Corning Corporation of Midland, Michigan, U.S.A. entwickelt worden. Corcoran Laboratories halte für diesen Prozess seit 1996 die weltweiten Patentrechte.
Am Montag stoppte die Stadt Menden die geplante Ausstellungseröffnung für Karfreitag. Wie Vanessa Wittenburg, Pressesprecherin der Stadt Menden, auf Nachfrage der Westfalenpost erklärte, habe das Kulturbüro der Stadt Menden zwar eine Nutzungsvereinbarung mit der Veranstalterin geschlossen. Doch gebe es - Stand Montag am frühen Nachmittag - noch keinen so genannten Festsetzungsbescheid, das bedeutet: „Bislang liegt auch noch keine Genehmigung der Veranstaltung vor“, so Vanessa Wittenburg. Das Ordnungsamt habe bereits Kontakt zu der Veranstalterin aufgenommen und ihr dies mitgeteilt.
Karfreitag ist ein „stiller Feiertag“
Darüber hinaus habe das Ordnungsamt der Veranstalterin deutlich gemacht, „dass diese Ausstellung am Karfreitag in keinem Fall genehmigt werden kann, da dieser Tag laut Sonn- und Feiertagsgesetz ein ,stiller Feiertag‘ ist, an dem entsprechend keine Ausstellungen o.ä. stattfinden können“. Es spreche indes nichts dagegen, die Ausstellung dann einen Tag später - also Karsamstag - zu öffnen.
„Wenn das mit den Eigentümern abgesprochen ist, ist das in Ordnung.“
Außerdem habe die Plakatierung dazu geführt, dass die Stadt „diverse Beschwerden“ erreichten. Denn zahllose Plakate im Stadtgebiet sind an Zäunen befestigt. Dies sei erlaubt, erklärt Vanessa Wittenburg, solange sich die Plakate auf Privatgrundstücken befinden: „Wenn das mit den Eigentümern abgesprochen ist, ist das in Ordnung.“ Auch hierzu sei das Ordnungsamt mit der Veranstalterin im Gespräch. Vanessa Wittenburg: „Eine Plakatierung im öffentlichen Raum ist nicht beantragt worden.“
Fragen bleiben offen
Einige Fragen bleiben im Zusammenhang mit der Ausstellung offen. Welche und wie viele Exponate gezeigt werden, wie der Transport der Exponate stattfindet, seit wann es die Ausstellung gibt, in welchen Städten die Ausstellung bereits gezeigt wurde und weitere Nachfragen beantwortete Samantha Weber, die laut Website der Ausstellung verantwortlich zeichnet, nicht. Nach Berichten hat die Ausstellung in anderen Städten zu Kritik geführt.
Ausstellung von 11 bis 18 Uhr geöffnet
Die Ausstellung „Der menschliche Körper. Lernen von den Toten“ ist voraussichtlich ab Samstag, 30. März, bis Montag, 1. April, auf der Wilhelmshöhe in Menden zu sehen. Sie ist täglich von 11 bis 18 Uhr durchgehend geöffnet. Weitere Infos auch unter www.koerper.science. Der Eintrittspreis beträgt 15 Euro für Erwachsene, 10 Euro für Schüler, Studierende und Auszubildende sowie fünf Euro für Kinder bis sechs Jahre.