Kreis Olpe. An den weiterführenden Schulen fällt nicht selten Unterricht aus. Doch die Zahlen des Schulministeriums zeigen Überraschungen.
Die Unterrichtssituation an weiterführenden Schulen im Kreis Olpe wird durch neue Zahlen des Schulministeriums NRW deutlich. Die Unterrichtsstatistik für das Schuljahr 2023/2024 zeigt, an welcher Schule wie oft Unterricht ausfällt, vertreten wird oder stattfindet.
Viel besonderer Unterricht
Das Gymnasium der Stadt Lennestadt (GymSL) liegt beim Unterricht nach Stundenplan fast 5 Prozent über dem Landesdurchschnitt. Das Rivius-Gymnasium in Attendorn und das das Städtische Gymnasium Olpe (SGO) schneiden in der Sekundarstufe 1 etwas schlechter, aber immer noch überdurchschnittlich ab. In der Sekundarstufe 2 fällt das Rivius-Gymnasium jedoch leicht negativ auf (Rivius-Gymnasium: 77,5 %, NRW-Durchschnitt: 79,7 %), wohingegen das SGO 4 Prozent über dem Landeswert liegt.
Hinsichtlich des besonderen Unterrichts, der beispielsweise aus Klassenfahrten oder Projektunterricht besteht, tritt das Rivius-Gymnasium im Landesvergleich wieder positiv hervor. Das SGO und das GymSL schneiden in beiden Sekundarstufen leicht unterdurchschnittlich ab. Thomas Lohmeyer, stellvertretender Schulleiter am Rivius-Gymnasium, erklärt: „Vor dem Erhebungszeitraum konnten durch die Pandemie viele Schulfahrten nicht stattfinden. Daher haben wir im Schuljahr 2023/2024 vermehrt außerschulische Lernorte und Angebote ins Programm aufgenommen, um die individuelle Entwicklung der Schüler zu fördern.“
Beim Vertretungsunterricht bleibt das SGO nah am Landesniveau. Das GymSL und das Rivius-Gymnasium liegen in der Sekundarstufe 1 unter dem NRW-Durchschnitt. Allerdings findet in der Sekundarstufe 2 am Rivius-Gymnasium etwas mehr Vertretungsunterricht statt. Ein Zusammenlegen oder Aufteilen von Klassen gibt es weder am SGO noch am Rivius. „Das Rivius-Gymnasium hat eine mehr als optimale Lehrerquote, sodass dies nicht nötig ist“, so Lohmeier.
Mehr zum Thema Schulen
- Striktes Handyverbot: Diese Schule verbietet die Nutzung
- Katholische Grundschule bald Geschichte – was jetzt passiert
- Großer Elternfrust: Grundschule muss I-Männchen aussortieren
Besser als der NRW-Durchschnitt schneiden das SGO und das Rivius-Gymnasium beim ersatzlosen Unterrichtsausfall ab. Besonders positiv fällt hierbei jedoch das GymSL mit sehr niedrigen Werten auf. Deutlich unter dem Landesdurchschnitt liegen das SGO und das Rivius-Gymnasium beim eigenverantwortlichen Arbeiten, das es nur in der Oberstufe gibt. Das GymSL erreicht hier nahezu Landesniveau.
Was erfasst die Unterrichtsstatistik?
Unterricht nach Stundenplan: Der Unterricht findet so statt, wie es im Stundenplan steht
Besonderer Unterricht: erteilter Unterricht in besonderer Form, z. B. Klassenfahrten und Projektunterricht
Vertretungsunterricht: Unterricht oder Maßnahme mit einer Lehrkraft bei unveränderter Lerngruppe (z. B. Vertretungsunterricht im vorgesehenen oder einem anderen Fach)
Zusammenlegen oder Aufteilen von Klassen: Unterricht oder Maßnahme mit Lehrkraft bei geänderter Lerngruppe (Zusammenlegung, Aufteilung oder Mitbetreuung von Lerngruppen)
Distanzunterricht: Unterricht in räumlicher Distanz in engem Austausch mit einer Lehrkraft (z. B. Videokonferenz)
Eigenverantwortliches Arbeiten: Schüler bearbeiten selbstständig Aufgaben; nur in der Oberstufe
Ersatzloser Ausfall: Der Unterricht entfällt komplett, wodurch die Schüler „frei“ haben
Große Unterschiede an Gesamtschulen
Die Gesamtschule Wenden liegt beim Unterricht nach Stundenplan ungefähr auf Landesniveau. Besonders positiv fällt die Bigge-Lenne Gesamtschule (BLG) in Finnentrop mit einem Wert von über 7 Prozent über dem NRW-Durchschnitt auf. Schulleiter Thorsten Vietor: „Wir sind bemüht, personelle Ausfälle rechtzeitig zu erkennen und den aktuellen Stundenplan frühzeitig anzupassen, um stundenplangemäßen Unterricht zu ermöglichen.“ Da an der BLG eine Sekundarstufe 2 erst für 2026/2027 geplant ist, liegen nur Werte für die Sekundarstufe 1 vor.
Beim besonderen Unterricht liegen beide Gesamtschulen unter dem Landesdurchschnitt. Einen großen Unterschied gibt es beim Vertretungsunterricht: Die Gesamtschule Wenden liegt knapp 3 Prozent über dem NRW-Durchschnitt und die BLG mehr als 3 Prozent darunter. Positiv fällt bei beiden Schulen der ersatzlose Unterrichtsausfall auf: Die Schulen liegen unter Landesniveau. „Da wir derzeit noch keine Oberstufe haben und die Fünft- und Sechstklässler nicht früher gehen dürfen, weil wir eine Ganztagsschule sind, fällt insgesamt weniger Unterricht als an anderen Schulen aus“, so Vietor von der BLG. Zudem kommt es an der Gesamtschule Wenden im Vergleich zum Landeswert etwas häufiger zum eigenverantwortlichen Arbeiten, das es nur in der Sekundarstufe 2 gibt.
Selten Ausfälle an Lessing-Realschule
Die Lessing-Realschule in Lennestadt erreicht beim Unterricht nach Stundenplan einen überdurchschnittlichen Wert. Beim besonderen Unterricht schneidet die Schule jedoch leicht unterdurchschnittlich gegenüber dem Landesniveau ab. Der Vertretungsunterricht fällt an der Schule geringer als der NRW-Durchschnitt aus und auch zum ersatzlosen Ausfall kommt es deutlich seltener als auf Landesebene.
Andere Rahmenbedingungen an Sekundarschulen
Die Hanseschule in Attendorn liegt beim Unterricht nach Stundenplan knapp unter dem NRW-Durchschnitt, die Sekundarschule Olpe-Drolshagen leicht darüber. Besonders positiv fällt die Sekundarschule Hundem-Lenne (SHL) mit einem stundenplan-gemäßen Unterricht von 82,1 Prozent auf (NRW-Durchschnitt: 73,3 %). Die Schulleiterin der SHL, Ellen Sandforth-Linder, sagt: „Der in der Statistik erfasste Unterricht entspricht nicht unbedingt dem, was uns vorgegeben wurde. Wir schauen am Anfang des Schuljahres, was für uns machbar ist und geben diese Werte dann an. Häufig liegen sie niedriger, als die Vorgaben.“ Beim besonderen Unterricht heben sich wiederum die Hanseschule und die Sekundarschule Olpe-Drolshagen vom Landesniveau ab. Die SHL liegt unter dem NRW-Durchschnitt und deutlich niedriger als beide anderen Schulen.
Vertretungsunterricht gibt es an allen drei Sekundarschulen weniger als auf Landesebene. Insbesondere an der SHL fällt ein um fast 4 Prozent niedrigerer Wert auf. Hervorzuheben sind auch die geringen Werte aller drei Sekundarschulen beim ersatzlosen Unterrichtsausfall gegenüber dem NRW-Durchschnitt. Die SHL liegt auch hier beinahe 4 Prozent unter dem Landeswert. Sandforth-Linder erklärt: „Wir lassen wenig Unterricht ausfallen, da unsere Schule sehr ländlich liegt und daher nur selten Busse fahren. Die Schüler kommen hier nicht so schnell weg.“ Zudem seien Sekundar- und Gesamtschulen grundsätzlich Ganztagsschulen. „Die Fünft- und Sechstklässler dürfen nur in Absprache mit ihren Eltern früher gehen“, so die Schulleiterin. „Zwischen den einzelnen Schulformen gibt es Unterschiede in den Rahmenbedingungen.“
Häufiger Vertretungsunterricht an Förderschulen
Die Janusz-Korczak-Schule (JKS) in Lennestadt erreicht hinsichtlich des Unterrichts nach Stundenplan nahezu das Landesniveau und die Michael-Ende-Schule in Olpe schneidet etwas schlechter ab. Dafür weist sie beim besonderen Unterricht einen überdurchschnittlichen Wert auf. Hier liegt die JKS liegt nur minimal über dem Landesniveau. Beim Vertretungsunterricht schneiden beide Schulen beinahe gleich und höher als der NRW-Durchschnitt ab. Besonders hervorzuheben ist, dass es an den Förderschulen selten zu ersatzlosem Unterrichtsausfall kommt.
Keine Zahlen für Privatschulen
Für das Gymnasium Maria Königin in Lennestadt, die St.-Franziskus-Schule in Olpe sowie die St.-Ursula-Schulen in Attendorn liegen auf den Seiten des Ministeriums für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen keine Daten vor, da es sich um Schulen in privater Trägerschaft handelt. Das gilt auch für die St.-Laurentius-Schule in Attendorn, die Max-von-der-Grün-Schule in Olpe und die LWL-Förderschulen für Sehen als auch für Hören und Kommunikation in Olpe.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Das Schulministerium betont, dass die Unterrichtsstatistik ihre Grenzen hat. Sie misst nur die Abweichungen des Unterrichtsgeschehens vom Stundenplan der jeweiligen Schule und zeigt somit, wie verlässlich die Stundenpläne an der entsprechenden Schule eingehalten werden. Ein Vergleich der Schulen untereinander sei daher nur bedingt möglich. Zudem lasse die Statistik keine Rückschlüsse auf die Qualität des Unterrichts und der schulischen Arbeit zu.