Halberbracht. Ihr Restaurant ist geschlossen, aber mit einem neuen kulinarischen Konzept verwöhnen Thomas und Carola Eickhoff in Lennestadt weiterhin ihre Gäste.
Wenn Thomas und Carola Eickhoff montags ihren Newsletter „Angebote der Woche“ verschicken, dann läuft vielen ihrer mittlerweile 640 Abonnenten kurz danach das Wasser im Munde zusammen: „Rückenfilet vom Seelachs, Geschmorte Lammhaxe im Fond, dazu eine raffinierte Ratatouille und als ,Weinempfehlung der Woche‘ ein 2023er Matilé Bianco aus Italien“, stand dort in der letzten Woche auf dem Speiseplan. Aber nicht zum Verzehr im Restaurant, denn das gibt es seit mehr als zwei Jahren nicht mehr, sondern zum Abholen und Fertigkochen. Aus Eickhoff´s Landgasthof in Halberbracht ist Eickhoff´s Weindepot & Feinkost geworden – und das mit einem riesigen Erfolg.
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Mit einem „Abschiedsessen“ für Freunde und Stammgäste verabschiedeten sich der Koch aus Leidenschaft und seine Gattin am 30. Oktober 2022 nach fast 30 Jahren aus dem klassischen Restaurantgeschäft. Aber nicht aus wirtschaftlichen, sondern aus Altersgründen mit Weitblick. „A-la-Carte-Küche ist die Königsdisziplin, das schafft man irgendwann nicht mehr“, so der 61-Jährige. So mit „Mitte 50“ habe er gemerkt, dass ihm der tägliche Gastrostress schwerer falle. „Da haben wir überlegt, wie es später weitergehen soll“, so Carola Eickhoff.
Die Idee, auf ein Weindepot mit Feinkostladen zu setzen, reifte in der Coronazeit. Schon während der Lockdown-Phasen boten sie in der Gaststube Feinkost wie eingelegtes Gemüse, Nudeln, Oliven, Sardinen, Weine und auch warme Gerichte zum Mitnehmen an. Das damals improvisierte „To-Go-Konzept“ boomte und das Paar beschloss, den Einzelhandel mit Feinkost und Wein nach der Schließung des Restaurantbetriebs weiterzuführen – natürlich nach den eigenen Qualitätsansprüchen. Dabei konnte das Paar auf ihre ausgesuchten Zulieferer aus der Restaurantzeit zurückgreifen. Frischen Fisch wie Lachs, Matjes, Hering, mediterrane Produkte wie Oliven, Minisardinen, Olivenöle in großer Auswahl kommen von speziellen Großhändlern. Ihre Weinhändler kennen Carola und Thomas Eickhoff persönlich, die deutschen Weine kommen direkt vom Winzer. Etwa 200 verschiedene Artikel umfasst das ausgesuchte kulinarische Angebot, eine umfassende und gute Beratung beim Einkauf inklusive. „Man würde mir nicht abnehmen, wenn ich Staubsauger verkaufen würde“, lacht Thomas Eickhoff.
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Für den Halberbrachter war aber auch klar, dass er den Kochlöffel im „Unruhestand“ nicht vollends aus der Hand legen möchte. Ein besonderes Highlight sind deshalb die wöchentlich wechselnden „warmen Speisen“, die Thomas Eickhoff in seiner Küche zum Abholen frisch zubereitet – aber nur vorgegart. Denn verzehrfertige Gerichte in einer billigen Plastikbox, die zuhause halbwarm auf den Tisch kommt, sind ihm zuwider. „Das funktioniert vielleicht noch bei einer Pizza, aber bei Fritten schon nicht mehr“, sagt er. Und schon gar nicht bei hochwertigem Fleisch oder Fisch. Deshalb bereitet er seine Gerichte vorgegart zum Abholen und Fertigkochen oder -backen vor, erklärt seinen Kunden im Newsletter meistens noch in netten Worten die richtige Zubereitung und empfiehlt die passenden Beilagen samt Weinempfehlung. So kommen die Kunden bzw. Gäste auch weiterhin in den Genuss, den sie von „Eickhoffs Landgasthof“ gewohnt waren – nur jetzt zuhause.
„„Man würde mir nicht abnehmen, wenn ich Staubsauger verkaufen würde.““
„Neue deutsche Küche, ehrlich zubereitet“, nennt der Koch seinen Kochstil. Das richtige „Rezept“ bzw. Angebotssortiment zu finden, sei ein Prozess gewesen, denn nicht nur die Qualität, sondern auch der Preis müssten passen. „Weine für 50 Euro die Flasche verkaufen wir nicht. Wir haben viel ausprobiert und mein Mann hat immer neue Ideen“, so Carola Eickhoff. 30 bis 40 Stunden pro Woche, schätzt Thomas Eickhoff, stehe er pro Woche „noch“ in seiner Küche. „Wenn man von 80 Stunden runterkommt, ist das fast wie Urlaub“ sagt er. Denn neben der Vor- und Zubereitung der wöchentlichen Gerichte kreiert er weiterhin seine selbstgemachten Salatsoßen, die in diversen Geschäften in Lennestadt und Umgebung angeboten werden.
Geöffnet hat das Weindepot am Kickenberg jeden Freitag von 10 bis 18 Uhr und jeden Samstag von 10 bis 13 Uhr. Der Wein- und Depotverkauf ist für Kurzentschlossene auch an anderen Tagen möglich – am besten vorher anrufen. Die warmen Gerichte müssen bis mittwochs vorbestellt sein und können dann am Wochenende abgeholt werden. Die gewonnene „freie Zeit“ nutzen die Eickhoffs sinnvoll. Er engagiert sich als Aushilfsküster in der Kirchengemeinde und sie freut sich auf jede Probe des Kirchenchors. Die Gästezimmer im Haus (13 Betten) hat die Familie mittlerweile in zwei Wohnungen umgebaut. Die beiden sind sich einig: Ihr Plan ist aufgegangen und sie sind mit ihrem neuen Leben sehr zufrieden. „Wir machen es gerne, das ist die Hauptsache“, so Thomas Eickhoff. Allen Kolleginnen und Kollegen in der Gastronomie, die sich Gedanken über die Zukunft ihres Betriebs machen, kann das Paar nur empfehlen: Bloß nicht zu lange warten.