Olpe. Sanierung statt Abbruch: Aus historischem Haus in der Olper Innenstadt wird nun der Firmensitz einer vor wenigen Jahren gegründeten Firma.

Seit 1992 wird hier nicht mehr gebacken. Als Bäckermeister Friedhelm Sommerhoff und seine Frau Gerda mit dem Eintritt in den Ruhestand das Familienunternehmen an der Winterbergstraße in Olpe schlossen, blieb der Ofen dennoch nicht aus. Viele Jahre lang mietete ein Partyservice die ehemalige Backstube der Bäckerei Sommerhoff und nutzte den gewaltigen „Heinzelmann“, wie der Ofen nach seinem Hersteller stets genannt wurde. Anstatt Olper Schwarzbrot oder den beliebten Butterkuchen darin zu backen, wurden hier nun Frikadellen und Schnitzel gegart. Doch mit der Corona-Krise war auch für diesen Partyservice das Geschäft vorbei. Und nun entschied sich die Familie Sommerhoff, das Haus zu verkaufen.

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Interessenten gab es zuhauf, doch den vier Geschwistern fiel am Ende die Entscheidung leicht: Sie veräußerten ihr Elternhaus an zwei junge Männer, die zwar nicht backen können, aber dem Thema Handwerk anderweitig eng verbunden sind und somit dem Haus Sommerhoff eine Zukunft geben. Die es renovieren und an ihre Bedarfe anpassen, anstatt es abzubrechen und durch einen Neubau zu ersetzen.

Gewölbe tief unterm Haus

Das im Denkmalbereich der Stadt stehende Haus entstand nach dem großen Stadtbrand 1795, daran zu erkennen, dass sich unter dem eigentlichen Keller quer zum Haus noch ein großer Gewölbekeller befindet, der vom ursprünglichen, dem Feuer zum Opfer gefallenen Vorgängerhaus übrig geblieben ist. Mehrere Um- und Anbauten veränderten die ursprüngliche Bäckerei Voßhagen, durch Einheirat wurde es die Bäckerei Sommerhoff. Viele Jahre war sie fixe Station für Schülerinnen und Schüler des Städtischen Gymnasiums und der seinerzeitigen Imbergschule; auf dem Weg vom oder zum Schwimmunterricht oder der Bushaltestelle liegt sie direkt am Weg und wurde gern genutzt, um Gebäck oder Süßigkeiten zu erwerben. Und die berühmte „Olper Butterbrezel“, deren Rezept der in die USA ausgewanderte Theodor Gastreich 1872 mit nach Hause brachte und die seit der Schließung der Bäckerei Sommerhoff nun in der Konditorei Lüning gebacken wird.

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Der Familie war daran gelegen, dass das Haus dem Stadtbild erhalten bleibt, und das garantieren Jannik Brenner und Dennis Kühr. Die jungen Handwerksmeister, der eine 29, der andere 30 Jahre alt, kennen sich aus der Berufsschule, in der sie parallel den Beruf des Elektrikers erlernten, und seitdem gehen sie beruflich gemeinsame Wege. Beide sind inzwischen Meister ihres Fachs, und 2021 gründeten sie gemeinsam die Firma B & K Elektrotechnik. Ein erster Auszubildender ergänzt inzwischen das Team. Sie bieten Elektroinstallationen für Privathäuser und Industrie an, die Sanierung vorhandener Installationen und mit steigender Tendenz die Installation von Photovoltaik-Anlagen. Bislang erledigen sie die Büroarbeit von zuhause und haben ein Lager in Öhringhausen gemietet. Nun bauen sie die ehemalige Bäckerei samt dazugehörigem Wohnhaus komplett um. Hier soll zum einen Wohnraum für Dennis Kühr entstehen, zum anderen Büroräume, Werkstatt und Lager für das junge Unternehmen.

Ziel: Fertigstellung nächsten Winter

Derzeit sind sie dabei, die ehemalige Backstube zu entkernen. Im Zentrum: der gewaltige „Heinzelmann“-Ofen. Er wird zerlegt und dann abgebrochen. „Das soll unsere Werkstatt werden“, erklärt Dennis Kühr. Mit einem Lager für Installationsmaterial. „Wir können dann zum Beispiel Schaltschränke für Häuser hier vorinstallieren, anstatt das auf der Baustelle erledigen zu müssen.“ Im Haus haben sie urige Holzbalken freigelegt, die die Decken stützen, und unterziehen das Haus von oben bis unten einer Komplett-Renovierung. Was sie können, erledigen sie selbst, daher nehmen sie sich die nötige Zeit. „Unser Ziel ist, dass wir nächsten Winter fertig sind“, erklärt Jannik Brenner. Eine Reihengarage hinter dem Haus wurde abgebrochen. „Das bleibt frei und wird als Stellplatz genutzt“, so Kühr: Die alten Garagen stammten aus Zeiten, in denen ein Volkswagen 1200 Standard war, für moderne Autos waren sie schlicht zu klein.

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Das ehemalige Ladenlokal soll das Büro werden, sodass das Schaufenster zur Winterbergstraße erhalten bleibt. „Wie wir das genau machen, überlegen wir uns noch“, erklärt Brenner, doch beiden ist wichtig, dass das Wohn- und Geschäftshaus seinen Charakter erhält. „Wir waren schon länger auf der Suche nach einem geeigneten Objekt und sind dann mehr zufällig auf das Verkaufsschild im Fenster gestoßen.“ Sie freuen sich, dass die ehemaligen Besitzer sich für sie entschieden haben und sind zuversichtlich, das in sie gesetzte Vertrauen erfüllen zu können. Und wollen beweisen, dass auch ein renovierter Altbau moderne Ansprüche erfüllen kann und keineswegs ein Abbruch und Neubau die einzige Lösung sein muss.