Lennestadt. Eine Drohung im Raum Lennestadt sorgte am Tag des Magdeburg-Anschlages für Unruhe. Jetzt stellt sich heraus, dass der 20-Jährige Anhänger des IS sein soll.

„Geht bitte nicht in Lennestadt auf den Weihnachtsmarkt“, heißt es am Freitag, 20. Dezember, in einer WhatsApp-Gruppe. „Ich kann nichts Genaues sagen, aber ihr könnt es euch bestimmt denken.“ Eine Warnung, die ohne Kontext für Verwirrung sorgt. Was ist passiert? Und welcher Weihnachtsmarkt ist gemeint? Später teilt das Polizeipräsidium Dortmund mit, dass in den sozialen Netzwerken eine Gefährdungslage im Bereich Lennestadt verbreitet wurde. Am Ende nimmt die Polizei sogar zwei Männer fest. Was passiert ist.

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20-jähriger Syrer soll Anhänger des IS sein

13:37 Uhr: Der Mann hatte bis zu seiner Festnahme am 23. Dezember in einer städtischen Flüchtlingsunterkunft in der Industriestraße in Grevenbrück gelebt. Dort sind laut Stadt in vier Unterbringungseinheiten 20 Flüchtlinge untergebracht, allesamt Männer verschiedener Nationalitäten. Die Stadt selbst sei in die Vorgänge nicht involviert gewesen. „Wir haben keine Informationen über den Vorgang, die Ermittlungsbehörden arbeiten in solchen Fällen eigenständig“, so der zuständige Fachbereichsleiter Thomas Meier. Darüber hinaus sei nichts über ein auffälliges Verhalten des Mannes während seiner Zeit in Grevenbrück bekanntgeworden. Auch Bürgermeister Tobias Puspas sagte, er habe null Erkenntnisse in dem Fall. Man habe nur mitbekommen, dass der zweite Mann wieder aus der Haft entlassen wurde. 

Update, Donnerstag, 16. Januar, 12:18 Uhr: Der syrische Staatsangehörige ist dringend verdächtig, sich der terroristischen Vereinigung Islamischer Staat „IS“ angeschlossen und zur Begehung eines Verbrechens bereit erklärt zu haben, dies geht aus einer gemeinsamen Mitteilung der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf und der Polizei Hagen hervor. Darin heißt es: Es ergaben sich Hinweise auf eine mögliche Gefährdungslage. In diesem Zusammenhang hat das Oberlandesgericht Düsseldorf in dem eingeleiteten Ermittlungsverfahren auf Antrag der Zentralstelle Terrorismusverfolgung Nordrhein-Westfalen bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf einen Haftbefehl gegen einen 20-jährigen Mann erlassen. Dieser wurde am 15.01.2025 in Vollzug gesetzt. Der Tatverdächtige und ein 26-jähriger syrischer Staatsangehöriger wurden am 20. Dezember in längerfristigen polizeilichen Gewahrsam genommen. Ein Anfangsverdacht gegen den 26-Jährigen hat sich trotz umfangreicher Ermittlungen nicht bestätigt. Er wurde daraufhin am 03.01.2025 aus dem Gewahrsam entlassen.

In allen Verfahrensabschnitten gilt bis zu einer rechtskräftigen Verurteilung die Unschuldsvermutung. Weitergehende Auskünfte können derzeit aufgrund der laufenden Ermittlungen nicht erteilt werden.

Drohung auf Social Media - das ist der aktuelle Stand

Update, Freitag, 3. Januar: Nachdem in sozialen Netzwerken im Dezember der Verdacht einer Gefährdungslage im Bereich Lennestadt verbreitet wurde, konnte die Polizei zwei Männer (20 und 26 Jahre alt, mit syrischer Staatsangehörigkeit) vorläufig festnehmen.

Nach umfangreichen Ermittlungen hat sich der Anfangsverdacht gegen den 26-jährigen Mann nicht erhärtet. Er ist aus dem Gewahrsam entlassen worden. Der 20-Jährige befindet sich weiterhin im polizeilichen Gewahrsam. Die Ermittlungen gegen ihn und die Auswertung der beschlagnahmten Datenträger dauern weiter an. Die kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung erfolgt durch den Staatsschutz der Polizei Hagen. Weitere Auskünfte können derzeit nicht erteilt werden.

Drohung auf Social Media - das war passiert

Montag, 23. Dezember, 10:40 Uhr: Die beiden festgenommenen Personen befinden sich weiterhin im polizeilichen Gewahrsam, teilt die Polizei Dortmund in einer weiteren Pressemitteilung am Montag, 23. Dezember, mit. Die Ermittlungen, insbesondere die Auswertung der beschlagnahmten Datenträger dauern an. Die Polizei Dortmund regte bei der Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf Untersuchungshaftbefehle an. Die Voraussetzungen hierfür lagen nach Prüfung durch die Generalstaatsanwaltschaft Düsseldorf jedoch nicht vor.

Zur Gefahrenabwehr beantragte die Polizei Dortmund im Anschluss beim zuständigen Amtsgericht in Olpe für die beiden Festgenommenen eine längerfristige Ingewahrsamnahme gemäß § 38 Abs. 2 Nr. 1 PolG i.V.m § 35 Abs. 1 Nr 2 und § 12 StGB. Die zuständige Richterin am AG Olpe folgte diesem Antrag und ordnete die längerfristige Ingewahrsamnahme an, sodass die beiden Personen bis zum 3. Januar 2025 im Polizeigewahrsam verbleiben. Die weitere kriminalpolizeiliche Sachbearbeitung erfolgt durch die Polizei Hagen.

Drohung auf Social Media - die News am Wochenende

Samstag, 21. Dezember, 13:47 Uhr: Nach Auskunft des Polizeipräsidiums Dortmund befinden sich die beiden Tatverdächtigen weiterhin in Polizeigewahrsam. Zwischenzeitlich wurden Durchsuchungen durchgeführt. Bei diesen Durchsuchungen wurden Datenträger gefunden, die nun im nächsten Schritt ausgewertet werden. Diese Untersuchungen werden Zeit in Anspruch nehmen. Weiterhin gebe es keinen Hinweis auf einen Zusammenhang mit dem Anschlag in Magdeburg. Wir berichten weiter, sobald es etwas Neues gibt.

Samstag, 21. Dezember, 8:45 Uhr: Weiterhin sind die Hintergründe für die Androhung einer Gefährdungslage im Raum Lennestadt unklar. Neue Erkenntnisse zum Motiv gibt es nach Informationen des Polizeipräsidiums Dortmund nicht. Wir berichten weiter.

Drohung auf Social Media: Der Vorfall am Freitag

22 Uhr: Am späten Abend gegen 22 Uhr teilt das Polizeipräsidium in einer weiteren Pressemitteilung mit, dass die Polizei um 16:45 Uhr auf die Einsatzlage in Lennestadt aufmerksam wurde. Die Festnahme der beiden Männer erfolgte um 18 Uhr in einer Flüchtlingsunterkunft in Lennestadt. „Derzeit laufen weitere Ermittlungen zur Konkretisierung des Sachverhaltes, den beiden Personen und einer möglichen Motivlage“, heißt es weiter. Die beiden festgenommenen Männer sind 19 und 26 Jahre alt und haben die syrische Staatsangehörigkeit.

20:23 Uhr: Kurz nach der Pressemitteilung wird bekannt, dass es in Magdeburg einen Anschlag auf dem dortigen Weihnachtsmarkt gegeben hat. Ein Auto ist in eine Menschenmenge gerast. Mindestens ein Mensch wurde getötet, heißt es in den Medien. Der Fall erinnert an Berlin 2016, als ein islamistischer Attentäter einen Sattelschlepper in die Menschenmenge auf dem Weihnachtsmarkt am Breitscheidplatz steuerte. Einen Hinweis auf einen Zusammenhang mit der Androhung einer Gefährdungslage in Lennestadt und dem Anschlag in Magdeburg gibt es laut Polizeipräsidium Dortmund derzeit nicht.

19 Uhr: Die Polizei teilt nach Anfrage unserer Zeitung im Rahmen einer Pressemitteilung mit, dass im Bereich Lennestadt über Social-Media eine Gefährdungslage verbreitet wurde, die aber „nach jetzigem Kenntnisstand keinen Zusammenhang mit einem Weihnachtsmarkt hatte“. Der Account-Inhaber konnte laut Pressemitteilung identifiziert und mittlerweile mit einer weiteren Person in Lennestadt festgenommen werden. Die Ermittlungen zu den festgenommenen Personen und zur Motivlage dauern an. Sogar aus dem Raum Iserlohn wurden nach Informationen unserer Zeitung Einsatzkräfte zur Unterstützung angefordert. „Nach aktuellen Erkenntnisstand bestand keine Gefahr für die dortigen Weihnachtsmärkte und andere Veranstaltungsorte“, heißt es weiter. Die Einsatzführung liegt beim Polizeipräsidium Dortmund, das trotz einer weiteren Anfrage unserer Zeitung derzeit keine Auskünfte geben kann. Auch nicht, welche Gefährdungslage angedroht wurde. „Es besteht aber keine Gefahr für die Bevölkerung“, heißt es ausdrücklich.

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