Grevenbrück. Der Grevenbrücker Philipp Geisler fotografiert Wildtiere im Sauerland. Seine Bilder sind gestochen scharf und verbergen sogar kleine Geheimnisse.

Geduld, Begeisterung und vor allem Ausdauer sind drei besondere Gaben, die vielen Menschen in der heutigen Zeit fehlen. Der 14-jährige Philipp Geisler hat sie und noch dazu ein riesengroßes Talent. „Ich liebe die Natur im Sauerland“, sagt der Schüler, der das Gymnasium Maria Königin in Lennestadt besucht. Und genau das beweisen auch seine zahlreichen Fotos, die er im Laufe des Jahres in der heimischen Natur eingefangen hat. Philipp Geisler hat sich auf Wildtierfotografie spezialisiert und sich damit für einen der schwierigsten Bereiche in der Fotografie entschieden.

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Tier- und Naturfotograf Philipp Geisler aus Grevenbrück
Das Foto von der Libelle hat Philipp Geisler am Teich eingefangen. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

Philipp Geisler wohnt erst seit vier Jahren im Sauerland. Besser gesagt in Grevenbrück. Aus der Großstadt Essen zog es ihn gemeinsam mit seinen Eltern Udo (47) und Esther (45) und seinen drei Geschwistern Carolin (17), Felix (12) und Annika (10) aufs Land, weil sie sich in ein historisches Fachwerkhaus mit einem riesigen Garten auf einem 2300 Quadratmeter großen Grundstück verliebten. „Als wir nach jahrelanger Haussuche in und um Essen kein Eigenheim gefunden haben, erweiterten wir den Radius und fanden dieses Traumhaus in Grevenbrück“, berichtet die Familie im Gespräch. Und das war wohl der Beginn zu einer besonderen Liebe und Leidenschaft für die heimische Natur.

Tier- und Naturfotograf Philipp Geisler aus Grevenbrück
Gestochen scharf sind die Bilder, die Philipp Geisler in der Natur von heimischen Tieren gemacht hat: hier eine Blaumeise. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

Im Naturschutz aktiv

Philipp Geisler ist nicht nur in der Greenpeace-Jugend aktiv. Er ist Klimaschutzbotschafter an seiner Schule, überzeugter Vegetarier, Hobbygärtner und Pflanzenretter. Im Internetportal „Kleinanzeigen“ hat er Gartenauflösungen in der Nähe im Blick und findet so Sträucher oder Bäume, die er mit Unterstützung seines Vaters ausgräbt und im heimischen Garten wieder einpflanzt. Der 14-Jährige baut Nistkästen für Vögel, kleine Häuser für Eichhörnchen und Fledermäuse und legte erst kürzlich einen großen Teich an. Warum? Damit Tiere auch in der Nähe von Menschen Schutz und einen geeigneten Lebensraum finden. „Naturnahe Lebensräume werden immer seltener. Ich möchte, dass sich die Tiere in unserem Garten wohlfühlen“, erzählt der Schüler.

Philipp Geisler aus Grevenbrück
Philipp Geisler aus Grevenbrück ist erst 14 Jahre alt und hat ein besonderes Talent für Tier- und Naturfotografie. Einige seiner Bilder finden sich in zwei Kalendern wieder.  © Udo Geisler | Udo Geisler

Als Philipp Geisler Anfang dieses Jahres an Borreliose erkrankte und nach einer Operation mehrere Wochen nicht zur Schule gehen konnte, stellte ihm sein Vater, der als freiberuflicher Fotograf tätig ist, seine Kamera-Ausrüstung zur Verfügung. „Nachdem er eine Affinität zu Social Media entwickelt hatte, wollte ich dem entgegenwirken und habe ihm angeboten, dass er mein Equipment immer dann nutzen kann, wenn ich es selbst gerade nicht benötige“, erzählt Udo Geisler. Und damit beginnt die Karriere eines talentierten, jungen Naturfotografen, der im heimischen Garten die besonderen Geheimnisse vieler Wildtiere entdeckt.

Tier- und Naturfotograf Philipp Geisler aus Grevenbrück
Eine Stunde lang konnte Philipp Geisler das Rotkehlchen im Garten beobachten. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

Detailgenaue Aufnahmen

„Immer wenn ich einen Vogel oder ein anderes Tier entdecke, schnappe ich mir die Kamera und versuche es zu fotografieren“, berichtet Philipp Geisler, der dadurch sehr viel Zeit in der Natur verbringt. Die Ergebnisse, die auf seinen „Streifzügen“ entstanden sind, sind beeindruckend, wenn nicht sogar verblüffend. „Damit habe selbst ich nicht gerechnet. Philipp hat mich total überrascht, als er mir seine ersten Fotos gezeigt hat“, sagt Udo Geisler stolz. Wohl wahr. Beim Anschauen der Bilder bekommen die Betrachter das Gefühl, als würden die scheuen Wildtiere den 14-Jährigen beobachten und sogar anschauen.

Tier- und Naturfotograf Philipp Geisler aus Grevenbrück
Die Amsel im Schnee mit Eiskristallen am Schnabel. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

Die Details in den Aufnahmen der Wildtiere sind gigantisch: Bei der Amsel im Schnee sind die Eiskristalle am Schnabel ganz deutlich zu erkennen, das Eichhörnchen krallt sich am Baumstamm fest und eine niedliche Maus hält ein Körnchen in ihren beiden kleinen Pfoten fest. Obwohl die meisten wilden Tiere allesamt einen Fluchtreflex haben, wirkt es bei den Aufnahmen des 14-Jährigen fast schon so, als würden sie sich für das Fotoshooting regelrecht in Position bringen. „Philipp verschmilzt mit unserem Garten“, erzählt seine Mutter Esther und lacht.

Kalender zum Verkauf

Philipp Geisler aus Grevenbrück ist erst 14 Jahre alt und hat ein besonderes Talent für Tier- und Naturfotografie. Einige seiner Bilder finden sich in zwei Kalendern wieder.
Ein Eichhörnchen krallt sich an einem Ast fest. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

Damit die hervorragenden Aufnahmen nicht auf irgendeiner Festplatte schlummern, kam Philipp und Udo Geisler die Idee, Jahreskalender drucken zu lassen, die jeden Monat ein anderes Tier zeigen. Seitdem gibt es zwei Kalender: einen im Querformat mit den Tieren aus dem Garten und einen weiteren im Hochformat, in dem ausschließlich Vögel zu sehen sind. Auf örtlichen Weihnachtsmärkten hat Philipp Geisler seine Kalender bisher verkauft und das Angebot von heimischen Buchhandlungen angenommen, die seine Kalender ins Sortiment aufgenommen haben.

Tier- und Naturfotograf Philipp Geisler aus Grevenbrück
Eine Maus hält ein Körnchen in ihren kleinen Pfoten. © Philipp Geisler | Philipp Geisler

„Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was für einen Beruf ich später machen möchte. Aber mit Tierfotografie mein Geld zu verdienen, wäre schon ein Traum.“

Philipp Geisler
14-jähriger Wildtierfotograf

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Mit jedem Kalender, der verkauft wird, unterstützt Philipp Geisler den Naturschutzbund Deutschland, indem er jeweils einen Euro spendet. Und sollte nach den Kosten für den Druck noch etwas übrigbleiben, dann möchte der 14-jährige Schüler das Geld in ein Makro-Objektiv investieren, um seine Naturfotografie zu intensivieren. Und vielleicht geht am Ende sein größter Traum in Erfüllung: „Ich bin mir noch nicht ganz sicher, was für einen Beruf ich später machen möchte. Aber mit Tierfotografie mein Geld zu verdienen, wäre schon ein Traum.“