Hillmicke. Eine unglaubliche Geschichte prägt den Jubiläumsverein bis heute. So wird das 75-jährige Bestehen im kommenden Jahr gefeiert.

Es ist ein Musikverein, der aus der Reihe der vielen ähnlichen Orchester des Sauerlands hervorsticht: Schon manches Mal haben die seemännischen Uniformen und der Spitzname „Seemannskapelle“ für Irritationen gesorgt, wenn die Männer und Frauen des Musikvereins Hillmicke aufgetreten oder in Festzügen mitmarschiert sind. Die Geschichte dahinter ist echter sauerländischer Humor. Denn nur drei Jahre nach ihrer Gründung hatten die Musiker im Jahr 1953 nach dem Brüner Schützenfest die Idee, den Rückweg nach Hillmicke, der seinerzeit selbstverständlich zu Fuß erfolgte, zur Abkühlung nicht auf der Straße, sondern in der Bigge zurückzulegen. Und so marschierten sie mit klingendem Spiel und viel Spaß durchs Wasser bis Wendenerhütte. Somit war der junge Musikverein zur „Seemannskapelle“ geworden. Neue Uniformen im Matrosen-Design wurden beschafft, und seitdem ist der Marsch „Gruß an Kiel“ die inoffizielle Hymne des Musikvereins Hillmicke. Die erste der drei Hillmicker Gastwirtschaften, die seinerzeit in Hillmicke existierten und in die die Musiker nach ihrem Marsch durch die Bigge eingekehrt waren, änderte sogar ihren Namen und wurde zur „Seemannsklause“ – im meeresfernen Sauerland auch eine Seltenheit.

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Begonnen hat die Geschichte drei Jahre vorher. Es war der Erntedanktag, der 1. Oktober 1950, als einige junge Hillmicker in der Gastwirtschaft Valpertz vor einer Jukebox saßen. Nach dem Einwurf eines Groschens konnte hier Musik von Schallplatten angefordert werden, und wie der Homepage der „Seemannskapelle“ entnommen werden kann, war dies die Geburtsstunde des Musikvereins: Karl Nebeling, aus Elben gebürtig, in Wendenerhütte wohnend und aktiv im Musikverein Gerlingen, kommentierte die Konservenmusik auf wendsch Platt: „Wat die kunn, kunn mej ok.“ (Was die können, können wir auch.) Gesagt, getan: Er ließ die jungen Männer auf seiner Trompete probeblasen, die er zufällig dabei hatte, und ordnete ihnen aufgrund seiner Einschätzung sofort verschiedene Instrumenten zu. Die Hillmicker und die Bewohner der umliegenden Dörfer Wendenerhütte, Büchen, Huppen, Bebbingen und Schwarzbruch waren begeistert und spendeten Geld für den Kauf von Instrumenten. Ein bei der Arbeit im Gerlinger Walzwerk „abhanden gekommenes“ Blech wurde im Gasthof Valpertz aufgehängt und diente als Tafel für die Notenkunde. Und fortan setzte intensive Probenarbeit ein, gekrönt vom ersten „Auftritt“, der in der Heiligen Nacht 1950 im Glockenstuhl der örtlichen Kirche stattfand: Fünf junge Männer spielten Weihnachtslieder, die weit ins Dorf zu hören waren.

Auf vielen Schützenfesten präsent

Aus kleinen Anfängen wurde im Lauf der Jahre ein weithin anerkannter Verein, der ein breites Spektrum der sinfonischen Blasmusik im Portfolio hat. Die Hillmicker sind fester Bestandteil vieler Schützenfeste in näherer und weiterer Umgebung und im Wechsel mit den anderen wendschen Musikvereinen der Wendener Kirmes.

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Das Jahr 2025 steht ganz im Zeichen des 75-jährigen Bestehens, und eingeleitet wird das Jubiläumsjahr für die Hillmicker Musikerinnen – seit 1976 sind auch Frauen unter den „Seeleuten“ – mit einem Neujahrskonzert in der Aula der Gesamtschule Wenden. Am 11. Januar ab 19.30 Uhr werden die 60 Musikerinnen und Musiker unter der Leitung von Dirigent Ekkehard Kästel ein vielseitiges Programm präsentieren, darunter Klassiker wie „Pomp and Circumstance Nr. 4“ von Edward Elgar, bekannt aus der „Last night of the proms“, die Ouvertüre zur Operette „Die Fledermaus“ sowie das Werk „Puszta“, in dem vier Volkstänze vereint sind, die an ungarische und slawische Musik erinnern. Der erste Höhepunkt des Abends ist das Xylophon-Solo „Erinnerungen an Zirkus Renz“ mit den Solisten Peter Stracke und seinem Sohn Max.

Eigens komponiert

Im zweiten Teil des Konzertes, so teilt der Verein mit, stehen moderne Kompositionen wie „Euphoria“, „Gibraltar“, „Kung Fu Panda“ und „Coldplay in Symphony“ auf dem Programm. Besonders stolz sind die Musiker auf ein brandneues Medley, das an diesem Abend uraufgeführt wird. „Sebastian Middel aus Rhode, Schlagzeuger im Musikkorps der Bundeswehr in Siegburg, hat dieses besondere Stück aus bekannten Seemannsliedern eigens für die Seemannskapelle anlässlich des Jubiläums arrangiert. Zusätzlich wird es eine weitere Überraschung geben, die an dieser Stelle noch nicht verraten wird…“ heißt es, Neugier verbreitend, in der Ankündigung.

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Karten für das Neujahrskonzert gibt es im Vorverkauf für 10 Euro bei „Tintenwelt“ in Gerlingen, in der Sparkasse in Wenden sowie bei Blumen Niklas in Hillmicke oder für 15 Euro an der Abendkasse. Ein weiterer Höhepunkt im Jubiläumsjahr wird das Kreismusikfest sein, das vom 12. bis zum 14. September in Hillmicke stattfindet.