Kreis Olpe. Schrecklicher Tierhandel: Der Welpenwunsch ist in der Weihnachtszeit oft groß, doch genau das wird auf verstörende Art und Weise ausgenutzt.

Für viele Familien steht der Kauf eines Hundes oder einer Katze ganz oben auf dem weihnachtlichen Wunschzettel. Die Nachfrage nach Welpen steigt zur kalten Jahreszeit deutlich an. Ob über Spenden an Tierheime oder kurzfristige Tierübermittlungen – viele denken noch einmal besonders stark an das Wohl der spielfreudigen Vierbeiner. Der plötzliche Wunsch nach einem Haustier kann jedoch auch zu einer ernsthaften Gefahr für alle Beteiligten werden. Elke Stellbrink, Vorsitzende des Olper Tierschutzvereins, weiß nur zu gut, dass gerade jetzt das Wohl der Tiere besonders mit Füßen getreten wird. Sie setzt daher seit Jahren in der Vorweihnachtszeit ein deutliches Zeichen.

Tierwohl steht über allem

Das Tierheim des Tierschutzvereins in Rüblinghausen wird unter anderem zum Schutze des Tierwohls ab den nächsten Tagen geschlossen, auch um dem kurzfristigen Vermittlungswunsch vieler Familien entgegenzuwirken. „Das Tierheim macht über Weihnachten zu. Tiere als Weihnachtsgeschenk sind ein absolutes No-Go“, betont Stellbrink, die während ihrer Amtszeit schon einige Personen miterlebt hat, die explizit zur Weihnachtszeit nach einer Tiervermittlung fragten. Gerade zur kalten Jahreszeit sei die Nachfrage traditionell besonders groß, doch die konkrete Umsetzung meist nicht wirklich durchdacht. Eine mögliche Kurzschlusshandlung möchte das Tierheim mit aller Macht verhindern, um den Tieren weiteres Leid zu ersparen. „Wir sehen, dass die Nachfrage mit Sicherheit doppelt so hoch ist. Wenn das Tier bei einer Vermittlung Glück hat, findet es ein gutes Zuhause, hat es aber weniger Glück, endet es oft in einer Aussetzung“, berichtet die 63-Jährige.

Weitere Themen

Der plötzliche Wunsch nach einem Vierbeiner fördere gerade jetzt den illegalen Tierhandel. Über das Internetportal „Kleinanzeigen“ würden deutschlandweit, aber auch im Kreis Olpe von verschiedenen „Züchtern“ vermeintliche Welpen angeboten – da die meisten Tierheime keine Vermittlungen zur Weihnachtszeit anböten, sei die Nachfrage nochmals größer. Oft werde Betroffenen jedoch erst nach dem erfolgten Kaufgeschäft klar, dass sie Opfer „krummer Machenschaften“ geworden sind. „Die Tiere sind nur noch verstört. Sie werden verschachert und wenn irgendwelche Probleme aufkommen, ist da keiner mehr greifbar“, gehörten Dokumentenfälschungen und Flunkereien beim Tieralter zum traurigen Alltag. Oft würden junge Hundewelpen aus Osteuropa nach Deutschland geschafft. Ohne den nötigen Impfschutz seien die Tiere verschiedensten Krankheiten ausgeliefert und auch spätere Impfungen brachten oft nicht mehr den nötigen Schutz. „Es sind vor allem die Welpen, die verschachert werden. Ohne Impfschutz entstehen für den Käufer Kosten, die sehr, sehr hoch sind. Es ist ein riesiger Markt und ein Fass ohne Boden“, fasst Stellbrink zusammen.

Das Problem sei schon seit vielen Jahren bekannt. „Es ist schon seit langer Zeit ein Dauerthema“, erzählt Nina Drosten, Mitarbeiterin im Tierheim. Gleichwohl könne sich das Problem eigentlich von selbst lösen. „Wenn es die Käufer nicht geben würde, würde es den illegalen Tierhandel auch nicht geben“, so Drosten weiter. Auf Nachfrage unserer Redaktion bestätigte der Kreis Olpe, dass explizite Fälle bekannt seien. „Der Fachdienst Veterinärwesen des Kreises Olpe betrachtet dies als ein sowohl zunehmendes als auch sehr ernst zu nehmendes Problem im Tierschutz. Landesweit werden unter Leitung des LANUV (Landesamt für Natur, Umwelt und Verbraucherschutz) Arbeitsgruppen gebildet und für den speziellen Umgang bei der Online-Recherche Fortbildungen organisiert. Dem Kreis Olpe stehen keine Ressourcen für eine explizite proaktive Bearbeitung zur Verfügung“, berichtet der Kreis Olpe.

Eindringliche Warnung

Die Vorsitzende des Olper Tierschutzvereins warnt eindringlich vor Betrügern und wirbt dafür, das Tier über einen längeren Zeitraum kennenzulernen. „Es ist eine Entscheidung, die durchdacht sein muss. So einfach zwischen Tür und Angel ist eine Vermittlung nicht möglich“, betont Stellbrink. Bei einer realistischen Vermittlung werde zunächst ein erster gegenseitiger Kontakt zwischen Tier und Familie hergestellt. Nach einer Abschätzung, ob das Tier auch wirklich, zu den jeweiligen Lebensumständen der Beteiligten passt, werde dann in der Regel eine Art Probetag vermittelt, in der das Tier das Zuhause seiner möglichen neuen Familie kennenlernt. Klappt all das, stehe einer erfolgreichen Vermittlung nichts mehr im Wege.

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Die noch stärkere Anteilnahme der Menschen am Tierwohl zur Weihnachtszeit freue die Mitarbeiter des Olper Tierheims dennoch sehr. Vor allem die Spenden seien auch in diesem Jahr in den letzten Wochen wieder in die Höhe geschnellt. „Wir bekommen neben Geldspenden auch Körbchen, Futter oder Spielzeug“, kommt Stellbrink ins Schwärmen.