Attendorn. Ein Rentner (63) aus Baden-Württemberg erwirbt aus Überzeugung ein Ferienhaus von EuroParcs an der Waldenburger Bucht. Doch macht er einen Fehler?
Für den 63-jährigen Rentner aus Baden-Württemberg gibt es zwei Optionen, um sich finanziell fürs Alter abzusichern: Entweder er kauft eine Studentenwohnung und vermietet sie an junge Menschen, die ihre berufliche Zukunft noch vor sich haben. Oder er kauft ein Ferienhaus, das Familien mit Kindern einen schönen Urlaub ermöglicht und ihm selbst eine verlässliche Rendite garantiert. Die Wahl fällt auf Letzteres. So erwirbt der Mann, der anonym bleiben möchte, im Sommer vergangenen Jahres ein Ferienhaus an der Waldenburger Bucht in Attendorn. Also dort, wo in den nächsten Jahren sukzessive der EuroParcs Biggesee mit knapp 300 Wohneinheiten vom Ferienhaus bis zum Glamping-Zelt entsteht.
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Die Chalets gibt es in drei verschiedenen Größen. Das Haus „Attendorn“ bietet auf 50 Quadratmetern Wohnfläche Platz für eine vierköpfige Familie. Im zehn Quadratmeter größeren Haus „Biggesee“ können sechs Personen schlafen und im Haus „Sauerland“ (80 Quadratmeter) ist Platz für acht Personen. Der Mann aus Baden-Württemberg wählt das kleinste Haus, das Chalet „Attendorn“. Er trifft seine Kaufentscheidung aus voller Überzeugung, auch weil eine Rendite in Höhe von fünf Prozent lockt: „Ich bin von der Region vollends überzeugt und die Finanzierung des Hauses passte in meinen Budgetrahmen. Darüber hinaus hat uns die Aufteilung des Hauses gut gefallen“, erklärt der Käufer, der lange Zeit in der Logistikbranche gearbeitet hat, im Gespräch mit dieser Redaktion. Er kenne das Sauerland seit vielen Jahren, habe schon häufiger hier Urlaub gemacht.
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Den Kaufvertrag für die rund 180.000 Euro teure Immobilie unterschreibt er laut eigener Aussage im Sommer 2023. Die letzte Rate überweist er rund ein Jahr später. Seit Juli dieses Jahres gehöre ihm die Immobilie. Doch die anfängliche Euphorie verfliegt, Skepsis macht sich breit. Er liest davon, dass ein geplanter Ferienpark von EuroParcs auf Rügen platzt, er weiß, dass die EuroParcs-Gesellschaft neue Eigentümer hat und ein Gericht in den Niederlanden urteilt, dass der Ferienpark-Betreiber Immobilienkäufer getäuscht haben soll. Ihn auch?
„Wir sind gerade dabei, alle Eigentümer darüber zu informieren. Die meisten Eigentümer haben inzwischen eine Änderungsvereinbarung erhalten. Einige wenige noch nicht.“
Der Vater zweier Kinder ist davon überzeugt, dass er zu wenig Geld bekommt. Die fünf Prozent Rendite bedeuten für ihn rund 750 Euro pro Monat. Im November erhält er die erste Auszahlung für die Monate Juli bis September. Beim Blick auf den Kontoauszug traut er seinen Augen nicht: Nur rund 1200 Euro habe EuroParcs für die drei Monate bezahlt, viel zu wenig. Yvonne Damhoff, Sprecherin des niederländischen Ferienparks, erklärt jedoch dazu: „Es sich um eine garantierte Rendite von fünf Prozent über eine bestimmte Anzahl von Jahren, die wir den Eigentümern jetzt anbieten.“ Dazu muss man wissen, dass das Unternehmen selbst diese Rendite von einst 2,5 auf nun fünf Prozent erhöht hat. Damhoff: „Wenn die Eigentümer damit einverstanden sind, werden sie umgewandelt. Dieser Prozess ist noch nicht abgeschlossen, so dass noch nicht alle Eigentümer angesprochen wurden und der neuen Vereinbarung zugestimmt haben.“ Der Eigentümer aus Baden-Württemberg ist dennoch skeptisch, er hat mittlerweile eine Fachanwältin für Immobilienrecht eingeschaltet.
Fest steht hingegen, dass der EuroParcs Biggesee im April 2025 eine Teil-Eröffnung feiern wird. Und zwar der Bereich der Anlage, in dem bereits die 47 Häusern stehen, genauso wie ein kleiner Bereich für Camper. Die Häuser sind mittlerweile komplett eingerichtet, die Wasserleitungen sind angeschlossen und das Solarcarport, das auf dem Parkplatz vor dem alten Campingplatz steht, versorgt die Chalets mit regenerativer Energie. Darüber hinaus sind die Treppenanlagen aus Holz gebaut und Sträucher gepflanzt. Wer auf das Buchungsportal geht, kann dort einen Urlaub im EuroParcs Biggesee ab Freitag, 4. April, buchen.
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Die Eigentümer dürfen die Häuser selbst bis zu sechs Wochen im Jahr nutzen, die restliche Zeit geht in die touristische Vermarktung, die von EuroParcs übernommen wird. Das ist für den Rentner aus Baden-Württemberg absolut in Ordnung, denn in erster Linie sieht der Mann seine Immobilie als Kapitalanlage für sein Rentner-Dasein: „Für mich und meine Frau ist das ein Zubrot, um das aufzufangen, was uns in der Rente an Geld fehlt, um unseren Lebensstandard zu halten.“ Doch die Zweifel sind größer geworden, ob er mit dem Kauf alles richtig gemacht hat.