Olpe. Kreis legt durchwachsene Bilanz vor. „Weiße Flecken“ bleiben bis auf weiteres weiß. Förderantrag soll verlängert werden.

Eigentlich hätte auf der Tagesordnung etwas anderes gestanden. Nämlich ein Bericht über den erfolgreichen Abschluss des Glasfaser-Ausbaues im Kreis Olpe, was die sogenannten „weißen Flecken“ angeht. Dies sind Wohnbereiche, für die sich ein eigenwirtschaftlicher Ausbau durch die Netzbetreiber nicht lohnt, weshalb der Bund hier Fördermittel bereitstellt. Für Ende 2024 war die Fertigstellung dieses Projekts vorgesehen, also der Anschluss aller „weißen Flecken“ ans Glasfasernetz. Doch als die Mitglieder des Umwelt- und Strukturausschusses am Montag im Olper Kreishaus zusammenkamen und über den Sachstand informiert wurden, gab es statt Torte nur Brotkrumen: Ende Mai hatte der beauftragte Netzbetreiber, die Deutsche Glasfaser, bekanntlich mitgeteilt, dass sein Subunternehmer Soli Infratechnik, als Generalunternehmer für das Förderprojekt im Kreis Olpe beauftragt, insolvent ist. Der Vertrag zwischen Deutscher Glasfaser (DG) und Soli wurde gekündigt, seitdem sucht die DG nach einem neuen Auftragnehmer.

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Die Bilanz im „Weiße Flecken“-Ausbau fällt für die sieben Kommunen sehr unterschiedlich aus. In Attendorn wurden von rund 90 geplanten Kilometern Tiefbau immerhin 80 (entspricht 88,8 Prozent) realisiert, in Drolshagen sogar 96,4 Prozent, in Olpe 96,1 und in Wenden 97,8. In Kirchhunden wurden von 91,5 Kilometern 73,7 gebaut (=80,5 Prozent). Doch in Lennestadt, mit 113,7 Kilometern geplantem Tiefbau größtes Einzelprojekt, sind gerade einmal 18,6 Kilometer verlegt, was 16,4 Prozent entspricht, und in Finnentrop wurde von 89,4 Kilometern Glasfaserleitung noch nicht ein Meter vergraben.

„Zeitliche Verzögerungen, deren Tragweite zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar sind.“

Kreisverwaltung
zur Soli-Insolvenz

Da der Kreis aber nicht Auftraggeber der Fördermaßnahme sei, sondern lediglich „Fördermittelweitergeber“, so Landrat Theo Melcher, seien die Handlungsmöglichkeiten des Kreises beschränkt. „Die Insolvenz des Generalunternehmens wird für das kreisweite Förderprojekt durch den Baustopp zeitliche Verzögerungen zur Folge haben, deren Tragweite zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht abschätzbar sind“, so die Mitteilung an die Ausschussmitglieder. In Abstimmung mit dem Bundesfördergeber sei zwischenzeitlich eine Verlängerung des Durchführungszeitraumes für das Gesamtvorhaben bis Ende 2026 beantragt.

Telekom ist besser unterwegs

Besser sieht es beim „Weiße Flecken“-Ausbau der Gewerbegebiete aus, dies ist ein Job der Deutschen Telekom. Im Juli 2023 sei der Zuwendungsvertrag mit dem Kreis unterzeichnet worden. Die geplanten Fertigstellungstermine liegen zwischen Ende Dezember 2024 und Juni 2025. Hier wurde zum Teil sogar mehr Glasfaser verlegt als geplant, laut Melcher durch Nachmeldungen von Interessenten.

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Doch gibt es nicht nur „weiße“, sondern auch „graue Flecken“. Dies sind Gebiete, die zwar jetzt schon ans Internet angebunden sind, deren Anschlussgeschwindigkeit aber unterhalb von 100 Megabit pro Sekunde liegen. Dies trifft auf 3113 Adressen im Kreisgebiet zu, die wenigsten in Wenden (115), die meisten in Drolshagen (1087). Hier läuft derzeit ein Teilnahmewettbewerb, der im März 2025 in einem Vertragsabschluss enden soll. Die Bauarbeiten werden nach Schätzung des Kreises bis 2027 abgeschlossen sein. In den übrigen Bereichen läuft der eigenwirtschaftliche Glasfaserausbau, im Kreis aufgeteilt unter Deutscher Glasfaser, Deutscher Telekom, „GlasfaserPlus“ und „Unsere Grüne Glasfaser“. Der Kreis dazu: „Es ist branchenweit festzustellen, dass kaum noch neue Ausbauzusagen stattfinden und hinsichtlich der anfänglichen Ausbaueuphorie Ernüchterung eingetreten ist, was sicherlich auch den gestiegenen Personal- und Materialkosten, dem Fachkräftemangel, dem gestiegen Zinsniveau und der damit verbundenen Zurückhaltung von Investoren geschuldet ist.“ Der eigenwirtschaftliche Ausbau der Deutschen Glasfaser werde aber voraussichtlich trotz der Soli-Insolvenz planmäßig weitergehen, da hier andere Bauunternehmen beauftragt wurden.

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Deutlich voran hingegen geht es nach Auskunft des Kreises beim Mobilfunk. Hier sei der Anteil der „grauen Flecken“ (Bereiche, die nur von einem Anbieter abgedeckt sind), in einem Jahr um 3,3 Prozentpunkte auf 29,8 Prozent gesenkt worden. „Weiße Flecken“, also gar nicht versorgt, sind 3,4 Prozent der Kreisfläche. Dabei liege die Versorgung mit schnellem Datenfunk (4G) bei 96,5 Prozent, und die Versorgung mit dem neuesten, ultraschnellen 5G sei um 8,5 Prozentpunkte auf 84,3 Prozent gestiegen. Der 5G-Ausbau laufe weiter und werde noch im Lauf des Jahres durch neue Antennen und Aktivtechnik vorangetrieben. Meinolf Schmidt (UWG) meldete Zweifel an: Jeder kenne doch Bereiche, wo sein Mobiltelefon keine Verbindung habe. Er glaube nicht, dass wirklich nur 3,4 Prozent unversorgt seien. Er schlug vor, dass die Mobilfunk-Koordinatorin des Kreises in einer der nächsten Sitzungen Rede und Antwort stehe, um derartige Fragen zu klären. Landrat Melcher sagte dies zu.