Finnentrop. Die geplante Werksschließung von Thyssenkrupp Steel in Kreuztal-Eichen könnte auch Konsequenzen für das Werk in Finnentrop. Wie geht es weiter?

Die rund 230 Mitarbeitern von Thyssenkrupp Steel in Finnentrop solidarisieren sich mit ihren Kollegen aus dem benachbarten Kreuztal-Eichen. Im Siegerland will sich der Stahlriese bekanntlich von seinem Werk trennen, rund 600 Arbeitsplätze sind davon betroffen. Zudem hat der Stahl-Vorstand in einem sogenannten Eckpunktepapier mitgeteilt, dass das Unternehmen rund 11.000 Arbeitsplätze durch Stellenabbau und Ausgliederungen streichen will, um die kriselnde Stahlsparte zukunftsfähig aufzustellen und die grüne Transformation voranzutreiben. Dafür sollen die Produktionskapazitäten von 11,5 auf rund 8,7 bis 9 Millionen Tonnen pro Jahr reduziert werden.

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Es sind mal wieder schlechte Nachrichten für die Mitarbeiter, die sich kurz vor Weihnachten wiederholt die Frage stellen müssen: Wie geht es weiter? Als möglicher Schließungsstandort wurde das Werk in Finnentrop nicht genannt. Das hängt sicherlich damit zusammen, dass die Beschäftigten an der B 236 ein besonderes Produkt – und zwar feueraluminierte Feinbleche für die ebenso kriselnde Automobilbranche – produzieren und somit über eine Art Sonderstellung im großen Thyssen-Universum verfügen. Eine Garantie dafür, dass das Werk in Finnentrop nicht zur Disposition stehen könnte, ist das aber nicht. Gezielte Fragen zur Mitbestimmung konnten vom Stahlvorstand bisher nicht beantwortet werden, zuckt Volker Funke, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Finnentrop, mit den Achseln. Immerhin müsse jeder dritte Beschäftigte der insgesamt 27.000 Mitarbeitern aus dem Stahlbereich um seine Zukunft bangen.

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Funke war gemeinsam mit Bernd Sasse, dem Betriebsratsvorsitzenden in Finnentrop, am Dienstagmorgen nach Kreuztal-Eichen gefahren, um dort nach der Schließungsankündigung an einer Betriebsversammlung teilzunehmen. Wenig später saßen die beiden wieder in ihrem mobilen Betriebsratsbüro in der Kantine in Finnentrop, um die eigene Mannschaft über die Eindrücke und Geschehnisse in Kreuztal zu informieren. Das Problem: Der Stahlvorstand habe überhaupt keine Perspektiven aufgezeigt. „Es gibt offenbar weder ein Zukunftskonzept noch einen Zukunftsplan, sondern nur schlechte Botschaften ohne echte Zielführungen“, erklärte Bernd Sasse seinen Kollegen.

„Es gibt offenbar weder ein Zukunftskonzept noch einen Zukunftsplan, sondern nur schlechte Botschaften ohne echte Zielführungen.“

Bernd Sasse, Betriebsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel in Finnentrop

Eines liegt dem Fretteraner besonders am Herzen: Trotz all der schlechten Nachrichten und ungewissen Zukunft der Stahlsparte baue man auf eine gute Belegschaft: „Ich hoffe, dass ihr uns bei der Stange bleibt.“ Sollte das Werk im Siegerland tatsächlich geschlossen werden, hätte dies auch direkte Konsequenzen für die Finnentroper, denn es gibt durchaus Querschnittsverbindungen – beispielsweise in der allgemeinen Verwaltung, im Qualitätswesen und in der Produktionsplanung.

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Für die IG Metall und die Betriebsräte der Stahlstandorte ist jetzt schon klar, dass betriebsbedingte Kündigungen und Werksschließungen wie in Kreuztal nicht verhandelbar sind. „Das sind unsere roten Linien, die wir immer gezogen haben. Der Konzern überschreitet sie. Wir verhandeln das erst gar nicht. Punkt!“, sagt Knut Giesler, Bezirksleiter der IG Metall in NRW und gleichzeitig stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzender von Thyssenkrupp Steel. Die Betriebsräte aller Standorte von Thyssenkrupp Steel teilen zudem in ihrer „Duisburger Erklärung“ mit, dass sie bei der geplanten Restrukturierung der Stahlsparte nicht mitgehen werden: Der Vorstand verfolge „einzig und allein das Ziel, den Stahl einzustampfen“, heißt es in dem Schreiben. Man schließe die Augen auch nicht vor der Realität, der schwachen Konjunktur und den Problemen in der Automobilbranche. „Ebenso ist uns bewusst, dass die europäischen Rahmenbedingungen für die Stahlindustrie herausfordernd sind. Aber die Antwort darauf kann nicht sein, den größten deutschen Stahlproduzenten kurz und klein zu schlagen.“ Hier erwarte man auch eine klare Haltung der politischen Entscheidungsträger, auch in der EU.