Trömbach/Heid/Wenden. Wenden: Das letzte der drei historischen Viadukte ist Geschichte. Bis heute gab es keine Antwort auf einen Rettungsversuch – aus kuriosen Gründen.
Es ist vorbei: Auch das letzte Bauwerk der einstigen Eisenbahnlinie Olpe-Betzdorf auf dem Gebiet der Gemeinde Wenden wurde geschleift. Das optisch einwandfreie Viadukt, das die kleine Straße von Rothenborn nach Trömbach überspannte, ist spurlos verschwunden; der schwere Bagger steht noch an Ort und Stelle. Alle Versuche von Heimatfreunden, die Führung der Gemeinde von diesem Plan abzubringen, sind damit gescheitert. Wie berichtet, hatte der Kreisheimatbund einen Brandbrief an Bürgermeister Bernd Clemens geschickt und darin auf die historische Bedeutung der drei Bauwerke in Wendenerhütte, Heid und Trömbach hingewiesen. Vorstandsmitglied Roswitha Kirsch-Stracke hatte zudem kritisiert, dass bei der gesamten Vorplanung keinerlei denkmalpflegerische Aspekte eingeflossen waren; ihr Kompromissvorschlag: doch wenigstens das optisch einwandfreie und auch nach Meinung der Gemeinde mit geringstem Aufwand zu sanierende Bauwerk vor Trömbach stellvertretend zu erhalten und damit ein Denkmal für die Eisenbahngeschichte im Wendener Land zu erinnern.
Die Tatsache, dass dieser Brandbrief über Wochen nicht einmal eine Antwort zur Folge hatte, war bei vielen Heimatfreunden auf Empörung gestoßen. Inzwischen hat sich zumindest dieser Vorwurf geklärt. Bürgermeister Bernd Clemens informierte unsere Redaktion darüber, dass die Gemeinde das Schreiben versehentlich falsch adressiert hatte; der Brief war zwar korrekt mit der Anschrift der seinerzeitigen Vorsitzenden des Kreisheimatbundes, Andrea Arens, versehen, doch war statt „57462 Olpe“ „57482 Wenden“ als Ortsanschrift genannt. Dies sorgte offenbar für eine lange Rücklaufzeit des Briefs, bis dieser mit Hinweis auf die falsche Adresse wieder im Rathaus landete. Inzwischen hat Roswitha Kirsch-Stracke den Antwortbrief erhalten.
„Wie so oft geht es bei solchen Projekten immer um die Abwägung verschiedener lnteressen bzw. von Vor- und Nachteilen. Sie können versichert sein, dass die Entscheidung zum Abriss der drei Viadukte nicht leichtfertig getroffen wurde“, schreibt Bürgermeister Clemens hier. Bei einer Ortsbesichtigung, die die Mitglieder des Bau- und Planungsausschusses verlangt hatten, hätten sich „auch viele Anlieger ein(gefunden), die nach unserer Wahrnehmung schon lange darauf warten, dass man sich von diesen Bauwerken trennt, weil sie nach heutigen Maßstäben Verkehrshindernisse darstellen, hauptsächlich Land- und Forstwirte. Eindeutige Verfechter der Bauwerke waren nicht zugegen.“ Wie berichtet, hatte diese Sitzung des Bauausschusses parallel zu einer solchen des Umweltausschusses stattgefunden.
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Der Brief endet mit dem Hinweis: „Ich schätze lhren Einsatz für die Belange unserer Gemeinde sehr. Gleichwohl habe ich Beschlüsse des Rates und seiner Ausschüsse umzusetzen. Wir haben in den letzten rund 15 Jahren immer wieder Probleme mit den verbliebenen Viadukten gehabt, die nun in deren Sperrung gipfelten. lch bin sehr sicher, dass wir mit dem Abriss ein Problem weniger haben werden.“ Welche Sperrungen genau gemeint sind, erklärt Clemens nicht; zwar war das Viadukt bei Heid tatsächlich unpassierbar gemacht worden, das bei Trömbach war mit Sperrbaken versehen worden, die Tage später weggeräumt und nicht wieder aufgestellt worden waren. Das Viadukt in Wendenerhütte indes war bis unmittelbar zu seinem Abbruch frei passierbar.
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Unterdessen hat sich der Ortsheimatpfleger von Heid, Willi Weber, gemeldet, dem bei der Abbruch-Diskussion ein Aspekt völlig fehlt: die Tatsache, dass in dem Heider Viadukt historisch wichtige Inschriften die Jahre überdauert hatten: Wahlslogans aus der Nazizeit, die zwar verblasst, aber bei genauem Hinschauen noch lesbar erhalten waren. Schüler hatten diese Ende der 1990er-Jahre entdeckt, obwohl sie erst beim genauen Hinschauen erkennbar gewesen seien. Hier war lange diskutiert worden, ob diese Schriften zur Erinnerung erhalten werden sollten, bis der Zahn der Zeit die Diskussion beendet hatte, denn kurz vor dem Abriss war nichts mehr von ihnen zu sehen. Auch eine Art, mit Geschichte umzugehen.