Einsiedelei. Nach zwischenzeitlich falschen Erfolgsmeldungen ist die Leitung zum ehemaligen Waldarbeiterhaus repariert. Die Arbeiten waren schwerer als gedacht.

Einsiedelei, Anfang November 2024: Der Ortsname lässt ahnen, dass hier nicht gerade tobendes Leben herrscht. Doch das, was bis dahin an der Einsiedelei in Sachen Telekommunikation vor sich ging, dafür hatte Lorenz Lüke-Sellhorst beim Besuch der WESTFALENPOST nur wenige Worte: „Das glaubt man nicht.“ Der pensionierte Forstfachmann wohnt in einem ehemaligen Waldarbeiter-Doppelhaus, das die Forstverwaltung inzwischen privatisiert und an Lüke-Sellhorst verkauft hat. Seit 1988 lebt er hier, seit dem Tag, als er seinen Dienst beim Forstamt in Olpe antrat und auch blieb, als er 2008 zum damaligen Lehr- und Versuchsforstamt Arnsberg wechselte, bis er dessen Leitung 2020 in jüngere Hände übergab.

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Mitten im Gespräch mit unserer Redaktion klingelte das Mobiltelefon von Lorenz Lüke-Sellhorst. Doch anstatt das dringend erwartete Gespräch sofort anzunehmen, verließ er erst das Haus: Erst wenige Meter vor der Haustür besteht die Chance, dass die Verbindung für die Dauer des Gesprächs aufrechterhalten bleibt. Denn besagtes Mobiltelefon war zu dieser Zeit die einzige Verbindung in die Außenwelt: Das Festnetztelefon war tot, und das bereits seit dem 19. Mai. Seit über fünf Monaten. Lüke-Sellhorst: „Erst dachte ich, mein Telefon sei kaputtgegangen. Ich habe mir ein neues gekauft.“ Doch auch nach dem Austausch des Apparats blieb die Leitung stumm. Via Mobiltelefon setzte Lüke-Sellhorst die Deutsche Telekom in Kenntnis. „Es dauerte genau einen Monat und einen Tag, dann kam ein Techniker her, der mir sagte, er könne die Leitung von beiden Seiten messen und den Fehler auf einen Meter genau eingrenzen.“ Ob das stimmt oder nicht, blieb aber zunächst unbewiesen, denn bis dahin gab es keinen Versuch, die defekte Leitung zu reparieren.

„Daran glaube ich erst, wenn das Telefon im Haus wirklich klingelt.“

Lorenz Lüke-Sellhorst
„Einsiedler“ seit 1988

Dass der Fehler im Erdreich liegt, war für Lüke-Sellhorst rasch klar, denn den oberirdisch verlaufenden Abschnitt hatte er längst selbst inspiziert. „Das ist in den vielen Jahren hier ja schon mal passiert, dass durch Windbruch oder Schnee ein Baum die Leitung unterbrochen hatte.“ Der Anruf kam, wie bestellt, von der Telekom. Ihre Nachricht: Ein neuer Termin für die Reparatur stehe fest. „Daran glaube ich erst, wenn das Telefon im Haus wirklich klingelt“, hatte Lorenz Lüke-Sellhorst wenig Vertrauen in den Staatskonzern – und das zurecht, wie sich kurz darauf herausstellte.

Lüke-Sellhorst
Seit dem 19. Mai war das Festnetztelefon im Wohnhaus von Lorenz Lüke-Sellhorst außer Funktion, nun klingelt es wieder. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Eine Anfrage unserer Redaktion bei der Telekom ergab: Das Problem liege daran, dass sich „der Anschluss in einem Waldgebiet und der unterirdische Teil der Leitungsführung unter einer sich im Laufe der Zeit veränderten Wegführung befindet“. Daher gestalte sich die Lokalisierung der konkreten Störungsquelle als schwierig. „Außerdem sind die Merksteine, mit denen wir die Lage unserer Trasse identifizieren, nicht mehr auffindbar“, so das Bonner Unternehmen. Aktuell sei jedoch eine Störungsquelle ausgemacht und die Tiefbau-Genehmigung angefordert. Es gab also Hoffnung für Lorenz Lüke-Sellhorst, dass er nach dann einem guten halben Jahr bald wieder im Trockenen telefonieren konnte.

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Ende Dezember erreichte uns dann eine Nachricht der Telekom. Darin hieß es: „Hiermit teilen wir Ihnen mit, dass der Anschluss von Herrn Lüke-Sellhorst entstört wurde“ Unser Rückruf auf der Einsiedelei indes endete weiterhin im Nirvana, und Lorenz Lüke-Sellhorst berichtete am Mobiltelefon, sein Anschluss funktioniere nach wie vor nicht. Und Anfang Januar meldete er sich noch einmal: Ein Techniker sei wieder vor Ort gewesen und habe ihm mitgeteilt, die Störung sei in einem Erdkabel verortet worden. Das wunderte ihn insbesondere deshalb, weil er von mehreren Einsätzen von Tiefbauern wusste, die das Erdkabel durch mehrere Einsätze überprüft hatten.

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Daraufhin erklärte uns die Telekom, auf der Strecke zum Anschluss von Lüke-Sellhorst „liegen leider mehrerer Fehlerstellen vor. Diese führen dazu, dass der Anschluss immer wieder ausfällt. Leider können wir die Fehler im Kabel immer nur nacheinander eingrenzen. Bei einer Leitungslänge von mehr als einem Kilometer ist das sehr aufwändig. Hinzu kommt, dass die beschädigten Stellen mitten im Wald liegen und wir die Auflage haben dort nur in Handschachtung zu graben. Dies erschwert die Arbeiten immens.“ Es werde weiter an der Eingrenzung gearbeitet. Und dann am Dienstag der Anruf: Der Anschluss funktioniert! Der pensionierte Forstfachmann rief an und berichtete, nach einem erfolgreichen Probelauf am Vortag sei der Anschluss noch einmal kurz deaktiviert worden, um noch eine Nachrüstung im Netz vorzunehmen, doch nun funktioniere sein Festnetz wieder. Fast auf den Tag genau acht Monate nach dem ersten Anruf bei der Störungsstelle. „Bezüglich einer angemessenen Wiedergutmachung für den Zeitraum der Störung stehen wir mit unserem Kunden in Kontakt“, schreibt Carolin Will von der Pressestelle der Deutschen Telekom.