Saalhausen. In Saalhausen soll es Glasfaser nicht überall geben. Sogar Häuser in der Ortsmitte gehen leer aus. Eine Erklärung der Telekom steht aus.

Die einen sprechen von einem Paradoxon, die anderen vom Glasfaser-Roulette. Fakt ist, in kaum einem Ort läuft der Breitband-Ausbau geschmeidig und ohne Probleme. Im Gegenteil, viele Bürger, die dem baldigen, zukunftssicheren Anschluss an die digitale Welt entgegenfiebern, müssen staunend feststellen, dass ein Glasfaser-Anschkluss für sie unerreichbar bleibt – so wie in Saalhausen.

Lennestadts Kurort ist das aktuellste Beispiel dafür. Dort warb die Stadt im August 2022 dafür, den „Anschluss“ bloß nicht zu verpassen und einen Vorvertrag für einen Glasfaser-Anschluss bei der Deutschen Glasfaser GmbH abzuschließen.  „Dann ist 17 Monate nichts passiert. Im März dieses Jahres wurde dann verkündet, im März geht es los“, erinnert sich Thomas Voss, Anwohner der Straße Metten Hof in der Ortsmitte. Doch die Freude währte nur kurz. Im März schrieb die Deutsche Glasfaser alle „Neukunden“ an, dass sie den Ort nun doch nicht ausbauen werde, obwohl schon die ersten Verteilstationen montiert waren. Denn die Telekom war offensichtlich schneller. „Als die Telekom anfing, sind einige Anschlussnehmer der Deutschen Glasfaser wieder abgesprungen und irgendwann hat es sich nicht mehr gelohnt, eine Doppelversorgung zu bauen“, erklärt Heiko Kitscha, Koordinator der Stadt für den Breitbandausbau in Lennestadt.

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Viele Saalhauser folgten dann der Empfehlung der Deutschen Glasfaser, einen Vertrag beim Mitbewerber Telekom abzuschließen. Wenige Wochen später rückten die Kolonnen des Telekom-Kooperationspartners Glasfaser Plus an, um die ersten Kabel zu verlegen. Dann sickerte im Dorf langsam durch, dass offensichtlich nicht der gesamte Ort angeschlossen wird. Auch Thomas Voss musste feststellen: Sein Wohnhaus und mehrere Häuser in der Ortsmitte gehören nicht zum Ausbaugebiet. Auf der südlichen Lenneseite wurde das komplette Wohngebiet „Auf der Jenseite“ in zwei Hälften geteilt. Eine liegt im Ausbaugebiet, die andere weiter östlich liegende Hälfte, rund 25 Häuser, dagegen nicht. „Wir dachten erst, die hätten uns vergessen“, so Thomas Voss. Zumal beim Neubau der Lennebrücke von der Telekom noch extra neue Kabel gezogen wurden und die Straßenoberflächen offen lagen. Zu den Betroffenen gehört nach Recherchen unserer Zeitung auch der Maschinenbauer und Weltmarktführer Tracto an der B 236.

M. Kleinrensing WP Hagen
Beim Glasfaserausbau in Lennestadt hakt es an vielen Stellen (Symbolbild). © WP | Michael Kleinrensing

Warum die betroffenen Straßen, u. a. Fasanenweg, Entenweg, Am Wiebernbach, Auf der Jenseite, und sogar Teilbereiche der Ortsdurchfahrt ganz oder teilweise nicht angeschlossen werden, weiß bis heute niemand. Eine Anfrage unserer Zeitung bei der Telekom blieb bis Donnerstagabend unbeantwortet. Thomas Voss: „Es gibt für uns keine plausible Erklärung, das ist schon sehr überraschend.“  Er freue sich für jeden, der einen Glasfaseranschluss bekomme, aber wenn Außenbereiche wie das Alpenhaus angeschlossen werden und im Wohngebiet höre der Ausbau plötzlich in der Straße auf, das verstehe niemand. „Da packt man sich doch an den Kopf.“ Aber auch im Ausbaugebiet läuft es offenbar nicht rund. Die Telekom teilte im August ihren „Neukunden“ mit, dass der Ausbau durch die GlasfaserPlus GmbH mehr Zeit in Anspruch nehme als geplant. Neue Terminvergaben für Hausanschlüsse könnten sich bis Ende Februar nächsten Jahres hinziehen.

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In vielen anderen Orten sind die Glasfaser-Kunden nicht viel besser dran. Ortschaften im Förderprogramm des Kreises Olpe wissen derzeit auch nicht, wie es weitergeht.  Den Auftrag hatte die Deutsche Glasfaser bekommen, doch diese hat für dieses Programm immer noch kein neues Bauunternehmen gefunden, seitdem der von der Deutschen Glasfaser beauftragte Subunternehmer Soli Infratechnik GmbH im Juni Insolvenz angemeldet hatte. „Da liegt im Moment alles auf Halde und wir wissen nicht, wie es weitergeht“, so Heiko Kitscha. Betroffen sind u.a. die Bereiche Wiesenkamp und Timmerbruch in Altenhundem, die Fliederstraße in Oedingen und die kleinen Orte Theten, Hachen, Habbecke, Burbecke und Milchenbach. Dagegen treibt die Deutsche Glasfaser den eigenwirtschaftlichen Ausbau zügig voran – mit dem Tiefbauunternehmen Van Geldern Telekom aus den Niederlanden. Nächste Woche will das Unternehmen laut Heiko Kitscha im Bereich Maumke/Meggen starten.

Übrigens: Während einige Hausbesitzer wohl leer ausgehen werden, können sich andere den Glasfaser-Versorger aussuchen. An der Oedinger Fliederstraße zum Beispiel fielen vier Häuser mit einer Bandbreite von weniger als 30 MBit in das Förderprogramm des Kreises zur Beseitigung von sogenannten „Weißen Flecken“.  „Dann hat sich die Deutsche Telekom überlegt, die gesamte Straße eigenwirtschaftlich auszubauen. Die vier Hauseigentümer können sich jetzt also den Anbieter aussuchen“, erklärt Heiko Kitscha. Laut Bundesregierung soll der Glasfaser-Ausbau in Deutschland in spätestens sechs Jahren abgeschlossen sein. Das ist noch lange hin. Heiko Kitscha bleibt skeptisch: „Ob 2030 alles fertig ist, das sehen wir dann.“