Kreis Olpe. Viele Hausbesitzer befeuern jetzt wieder ihre Kaminöfen Schornsteinfegermeister Sebastian Konze aus Olpe klärt auf, welche Öfen stillgelegt werden.
Draußen sinken die Temperaturen und im Wohnzimmer prasseln in vielen Häusern im Kreis Olpe wieder die Flammen in den Kaminöfen. Diese Strahlungswärme hält mit keiner Zentralheizung mit und die Behaglichkeit des Kaminfeuers sorgt in vielen Eigenheimen nicht nur für einen gemütlichen Flair. Doch worauf sollte man beim Anstochen des Ofens achten? Welche Fehler sind zu vermeiden und wie reduzieren Kaminofenbetreiber die Feinstaubbelastung. Schornsteinfegermeister Sebastian Konze aus Olpe gibt nützliche Tipps.
Herr Konze, was ist der größte Fehler, den ein Ofen-Besitzer machen kann?
Der größte Fehler, den ein Ofenbetreiber machen kann, ist, dass er die Zuluft verringert und den Schornsteinzug drosselt. Der Schornsteinzug zieht die Verbrennungsluftzufuhr an das Holz. Das Holz selbst brennt ja gar nicht, sondern die Ausgasung mit der Luft. Dann fängt es an zu kokeln und wir sehen, dass die Scheibe schwarz wird, und es verflüchtigen sich unverbrannte Kohlenstoffe, die sich in der Strömungsstrecke vom Schornstein niederschlagen und für eine Brandgefahr sorgen.
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Momentan wird im Internet die hohe Belastung durch das Verbrennen von Holz in Kaminöfen diskutiert. Wie schädlich ist das für Kaminofenbesitzer und sogar die Nachbarschaft?
Jeder hat schon mal gehört, dass Holz CO₂-neutral verbrennt, also sauber. Dabei gibt es aber einige Dinge zu beachten. Holz brennt nur sauber, wenn die Zuluft-Führung und Abgasabfuhr vernünftig gestaltet ist.
Und dafür ist der Schornsteinfeger verantwortlich?
Unter anderem, aber der Besitzer selbst ist in letzter Instanz immer für einen ordnungsgemäßen Betrieb verantwortlich. Wenn er viel mit dem Holz herum kokelt und zum Beispiel viel zu großes Holz benutzt und zu wenig Zuluft am Ofen einstellt, dann fördert der Betrieber eine unvollkommene Verbrennung. Dann riecht es nach Lösungsmitteln und es entsteht CO, es entsteht mehr Feinstaub und die Umweltbelastung wird höher.
Was sollten Ofenbesitzer also tun, dass die Feinstaubelastung niedrig bleibt?
Sie sollten kleineres Holz, vor allem trockenes Holz benutzen und das Holz auf eine gewisse Art und Weise, nämlich von oben anzünden. Und dann kann man Emission sparen und die Umwelt schonen.
Im Sauerland gibt es viele Haubergbesitzer. Ist Haubergholz sauber?
Auf jeden Fall, wenn es vernünftig gelagert wird. Holz hat, wenn es frisch geschlagen ist, über 50 Prozent Restfeuchte. Im Ofen verstochen sollten es Ofenbetreiber nur unter 25 Prozent, besser bei unter 20 Prozent, sodass es richtig schön trocken ist und das Wasser sozusagen nicht mit in den Brennraum gelangt.
Wie finde ich denn heraus, wie trocken mein Holz ist? Gibt es da eine Faustformel?
Zum einen gibt es Holzfeuchtemesser, um das zu kontrollieren und ansonsten gilt, dass frisch geschlagenes Holz sonnig, luftig und wettergeschützt gelagert werden soll und wenn da richtig Luft durchgeht, trocknet es in der Regel innerhalb von ein bis zwei Jahren. Ich rate davon ab, Holz im Keller zu lagern. Weil die Feuchtigkeit, die sich aus dem Holz verflüchtigt, sich im schlimmsten Fall im Baumaterial nieder oder an der Wand absetzt, was zu Stockflecken oder Gebäudeschäden führen könnte.
Zu welchem Holz raten Sie, das vorzugsweise zu nutzen ist?
Jedes Holz hat vier Kilowatt pro Kilogramm an Leistung. Das ist zum Beispiel bei einer Fichte viel großvolumiger als bei einer Buche oder Eiche, wo die Rohdichte höher ist.
Welche Öfen müssen derzeit ausgetauscht werden?
Alle Kaminöfen, die nicht der ersten oder zweiten Bundesimmissionsschutzverordnung entsprechen, müssen ausgetauscht werden und wir machen die Besitzer bei der Feuerstätten-Schau, die zweimal in sieben Jahren stattfindet, darauf aufmerksam, dass sie ihren Kamin stilllegen müssen.
Können bestehende Öfen auch nachgerüstet werden?
Es gibt Nachrüstmöglichkeiten mit sogenannten Emissionsfiltern. Da rate ich, sich vorab beim Fachhändler zu erkundigen, ob alles mit der Feuerstätte und dem Schornstein kompatibel ist. Preislich gesehen landet man schnell im guten vierstelligen Bereich.
Da bekomme ich fast einen neuen Ofen für, oder?
Das ist wohl so. Neue Öfen müssen heutzutage die zweite Bundesimmissionsschutzstufe einhalten und sind preislich schon ab 300 Euro bis hin zu hohen vierstelligen Beträgen erhältlich. Den Durchschnittsofen beim Fachhändler erhalten Kunden für rund 1500 Euro. Ich bin natürlich angehaucht, etwas Hochwertiges zu nutzen, weil ich einen Ofen – gerade im Winter – täglich nutzte und das über Jahre hinweg. Ich persönlich bin Fan von gutem Werkzeug.
Wie sieht es mit der Feinstaubbelastung aus?
Jeder Hausbesitzer hat selbst in der Hand, die Feinstaubbelastung zu minimieren und daher sollten alle immer eine saubere Verbrennung an den Tag legen. Aus dem Schornstein sollte nur Wasserdampf kommen. Wenn dunkle Wolken aus dem Schornstein steigen, stimmt etwas nicht und da gibt es Gesetze, die Nachbarn schützen vor einer solchen Belastung.
Werden die Schornsteinfeger ab 2025 alle Kaminöfen von sich aus begutachten?
Bei der Feuerstätten-Schau begutachten wir, welche Kamine noch zu nutzen sind oder eben stillgelegt werden müssen. Die Feuerstätten-Schau beschreibt eine Begutachtung der Feuerstätten im Bestand. Da schauen wir, ob irgendetwas schadhaft ist oder zum Beispiel nach Sanierungen am Gebäude, wie das Einbauen neuer Fenster, Türen, eines neuen Wärmedämmverbundsystem oder einem neuen Dach, Auswirkungen auf raumluftabhängige Feuerstätten haben könnte. Wenn die Luftinfiltration eines Hauses gehemmt wird, kann zu wenig Verbrennungsluft vorhanden sein.
Werden alte Öfen, die neue Grenzwerte nicht einhalten, dann von Amtswegen stillgelegt und wer entscheidet das?
Schornsteinfeger machen den Hausbesitzer darauf aufmerksam, dass der Ofen nicht mehr in Betrieb genommen werden darf, wobei es erlaubt ist, ihn stehenzulassen. Dass Hausbesitzer den Ofen stillgelegen müssen, ist dann aktenkundig und wird von den Schornsteinfegern einmal im Jahr kontrolliert, solange der Kamin nicht komplett zugemauert wird. Und sollten Schornsteinfeger dann feststellen, dass der Ofen dennoch genutzt wird, würde das Vergehen an die Untere Bauaufsichtsbehörde gemeldet.
Wie lange benötigt eigentlich ein Kaminofen, um zwei Liter Erbsensuppe zu erhitzen, ohne dass die Wurst darin platzt?
(lacht) Das könnten wir tatsächlich anhand der Wärmelehre berechnen. Aber es kommt da sicherlich auch auf die Dicke und Größe der Wurst und auf die Temperatur über dem Siedepunkt an. Die dicken Sauerländer von Metten platzen nicht so schnell.
Worauf ist beim Säubern eines Ofens zu achten?
Die Asche, die im Kaminofen ist, ist chemisch genau das gleiche, was so unschön an der Scheibe haftet. Da benötigt man nicht die chemische Keule, da reicht Zeitungspapier oder Küchenkrepp und etwas Wasser, um das zu säubern. Ein ordentlicher Industriestaubsauger oder ein Zyklon, den man an den Staubsauger steckt, hilft dabei, die Heizgaswege innerhalb des Ofens auszusagen. Mit einem Besen würde man unter Umständen mit einem zusammengekehrten Häufchen Gefahr laufen, dass ein Propfen die Abgase nicht richtig abziehen könnten.
Wie zünde ich einen Ofen am effektivsten an?
Einen modernen Kaminofen zündet man am besten mit wenig Holz von oben an. Also wenig Brennstoff, dafür viel Oberfläche und den Anzünder dann obendrauf gelegt. Am besten fängt man unten mit einem Holz an, das etwas größer ist und nach oben stapelt man dann kleineres Anmachholz, wie beim Stapelspiel Jenga aufeinander, mit genügend Platz zwischen den einzelnen Hölzchen.
Ich erinnere mich noch, dass früher ein Brikett auf die Feuerstelle gab, um den Ofen über die Nacht warmzuhalten. Wird das noch gehandhabt?
Das ist nicht mehr ratsam. Das ist auch das, was riecht und schädlich ist. Es ist ein alter und überholter Trend. Man legt damit noch viel Brennstoff auf das Holz, die Temperatur zum Verbrennen und die Zuluft-Führung ist gar nicht mehr da und wenn man dann den Schornsteinzug herunterregelt, verglimmt das im Ofen nur noch. Die flüchtigen Kohlenstoffe stellen dann wieder eine Brandgefahr dar.
Steckbrief: Sebastian Konze
Steckbrief: Sebastian Konze ist Schornsteinfegermeister, Brandschutztechniker und Gebäudeenergieberater (HWK) und wohnt in Olpe. Der 41-Jährige hat seinen eigenen Betrieb 2022 gegründet und beschäftigt zwei Fachangestellte und zwei Auszubildende. Außerdem ist er Ausbildungsbeauftragter für Olpe, Siegen und Wittgenstein. Seine Hobbys sind Skifahren und Sport.
Welche kuriosen Dinge haben Sie als Schornsteinfeder schon erlebt?
Ich wurde schon mal mit einem Dachdecker verwechselt und ich habe dann geholfen eine defekte Dachpfanne auszutauschen, weil ich nett sein wollte. Außerdem hatte ich mal ein lustiges Muster im Gesicht, als ich mir mit schwarzen Händen die Nase gejuckt hatte und die Bäckereifachverkäuferin dachte prompt, dass ich Schwarzer Peter gespielt habe.
Was sind Ihre fünf Tipps für Kaminofenbesitzer?
Kleines, stückiges und trockenes Holz sollte genutzt werden. Das Holz brennt immer am saubersten, wenn genügend Zuluft da ist. Also nicht die Zuluft herunterregeln, lieber mit der Holzmenge, die Leistung regulieren. Und öfter nachlegen, als dass man zu viel Brennstoff auflegt und die Zuluft herunterregelt. Und natürlich das Anzünden eines Kamins von oben.
Kurz & Knapp
Kaffee oder Tee? Kaffee
Ofen oder Heizkörper? Beides
Specksteinofen oder Kachelofen? Kachelgrundofen
Kehren vom Dach aus oder Haus? Dach