Kreis Olpe. Kinderärzte empfehlen dringend die Impfung gegen den RS-Virus. Doch der Impfstoff ist kaum verfügbar. Was das für junge Familien bedeutet.
Herbstzeit ist Erkältungszeit. Unzählige Menschen liegen daher mit Grippesymptomen im Bett. Viele Eltern von Babys sorgen sich zudem vor Atemwegserkrankungen ihrer Säuglinge, die in Verbindung mit sogenannten RS-Viren zu gefährlichen Verläufen führen können (wir berichteten). Daher raten heimische Kinderärzte wie Joachim Füllenbach (Kinderarzt-Praxis in Olpe) oder Nezahat Baradari (Praxis aus Attendorn) zu einer Impfung. „Umso jünger die Patienten sind, desto größer ist das Risiko schwerkrank zu werden“, weiß Füllenbach.
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Das Problem ist nur: Der Impfstoff ist kaum verfügbar. „Die Kliniken im Kreis wurden mit Impfstoff, der in Frankreich beschafft wurde, beliefert. Von Sanofi gibt es zurzeit keine Impfstofflieferung für die Praxen. Es war angedacht, diesen aus Spanien zu beschaffen, diese Idee hat sich allerdings nicht materialisiert. Nach aktuellem Stand wird es vor Ende Oktober keine neuen Lieferungen geben“, erklärt die Attendorner Kinderärztin Baradari, die bekanntlich für die SPD im Bundestag sitzt und in dieser Funktion Druck ausüben möchte: „Ich hoffe, dass die Pharmaunternehmen ihre Produktion schnell hochfahren.“
Ein Vater aus Attendorn, der anonym bleiben möchte, hat den Impfstoff-Mangel am eigenen Leibe erfahren müssen: „Wir mussten den Impftermin unserer drei Monate alten Tochter auf unbestimmte Zeit verlegen, da Arztpraxen und Apotheken den Impfstoff bisher nicht bekommen haben.“ Das gilt allerdings nicht für jede Apotheke. Christian Springob, Inhaber der Nicolai-Apotheke in der Hansestadt, erklärt: „Die Liefersituation ist angespannt, es gibt einen Impfstoff, der in zwei Konzentrationen angeboten wird. Die Dosierung ist gewichtsabhängig. Die niedrigere Dosierung ist bei mir lieferbar. Wie lange, weiß man natürlich nicht.“
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Bei akuten Verläufen fahren viele Eltern in die Siegener Kinderklinik. Im vergangenen Jahr zählte die Klinik mehr als 200 Fälle, sprich junge Patienten, die hospitalisiert werden mussten. Das ist eine Steigerung zu den Vorjahren. „Gerade bei Früh- und Neugeborenen sowie Kleinkindern können sich nach einer Ansteckung mit RSV schwere Verläufe mit einer Entzündung der unteren Atemwege zeigen. Auch eine Überempfindlichkeit der Bronchien kann bei unzureichender Behandlung zurückbleiben“, erklärt Dr. Gebhard Buchal, Chefarzt der Siegener Kinderklinik.
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Er führt aus: „Und eine schwere Lungenentzündung zählt zu den möglichen Komplikationen einer Erkrankung an RSV. Bei Kleinkindern sind zudem RSV-bedingte Mittelohrentzündungen häufig. Gerade diese schweren Verläufe müssen wir hier in der Kinderklinik stationär versorgen.“ Die Säuglinge benötigten Unterstützung in der Nahrungsaufnahme, da sie zu geschwächt seien, diese selbstständig durchzuführen. „Ebenso ist die Atemleistung massiv eingeschränkt, sodass eine zusätzliche Sauerstoff-Gabe notwendig ist, manche Säuglinge benötigen aber auch eine Atemunterstützung oder eine vollständige maschinelle Beatmung.“