Oberhundem. Eine Reisegruppe baut vor dem Rhein-Weser-Turm ihr privates Frühstücksbuffet auf und nutzt den Parkplatz als Urinal - leider kein Einzelfall
Gastwirte müssen ein ziemlich „dickes Fell“ haben. Aber manchmal platzt ihnen wegen dreisten Besuchern, die sich zudem nicht benehmen können, doch der Kragen – so wie Bernhard Schwermer, Wirt des Rhein-Weser-Turms, am vergangenen Wochenende. Gegen 10 Uhr am Samstagmorgen hielt ein Bus aus Hessen auf dem Parkplatz des Turm-Restaurants, „natürlich so, dass niemand mehr vorbeifahren konnte“, so Schwermer. Dann schleppten die Insassen Tische und Bänke aus dem Gefährt und machten es sich mit mitgebrachten Speisen und Getränken gemütlich. „Die haben da einfach eine Frühstückspause eingelegt, es waren auch Kinder bei“, so Wirtin Cordula Schwermer. Zum Schluss wurde auch eine Kiste Bier ausgepackt.
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Ob die Mitglieder der Gruppe unterwegs schon gebechert hatten, ist nicht bekannt, nur, dass nicht wenige von ihnen ordentlich Harndrang verspürten. Doch statt die Toiletten im Restaurant des Rhein-Weser-Turms zu nutzen, schwärmten die ungebetenen Besucher aus, um am Rande des Parkplatzes ins Gebüsch zu urinieren. „Nicht eine Person hat bei uns gefragt, ob sie die Toilette nutzen könne, die Tür war ja offen“, so Cordula Schwermer. Sogar vor dem Wohnmobilparkplatz hatten die Gäste keine Scheu.
„Das war nicht das erste Mal, das war früher schon immer ein Problem“, so Cordula Schwermer. Zwei- bis dreimal pro Jahr komme das vor, so ihr Mann. Beim letzten Mal vor ein paar Monaten habe er die Gäste angesprochen, dass es nicht in Ordnung sei, sich direkt auf den Privatparkplatz vor dem Restaurant zu stellen und dort mitgebrachte Speisen und Getränke auszupacken. „Da sagte einer zu mir, ‚willst du ein paar in die Schnauze haben‘“, erinnert sich der 60-Jährige.
Es komme auch vor, dass Leute sich direkt auf die Terrasse des Restaurants setzten und ihre Taschen auspackten. „Da gehe ich hin und frage nach ihrer Adresse. Wenn sie dann fragen: ‚Warum?‘ sage ich, damit wir uns demnächst auch mal bei Ihnen in den Garten setzen können.“ Einige würden sich für ihr Verhalten entschuldigen. Doch das sei eher die Ausnahme.
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Dass Spaziergänger und auch Wanderer die Natur am Wander-Hotspot „Rothaarsteig“, ein touristisches Aushängeschild der Region, als Urinal missbrauchen, passiere oft. „Statt zu uns reinzukommen und für 50 Cent die Toilette zu benutzen, gehen sie lieber in den Wald“, so die Turm-Wirtin. Bernhard Schwermer sieht hier eine „zunehmende Verrohung der Sitten.“
Den Vorfall vom Samstag veröffentlichte er in den sozialen Medien: „Wenn man doch wenigstens gefragt hätte, so wird unser Grundstück als Abort [...] missbraucht.“ Der Verzehr von mitgebrachten Speisen und Getränken trage dazu bei, auch die letzten verbliebenen Gasthöfe kaputtzumachen. Die mehr als 50 Kommentare auf diesen Post sind eindeutig: unverschämt, respektlos, Frechheit, heißt es dort unter anderem.
Kirchhundems Bürgermeister Björn Jarosz bringt es ebenfalls auf den Punkt: „Das ist schon mehr als dreist“, so der Bürgermeister auf Anfrage unserer Zeitung. Er frage sich, warum der Busfahrer den Halt vor dem Rhein-Weser-Turm überhaupt zugelassen habe. Einige Kommentatoren und auch Cordula Schwermer fragen sich ebenfalls: „Der hätte doch sagen müssen, dass er sich vor eine Gaststätte nicht hinstellen kann.“ Zumal es ein paar Meter entfernt an der L 553, über die der Bus gekommen war, einen öffentlichen Wanderparkplatz gebe, wo der Bus hätte parken können. Auf Anfrage unserer Zeitung erklärte die Leitung des Busunternehmens, dass man bisher noch keine Gelegenheit gehabt habe, den Vorfall am Rhein-Weser-Turm aufzuarbeiten. Über Facebook teilte das Unternehmen mit: „Es tut uns leid. Die Gruppe hat das selbst geplant und das Essen mitgebracht. Wir sind lediglich der Transporteur.“