Kreis Olpe. Es ist unfassbar: Das Restaurant Gut Kalberschnacke steht immer noch leer – die Pächtersuche gestaltet sich nicht nur hier schwierig.

Im Kreis Olpe suchen viele Traditionsbetriebe nach einer vernünftigen Nachfolgeregelung, doch die Suche nach einem geeigneten Pächter gestaltet sich oft schwierig. Trotz gastronomischen Traumlagen findet sich kein Nachfolger. Auch am „Camping Gut Kalberschnacke“ in Drolshagen ist das nicht anders. Seit über einem Jahr suchen die Eigentümer nach einem neuen Pächter für das Restaurant – bislang ohne Erfolg. Nur ein Einzelfall oder mittlerweile trauriger Alltag? So sieht die aktuelle Pachtsituation bei Gastronomie-Betrieben im Kreis Olpe aus.

Kein Nachfolger gefunden

Eigentlich gilt der Biergarten am Gut Kalberschnacke als einer der schönsten im Kreis Olpe. Das idyllisch gelegene Restaurant steht jedoch schon seit deutlich über einem Jahr leer, da sich kein neuer Pächter für den Gastronomiebetrieb finden will. Trotz großer Bemühungen hat Eigentümer Dr. Alfred Holthoff auch nach heutigem Stand keine positiven Nachrichten für das Schmuckstück am Listersee auf Lager. „Wir sind bei der Suche noch nicht erfolgreich. Ja, es gibt immer wieder Anfragen, aber bisher war noch nichts von Erfolg getragen“, zeigt sich Holthoff enttäuscht. Nachdem im vergangenen Frühling gegen die ehemalige Pächterin vom Amtsgericht Siegen ein Insolvenzverfahren eröffnet wurde, gibt es keinen Gastronomiebetrieb mehr an der Campinganlage am Listersee.

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Alfred Holthoff hatte den Vermarktungsprozess in die Hände der Krombacher Brauerei gegeben, doch auch Krombacher konnte bislang keinen geeigneten Nachmieter finden. „Es ist die allgemeine Situation. In Olpe und Attendorn ist das ganz genauso. In der Gastronomie sind sehr viele Personen abgewandert. Die Abwanderung führte zu einem Arbeitskräftedefizit, das jetzt ein strukturelles Problem darstellt“, glaubt der Eigentümer an eine noch sich fortsetzende Marktbereinigung. Er habe immer gehofft, dass der Übergangsprozess schneller ablaufen würde. Trotz der andauernden Geduldsprobe glaubt Holthoff an eine Zukunft des Gastronomiebetriebs. „Wir haben hier kein Alleinstellungsmerkmal. Überall gibt es in der Gastronomie Schließungen. Wir werden uns das noch eine Zeit anschauen und wenn es zu lange dauert, muss man sehen, ob wir umsatteln müssen“, so Alfred Holthoff. Und weiter: „Wir haben die Hoffnung noch nicht aufgegeben.“

Vielschichtige Probleme

Die Probleme, die der Besitzer des Guts Kalberschnacke aufzeigt, sind auch bei den örtlichen Immobilienvermarktern Krombacher und Veltins nicht neu. „Es wird immer schwieriger, Pächter zu finden. Es tut sich immer wieder etwas auf. In der Gastronomie sind wir in einem Generationswechsel. Es gibt gewisse Unsicherheiten. Die Energiekosten sind großes Thema. Dazu sind viele Leute wahrscheinlich etwas zurückhaltender geworden“, fasst Jens Selter, Gebietsverkaufsleiter bei Krombacher, zusammen. Die grundsätzliche Pachtsituation sei im Kreis Olpe verhältnismäßig wenig angespannt. In seinen Bereichen (Attendorn, Lennestadt, Kirchhundem und Finnentrop) suchten nur wenige Gastronomiebetriebe nach einem Nachfolger. „Aktuell gibt es nicht so die Vakanzen, wie man sich das vielleicht vorstellt“, betont Selter. In seinem Gebiet würde nur der Gasthof Bischoff in Lenhausen und der Restaurantbetrieb „Zum Ritter“ in Attendorn nach einem Nachfolger suchen. Ähnlich sieht das auch für Olpe, Wenden und Drolshagen aus. Nicht einmal eine handvoll Eigentümer suchten nach einem neuen Pächter, so Gebietsverkaufsleiter Thomas Rullich.

Weitere Themen

Auch wenn die grundsätzliche Pachtsituation im Kreis Olpe gut aussehe, sei die Vermittlung von Nachmietern in der Gastronomie äußerst schwierig, erklärt Ulrich Biene, der für die Pressearbeit bei Veltins zuständig ist. Viele Faktoren sorgten für eine schwierige Gemengelage. „Es läuft aktuell ein ganz normaler Transformationsprozess ab. Den Gastronomen fehlt so schon oft die Luft zum Atmen“, betont er. In den letzten Jahren seien die Energiekosten explodiert, auch die Kosten für die Müllentsorgung seien zuletzt um ein Vielfaches angestiegen, sodass genau abgewägt werden müsse, ob sich ein Betrieb überhaupt noch rechne. Viele potenzielle Pächter entschieden sich gegen die Objekte, was es erschwere, einen Nachmieter zu finden. „Die Pacht ist heute kein Wunschkonzert mehr. Es gibt dort leider kein Patentrezept. Am Ende des Tages reicht es für viele Objekte nicht mehr“, betont der 59-Jährige.