Heinsberg. Günter Felßner wirbt vor Landwirten aus den Kreisen Olpe und Siegen-Wittgenstein für die „Rekarbonisierung“ und den „Ausstieg aus der fossilen Wohlstandsblase“.

Über 100 Teilnehmer folgten am Montag einer gemeinsamen Einladung der beiden Landwirtschaftlichen Kreisverbände Olpe und Siegen-Wittgenstein nach Heinsberg: Die Kreisverbandsvorsitzenden Michael Richard (Olpe) und Henner Braach (Siegen-Wittgenstein) hatten Günther Felßner, Präsident des Bayerischen Bauernverbandes, als „realistischen Mutmacher“ in die Schützenhalle von Heinsberg eingeladen.

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Dieser warf laut einer Pressemitteilung des WLV mit Zahlen nur so um sich („In einer Generation ist die Weltbevölkerung von 1940 noch 3,5 Milliarden auf aktuell acht Milliarden gewachsen“ oder: „20 Prozent der Menschen auf der Welt leben im fossilen Wohlstand, verursachen aber 80 Prozent der Klimaprobleme“, oder: „nur 4 Prozent der Landoberfläche der Erde stehen für Ernährung zur Verfügung“) – und zog daraus den Schluss, dass regenerative Energien die Lösung dieser Schieflage sein könnten. Und dafür könnte die Landwirtschaft sorgen, wirtschafte sie doch immer schon nachhaltig und ressourcenschonend: „Die Menschen werden mehr, aber unser höchstes Gut, den humusreichen Boden, können wir nicht vermehren“ sagte er, und weiter: „Wir brauchen eine größere grüne Ernte.“

Politischer Wille vermisst

Felßner vermisste den politischen Willen zu umweltschonender Veränderung – es gebe abbaubare Kunststoffe, „die Rohstoffe dafür können wir produzieren – dann werden diese Kunststoffe aber teurer. Ebenso ist die Steuerfreistellung nichtfossiler Kraftstoffe nötig, die können wir auch produzieren – das dürfen wir aber nicht mehr.“

„Wir müssen Nutzen für alle stiften.“

Günter Felßner
Präsident des Bayerischen Bauernverbands

Er nahm die Gäste aus Landwirtschaft und Politik mit in seine Vision einer Zukunft, in der mit Fleiß und Ideenreichtum dem Klimawandel begegnet werden kann. Dabei sei der Berufsstand der Bauern „die Denkfabrik für die ganze Gesellschaft“. Sein Credo: „Wir müssen raus aus der fossilen Wohlstandsblase und Nutzen für alle stiften“. Dafür setzte er vier Prioritäten: Ernährung, regenerative Energie und gesunden Boden sowie statt der De- die Rekarbonisierung. Damit definiert Felßner die Fortsetzung des Ausstiegs aus der Nutzung von Öl, Kohle und Gas hin zu energetischer und stofflicher Verwertung von nachwachsenden organischen Rohstoffen.

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Dass die Bauernproteste zum Jahreswechsel den gesamten Berufsstand sichtlich gestärkt und ihm große Sympathie bei der ganzen Bevölkerung eingetragen hätten, sei ein großer Erfolg für die Landwirte gewesen, der die Akzeptanz und die Wertschätzung verdeutlicht habe. Eröffnet worden war der Abend mit Grußworten von Landrat Theo Melcher und dem Bürgermeister der Gemeinde Kirchhundem, Björn Jarosz. Weiterhin bot die Veranstaltung in Heinsberg Raum für eine feierliche Rede von Henner Braach: Der Vorsitzende des Landwirtschaftlichen Kreisverbands Siegen-Wittgenstein würdigte seinen ehemaligen langjährigen Stellvertreter. Lothar Menn war die Schorlemer-Plakette des Westfälisch-Lippischen Landwirtschaftsverbandes verliehen worden. Allerdings blieb er der Veranstaltung wegen eines Trauerfalls fern. Braach wollte dennoch nicht darauf verzichten, vor diesem großen Publikum den ehrenamtlichen Einsatz des ehemaligen Kreislandwirts zu würdigen: „Lothar Menn hat sich nicht über fehlendes Engagement der Bauern beklagt – er hat ,das einfach gemacht‘. Sei es beim Landwirtschaftlichen Kreisverband, bei der Landwirtschaftskammer oder im Gemeinderat – er wusste, dass ,wir Bauern immer selbst für unsere Interessen einstehen müssen‘“.

Verdienst gewürdigt

Damit zitierte Braach den Gründer des Westfälischen Bauernvereins, Burghard Freiherr von Schorlemer-Alst. Menn sei „Vorbild und Mutmacher und dafür danken wir ihm“. Braach wird die bronzene Plakette in Kürze Lothar Menn in Erndtebrück persönlich überreichen. Der Westfälisch-Lippische Landwirtschaftsverband als Nachfolgeorganisation des Bauernvereins vergibt die Schorlemer-Plakette an ehrenamtliche Funktionsträger und an Personen außerhalb des Berufsstandes, die sich um die Landwirtschaft verdient gemacht haben.