Olpe. Dagmar Ackerschott wagt mit 57 Jahren den Sprung in die Selbstständigkeit – für sie schließt sich damit ein Kreis. Was es alles im Geschäft gibt.
Am Freitag, 11. Oktober 2024, eröffnet Dagmar Ackerschott ihr „Studio No.5“ in der Kurfürst-Heinrich-Straße 5 in Olpe, ein Geschäft für Dekoration für den Indoor- und Outdoorbereich. Die 57-Jährige spricht über ihre Passion und Motivation und warum der Einzelhandel in der Kreisstadt durchaus eine Chance verdient.
Alte Familientradition
Dagmar Ackerschott ist im kleinen Freudenberg am Main, idyllisch gelegen zwischen Miltenberg und Wertheim in Unterfranken, aufgewachsen. „Meine Mutter hatte ein Geschäft, über dem wir auch wohnten. Wie es früher so war auf dem Dorf, gab es dort alles: Krawatten, Hemden, Blusen, Kittelschürzen, Strickwolle, Stickgarn, Handtücher, Badeanzüge, Gummitwist und vieles mehr. Meine zwei Brüder und ich mussten immer mithelfen. Jeder von uns hatte seine Aufgaben. Von meiner Mutter habe ich wohl die Liebe zum Verkauf geerbt. Wenn man etwas von mir sagen kann, dann, dass ich begeisterungsfähig bin, und wenn ich von irgendetwas begeistert bin, kann ich das auch verkaufen. Es ist ja so, dass die Menschen oftmals gar nicht wissen, was sie genau wollen. Ich sage immer, ich verkaufe Sachen, von denen du gar nicht weißt, dass du sie morgen möchtest oder brauchst.“
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Nach ihrem Realschulabschluss machte Dagmar Ackerschott eine Ausbildung zur Industriekauffrau. „Meine Mutter hat immer gedacht, sie macht den Laden so lange, bis ich erwachsen bin und übernehmen kann. Aber ich habe natürlich mitbekommen, wie viel meine Mutter gearbeitet hat. Sie war mit ihrem Laden verheiratet, hatte für jeden ein offenes Ohr. Für eine Familie ist das schwierig. Deswegen wollte ich kein Geschäft führen und lieber eine Familie.“ Und so kam es dann auch: Vor 30 Jahren der Liebe wegen nach Olpe gezogen, fand sie eine Anstellung bei der Bigge Energie, gründete eine Familie, wurde Mutter von einer Tochter und einem Sohn.
Liebe für Dekoration
Woran sie sich gut erinnert: Es war nie die Mode, die sie wirklich interessierte, sondern vielmehr Dekoration und Interieur. „2001 kam die erste Living Home auf den Markt. Über die Jahre habe ich jede einzelne Ausgabe gelesen. Mir macht es einfach Spaß, Dinge anzugucken und immer Neues zu entdecken.“ Das Leben nahm seinen Lauf. Vor ein paar Jahren meldete Dagmar Ackerschott dann ein Kleingewerbe an, stellte Dekoration bei befreundeten Geschäftsleuten auf Weihnachtsmärkten aus. Der Gedanke an einen eigenen Laden aber lag stets in weiter Ferne. Gleichwohl, die Idee schlummerte immer und weiter in ihr. „Es war die Lebenssituation mit den Kindern und überhaupt all die Gedanken um Aufwand und Investition, die mich davon abhielten.“
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Die Kinder sind nun schon länger erwachsen, sind 23 und 25 Jahre alt. In diesem Sommer geschah etwas, was der eine oder andere vielleicht einen Zufall nennen würde, doch für Dagmar Ackerschott war es eher ein Zeichen: Sie kam von einem Termin in der Kurfürst-Heinrich-Straße. Vor dem leerstehenden Ladenlokal in der Nachbarschaft zu Perlenrausch blieb sie stehen, schaute durch das Fenster. „Die Morgensonne strahlte durch das hintere Seitenfenster in den Raum. Da wusste ich, das könnte genau das Richtige für mich sein. Ich bin nach Hause und habe sofort den Vermieter angerufen. Ein Stein nach dem anderen kam ins Rollen und tatsächlich gab es keine einzige Hürde. Alle standen hinter mir und meiner Idee.“
Rund 80 Quadratmeter umfasst das „Studio No.5“. Hier findet man alles für die Dekoration für Haus und Garten, Kleinmöbel wie Hocker, Anrichten, Teewagen, Uhren und Spiegel, Bilder, Kissen, Decken sowie Geschenke und auch ein paar ausgesuchte Waren für Spiel- und Kinderzimmer. Dazu kommt Feinkost. Auch solche in Reminiszenz an die frühere Speisekammer. „Innerhalb von fünf Wochen habe ich den Laden eingerichtet und die Waren eingekauft. Natürlich muss ein Geschäft wachsen. Ich habe noch so viele Ideen und bin selbst begeistert von meinem Studio.“ Das „Studio No.5“ setzt auf nordeuropäisches und dabei vor allem auf holländisches Design. „Es ist spritzig, bunt, ausgefallen und auch etwas schräg.“ Dass sie mit ihrem Angebot anderen Geschäftsleuten vor Ort in die Quere kommt, denkt sie nicht. Im Gegenteil. „Ich habe ganz andere Firmen. Wir alle sollten uns keine Konkurrenz sein, sondern gegenseitig anspornen.“
Hat aber ein Deko-Laden im Olper Einzelhandel überhaupt eine Chance? „Ich sage ja. Es geht doch jeder gerne in Geschäfte, lässt sich inspirieren und hat Spaß daran. Gerade bei Dekoration ist der stationäre Einzelhandel sehr wichtig. Ich selbst habe noch nie etwas im Internet gekauft.“ Was sie schade findet, ist, dass die Kreisstadt zunehmend Leerstände zu beklagen hat. „Es kommen so viele Menschen nach Olpe, hier gibt es so viele Events und es ist traurig, dass in der Innenstadt immer weniger Einzelhandel in den eigentlichen Geschäftslokalen zu finden ist.“