Olpe. Weg durch Neubaugebiet nach Heinrich Heine benannt. Der Rat hatte aber 2020 beschlossen, einen großen Sohn der Stadt zu würdigen.

Der Rat der Stadt Olpe hat in seiner jüngsten Sitzung einen eigenen Beschluss nicht ignoriert, aber übergangen: Im Jahr 2020 war einstimmig festgelegt worden, „für zukünftige Straßenbenennungen (Neubaugebiete/Umbenennung) zur Abstimmung mit dem Heimatverein für Olpe und Umgebung, als bewährte Praxis, Rudolf Bertram (1893-1975, Mediziner, Auszeichnung ‚Gerechter unter den Völkern‘ von der israelischen Gedenkstätte Yad Vashem) oder Peter Grebe (1896-1962, katholischer Geistlicher und NS-Justizopfer) zur Prüfung und Verwendung“ vorzuschlagen. So ist es im amtlichen Protokoll der Ratssitzung festgehalten. Seinerzeit war übersehen worden, dass es zwar noch keine Peter-Grebe-Straße gibt, wohl aber den Pfarrer-Grebe-Weg in Thieringhausen, der den Geistlichen würdigt. Rudolf Bertram indes wird sich auch künftig nicht auf einem Olper Straßenschild lesen lassen.

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Die Verwaltung hatte vorgeschlagen, die neue Straße, die ein kleines Baugebiet unterhalb des Mutterhauses der Franziskanerinnen erschließt, analog zu benachbarten, nach Dichtern benannten Straßen nach dem großen deutschen Dichter, Schriftsteller und Journalisten Heinrich Heine zu benennen. Im Bauausschuss hatten die Grünen dies kritisiert, und auch der Heimatverein hatte dafür plädiert, endlich den Beschluss pro Dr. Rudolf Bertram mit Leben zu füllen – vergeblich. Die Mehrheit des Ausschusses sprach sich dafür aus, dem Rat die Benennung nach Heinrich Heine zu empfehlen, mit der Begründung „Kohärenz“ im Blick auf die benachbarten anderen Dichterstraßen.

„Man ist in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach von dieser Kohärenz abgewichen.“

Alice Holterhoff
Antragstellerin

In der Stadtverordnetenversammlung ergriff Alice Holterhoff von den Grünen das Wort, um das Ruder in letzter Minute noch herumzureißen. Sie hatte sich eingehend mit dem Thema befasst. „Zum Stichwort Kohärenz: Wenn wir das als alleinigen Grund der Ablehnung heranziehen, könnten wir nur eine Straße nach Dr. Rudolf Bertram am Hatzenberg benennen“, denn dort seien mit Rötger Hundt, Pfarrer Ermert, Pater Deimel oder Franz Menke Menschen mit Olper Bezug als Namenspaten für Straßen gewählt worden.

Straße
Der Uhlandweg verläuft in unmittelbarer Nähe der künftigen Heinrich-Heine-Straße. Die Tatsache, dass im Umfeld mehrere Straßen nach Dichtern benannt sind, sorgt bei der Mehrheit im Rat für Zustimmung zum Verwaltungsvorschlag. © Jörg Winkel | Jörg Winkel

Da dort aber keine neuen Straßen mehr gebaut werden könnten, „ist man in der jüngeren Vergangenheit schon mehrfach von dieser Kohärenz abgewichen und hat eine Straße hinter dem Bahnhof als Hugo-Ruegenberg-Straße (Olper Fabrikant und Ehrenbürger der Stadt, die Red.) benannt und auf der Kimicke befinden sich in unmittelbarer Nähe zu berühmten Ärzten der Josef-Schmelzer-Weg und die Manfred-Schöne-Straße (beide waren Olper Heimatforscher, die Red.).“

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Es sei ja nun einmal beschlossen, dass eine Straße nach Rudolf Bertram benannt werde. „Wo sollte sie denn sein? Im Gewerbegebiet Hüppcherhammer, zwischen den Erfindern Nikolaus Otto und Konrad Zuse? Am Bratzkopf zwischen Straßen mit örtlichem Bezug? Warum nehmen wir jetzt nicht die Möglichkeit wahr, 200 Meter von Straßen mit Namen von Ärzten wie Sauerbruch, Virchow oder Schweitzer einen weithin bekannten, in Olpe geborenen Arzt und Gerechten unter den Völkern zu würdigen?“

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Sie erneuerte den Antrag, die neue Straße „Rudolf-Bertram-Weg“ zu nennen. Mit neun Stimmen von Grünen, SPD und einem Teil der UCW und drei Enthaltungen der Unabhängigen stimmten CDU und FDP dagegen. Die Straßenbenennung nach Heinrich Heine fand bei sechs Gegenstimmen und vier Enthaltungen die Mehrheit des Rates.