Attendorn/Finnentrop. Das Attendorner Unternehmen plant den Bau eines Windparks - und zwar nicht nur auf Attendorner Stadtgebiet. Doch es steht eine Hürde im Weg.
Es ist ein ehrgeiziges Ziel: Bis zum Jahr 2035 will das Attendorner Familienunternehmen Viega, mit seinen Sanitär- und Heizungsprodukten ein Weltmarktführer in der Installationsbranche, klimaneutral sein. Mit der Viega World, dem hochmodernen Schulungszentrum am Standort in Ennest, haben die Hansestädter bereits ein Ausrufezeichen gesetzt. Darüber hinaus will das Attendorner Unternehmen (wie berichtet) einen eigenen Windpark bauen, der darauf ausgerichtet ist, den Logistik- und Produktionsstandort in Ennest mit nachhaltiger Energie zu versorgen. Mit den zunächst vier geplanten Windrädern größter Bauart (250 Meter hoch), die in einer sogenannten Konzentrationszone bei Milstenau entstehen und eine Leistungsstärke von 7,2 Megawatt pro Anlage aufweisen sollen, könne Viega den Eigenbedarf allerdings nicht abdecken, teilte Sprecherin Katharina Schulte kürzlich auf Anfrage dieser Redaktion mit. Deswegen seien weitere Anlagen in Prüfung, allerdings auf Finnentroper Gemeindegebiet. Zudem setzt der Sanitär- und Heizungsspezialist auf eine große Photovoltaik-Anlage.
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So werden auf dem Werksgelände in Ennest PV-Anlagen auf insgesamt rund 47.500 Quadratmetern Dach- und Freiflächen errichtet. Schulte: „Die Aufdachanlagen wurden bereits installiert. Die Montage der Freiflächenanlagen soll im Oktober starten und Ende 2024 abgeschlossen sein.“ Insgesamt würden die PV-Anlagen laut der Viega-Sprecherin nach Inbetriebnahme jährlich rund 5,5 Gigawattstunden Strom erzeugen. Der Bau des großen Windparks soll dann im Jahr 2026 starten, zuvor muss das Unternehmen noch einen längeren Genehmigungsprozess durchlaufen. Die Bauanträge seien allerdings schon erarbeitet. „Es kann uns doch nichts Besseres passieren, als wenn ein heimischer Investor neben uns tätig wird“, erklärte Ralf Warias, Fraktionschef der Attendorner FDP, jüngst im Stadtrat und spielte darauf an, dass auch die Stadt – gemeinsam mit der Volksbank Sauerland und dem Versorger Bigge-Energie – einen eigenen Bürgerwindpark im Repetal plane und die Wertschöpfung vor Ort halte.
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Dass sich die Politik mit dem Viega-Bauvorhaben beschäftigen muss, liegt an einer Besonderheit: Die Rotorblätter der vier Windanlagen würden nämlich aus der Konzentrationszone herausragen, die seit Anfang des Jahres im Teil-Flächennutzungsplan (FNP) Windenergie verankert ist. Im Fachjargon spricht man von einer sogenannten „Rotor-out-Fläche“. Durch den Teil-FNP Windenergie ist grundsätzlich festgelegt, dass Windräder in ihrem kompletten Umfang innerhalb der Zone bleiben sollen, der Planungsträger, hier also die Stadt, kann jedoch das Prinzip der „Rotor-out-Flächen“ anwenden, so wie es beim Viega-Windpark der Fall wäre. Die Anlagen dürften dann die Zone „verlassen“. Die Stadt und ihr Anwalt sehen hierbei auch keine rechtlichen Bedenken. Zumal, und darauf machte Bürgermeister Christian Pospischil (SPD) aufmerksam, Viega signalisiert habe, gegenüber der Stadt eine Verzichtserklärung abzugeben, mit der auf Schadensersatzansprüche für den Fall verzichtet würde, dass sich der Beschluss im Rahmen eines Klageverfahrens gegen eine vom Kreis Olpe erteilte immissionsschutzrechtliche Genehmigung als rechtswidrig erweisen sollte.
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Das Attendorner Unternehmen plant zudem mit weiteren Windrädern auf Finnentroper Gebiet. Hier stellt sich die Ausgangslage allerdings anders dar. In Finnentrop existieren keine Konzentrationszonen, schlicht, weil die Gemeinde keine aktive Windkraftplanung betreibt und daher auch keinen Teilflächennutzungsplan Windenergie besitzt. Dafür sind im neuen Regionalplan, derzeit noch in Arbeit, für die Gemeinde Finnentrop Windenergiebereiche (WEB) vorgesehen. Allerdings nicht im Umkreis von Sange oder Hülschotten, also dort, wo Viega seine Anlagen bauen würde. Die Windenergie-Bereiche konzentrieren sich auf das windreiche Frettertal. Darauf wies Raphael Tombergs, Amtsleiter Bauen und Planen, die Finnentroper Lokalpolitik jüngst im zuständigen Ausschuss hin. Ralf Helmig, Fraktionschef der Finnentroper CDU: „Wir spielen in den Windenergie-Bereichen mit, ansonsten aber nicht.“ Der Finnentroper Rat würde demnach sein Einverständnis für den Bau der Viega-Windräder nicht erteilen.