Öhringhausen. In einem kleinen Waldstück bei Drolshagen gibt es einen Tierfriedwald. Wie hier Haustiere würdevoll bestattet werden können.

An einem Baumstamm hängt eine kleine, schmale Plakette. „Maxi“ steht in schwarzer Schrift darauf geschrieben. In einem transparenten Säckchen baumelt ein Foto von Maxi. Maxi war ein braun-weißer Hund, der von 2008 bis 2020 gelebt hat und seine letzte Ruhestätte im Friedwald Abendröte bei Öhringhausen gefunden hat. Das Privatgrundstück mit einer Fläche von einem Hektar dient als Ort der Erinnerung und lädt Haustierbesitzer zum Verweilen und Trauern ein.

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Seit 2013 gibt es den Tierfriedwald, eine Ruhestätte ausschließlich für Haustiere, bereits. Rainard Kaufmann aus Heid, selbst jahrelanger Haustierbesitzer, hat sein Grundstück dafür bereitgestellt, um anderen Menschen die Möglichkeit zu geben, den letzten Weg eines geliebten Familienmitgliedes in Würde zu gestalten. „Auch wenn es für Außenstehende nur ein Haustier ist, ist dennoch die Empathie sehr wichtig – und auch, sich die nötige Zeit für die Kunden zu nehmen, die gerade einen langjährigen Begleiter verloren haben“, weiß Kaufmann, worauf es ankommt.

Tierfriedwald Kreis Olpe
Nicht zu übersehen. Ein Schild im Waldstück von Rainard Kaufmann weist auf den Tierfriedwald hin. © WP | Nadine Niederschlag

Tiere werden ins Krematorium überführt

Wichtig zu wissen: Im Friedwald sind keine Bestattungen von Tierkörpern, sondern nur die von eingeäscherten Tieren möglich. So ist sowohl eine Urnenbestattung als auch das Verstreuen der umweltneutralen Asche möglich. Ob Hund, Katze, Meerschweinchen oder Kaninchen – die Menschen haben viele gemeinsame Jahre mit ihren Haustieren verbracht. „Dann fallen auch mal Tränen. Und nur Tierbesitzer können nachempfinden, dass du durchaus auch um ein geliebtes Haustier trauern kannst“, erzählt Rainard Kaufmann.

„Dann fallen auch mal Tränen. Und nur Tierbesitzer können nachempfinden, dass du durchaus auch um ein geliebtes Haustier trauern kannst.“

Rainard Kaufmann
Haustierbestatter

Beim Ortstermin hat der Rentner eine kleine Holzurne mit Asche mitgebracht und eine selbstgefertigte Holzscheibe. Darauf steht der Name „Tessi“. „Nach dem Tod der Mischlingshündin hat mich die Tochter der Besitzerin kontaktiert, dass sie ihrer Mutter eine Freude bereiten möchte und sich vorstellen kann, ihr die letzte Gedenkstätte für Tessi zu schenken“, berichtet der Haustierbestatter. In dafür vorgesehenen Leichenbeuteln holt Rainard Kaufmann die Haustiere entweder bei den Besitzern zu Hause oder beim Tierarzt ab und überführt sie ins Tierkrematorium in Gummersbach, wo er die Asche nach etwa einer Woche wieder abholen kann.

Tierfriedwald Kreis Olpe
Erinnerungstafel im Friedwald an zwei Weggefährten. © WP | Nadine Niederschlag

Individuelle Bestattungsmöglichkeiten

Was dann mit der Asche der verstorbenen Tiere passiert, entscheiden die Besitzer selbst. Bei einer Sammeleinäscherung wird das Tier mit weiteren Haustieren verbrannt und dann im Tierfriedwald Abendröte verstreut. Bei einer Einzeleinäscherung wird, auch um eine Verwechslung der Asche auszuschließen, das Haustier separat eingeäschert. In dem Fall wählen Haustierbesitzer im Vorfeld eine Urne aus. „Viele wollen ihren geliebten Hund auch zu Hause haben und wählen dann eine hübsche Schmuckurne aus, die einen Ehrenplatz im Wohnzimmer findet. Denkbar ist auch der letzte Pfotenabdruck in Gips als Erinnerung“, beschreibt Kaufmann die Vorlieben der Tierbesitzer.

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Die letzte Ruhestätte von Maxi. © WP | Nadine Niederschlag

„Bevor ich die Haustiere im Krematorium abgebe, schneide ich immer noch etwas Fell oder Haar ab und gebe dies als Erinnerung in einen kleinen Beutel“, so Kaufmann, dem es wichtig ist, dass seine Kunden so ein bleibendes Andenken an ihre Herzenstiere haben. „Vor allem für kinderlose Paare ist das Haustier oft auch Kinderersatz und die haben eine ganz besondere Bindung.“

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Ort des Abschiednehmens: Hier hat Bobby seine letzte Ruhestätte gefunden. © WP | Nadine Niederschlag

Im Friedwald finden die Haustiere unter Buchen und Eichen ihre letzte Ruhestätte. Entweder ganz anonym oder auch recht präsent, mit einer Namenstafel oder einem angefertigten Stein, der einem Grabstein ähnelt. „Das handhabt jeder individuell und wir gehen auf die Wünsche ein. Wir haben beispielsweise einen Meerschweinchen-Baum, an dem ringsherum von einer Kundin mehrere Meerschweinchen bestattet wurden“, erzählt Kaufmann, der zu jeder Feuerbestattung ein Zertifikat erhält.