Attendorn. Der Attendorner Automobilzulieferer baut bis Ende 2025 hunderte Stellen ab. Betroffen sind im Grunde drei Werke – unter anderem in Attendorn.

Das Attendorner Familienunternehmen Mubea, Leichtbauspezialist für die Automobil- und Luftfahrtbranche, wird bis Ende kommenden Jahres deutschlandweit rund 300 Stellen an den von der Automobilbranche abhängigen Standorten abbauen. Das teilt der Automobilzulieferer in einer Pressemitteilung mit und begründet den drastischen Schritt mit der aktuellen Marktentwicklung: „Die europäische Automobilindustrie verzeichnete in den vergangenen Monaten einen erheblichen Umsatzrückgang. Eine Kombination aus sinkendem Verbrauchervertrauen, Rezession und Inflation sowie Unsicherheiten bei neuen Antriebstechnologien haben die Situation in den letzten Monaten zunehmend verschärft.“

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Diese Entwicklung hat laut Mubea dazu geführt, dass die „Kapazitäten sowohl bei Automobilherstellern als auch deren Zulieferern erheblich unterausgelastet“ sind. Für das Attendorner Unternehmen bedeutet dies in letzter Konsequenz: Es trennt sich von einer Vielzahl seiner Mitarbeiter. Betroffen sind im Grunde drei Werke: Attendorn, Daaden im Nachbarkreis Altenkirchen und Weißensee (Thüringen). Wie viele der rund 1400 Beschäftigten am Standort in Attendorn um ihren Job bangen müssen, dazu kann Unternehmenssprecherin Andrea Holstein noch keine Angaben machen. „Diese Entscheidung ist notwendig, um die Wettbewerbsfähigkeit und langfristige Stabilität der Mubea Unternehmensgruppe in einem zunehmend herausfordernden Marktumfeld zu sichern“, verdeutlicht indes Geschäftsführender Gesellschafter Dr. Thomas Muhr in der Mitteilung.

54 Standorte weltweit

Die Mubea Gruppe mit Hauptsitz in Deutschland ist ein Leichtbauspezialist für Automobil- und Luftfahrtkomponenten und erwirtschaftete laut eigener Angaben im Jahr 2023 einen Umsatz von ca. 3,1 Milliarden Euro. Mubea beschäftigt ca. 17.000 Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen an 54 Standorten, davon ca. 5000 in Deutschland. Das Unternehmen ist seit 1916 ein inhabergeführtes Familienunternehmen und Weltmarktführer für Automobilkomponenten. Mubea konzentriert sich insbesondere auf die Entwicklung und Produktion von wirtschaftlichen Leichtbauanwendungen.

Mit den Betriebsräten habe die Geschäftsleitung bereits Gespräche aufgenommen, um ein „sozialverträgliches Programm“ zu erarbeiten. Auf dessen Einhaltung pocht auch André Arenz, 1. Bevollmächtigter der IG Metall im Kreis Olpe: Entweder steigen Mitarbeiter aufgrund ihres Alters aus oder aber sie unterschreiben freiwillig einen Aufhebungsvertrag, wenn sie eine neue Beschäftigung anderswo gefunden haben. „Ich war über diese Maßnahme, die sicherlich ein Stück weit der wirtschaftlichen Gesamt-Situation in der Branche geschuldet ist, schon überrascht“, erklärt Arenz auf Nachfrage dieser Redaktion.

Keine betriebsbedingten Kündigungen fordert auch Jens Arndt, stellvertretender Betriebsratsvorsitzender in Attendorn. Er werde aktuell „an allen Ecken und Enden“ im Betrieb angehalten und angesprochen, wie es jetzt konkret weitergehe. „Die Unruhe ist da“, weiß Arndt um die Sorgen seiner Kollegen und Kolleginnen. „Ich hoffe, dass sich genügend Leute finden, für die das sozialverträgliche Programm attraktiv und machbar ist.“ Es würden nun weitere Gespräche stattfinden, um die Rahmenbedingungen des Programms zu erarbeiten.

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Bereits vor Monaten schickte der Attendorner Leichtbauspezialist rund 650 Mitarbeiter in Attendorn in die Kurzarbeit, die immer noch andauert. „Wir verzeichnen aktuell einen erheblichen Umsatzrückgang im Automobilsektor in Europa, der unter anderem auf Unsicherheiten hinsichtlich der Elektromobilität und gesteigerte Importe von E-Fahrzeugen aus China zurückzuführen ist. Wir müssen daher auf die Kurzarbeit setzen, um unsere Kostenstruktur an diese veränderte Situation und das reduzierte Umsatzniveau anzupassen“, erklärte Holstein Mitte Juni auf Anfrage dieser Redaktion. Nun also geht das Unternehmen einen noch drastischeren Schritt und trennt sich deutschlandweit bis Ende 2025 von rund 300 Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen.