Attendorn. Die Arbeitnehmer von Mubea in Attendorn stimmen einer Tarifabweichung zu. Das Gehalt fällt geringer aus und sie verzichten auf Sonderzahlungen.

Die rund 1400 Beschäftigten von Mubea am Standort in Attendorn werden in diesem Jahr bis zu 3,5 Prozent weniger Geld verdienen, dafür allerdings auch etwas weniger arbeiten. Der Automobilzulieferer aus der Hansestadt, der seinen Schwerpunkt im Leichtbau auf die Fertigung hochbeanspruchbarer Federkomponenten legt, hat sich nach intensiven Gesprächen mit der Gewerkschaft IG Metall und den Betriebsräten auf eine zunächst bis Ende des Jahres befristete Abweichung vom gültigen Haustarifvertrag geeinigt.

Das bestätigte Stefan Lemmen, kaufmännischer Geschäftsführer bei Mubea. Er sagte: „Wir haben uns nach schwierigen, gleichwohl konstruktiven Verhandlungen nun auf ein Maßnahmenpaket verständigt.“

Hintergrund der Tarifgespräche sind die Umsatzrückgänge in der Branche, die auch Mubea treffen und in den deutschen Werken des Attendorner Unternehmens je nach Bereich zwischen 10 und 20 Prozent betragen.

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Im Wesentlichen sind nun tarifvertraglich bestehende Regelungen, insbesondere zur Absenkung der Arbeitszeit und damit zu entsprechenden Lohnkürzungen, genutzt worden. Zudem verzichten die Beschäftigten auf tarifliche Sonderzahlungen und nehmen dafür freie Tage. Darüber hinaus, so Lemmen, sei das Aussetzen einer tariflichen Einmalzahlung und nur eine Teilauszahlung der Erfolgsbeteiligung vereinbart worden. Allerdings erklärte Lemmen auch, dass im Falle einer Normalisierung der Situation Nachzahlungen an die Belegschaft im kommenden Jahr denkbar seien.

Alle deutschen Mubea-Standorte betroffen

Der kaufmännische Geschäftsführer erklärt im Gespräch mit dieser Redaktion: „Mit dieser Anpassung der Personalkosten konnten wir als Unternehmen eine Beschäftigungssicherung bis Ende 2020 für alle Mitarbeiter an den deutschen Standorten verbindlich zusagen.“ Betroffen sind nämlich nicht nur die Mitarbeiter in Attendorn, sondern auch die in Daaden/Weitefeld (Rheinland-Pfalz) und, mit einem ähnlichen Kompromiss ausgestattet, die Mitarbeiter in Weißensee (Thüringen).

Rund 15.000 Beschäftigte weltweit

Mubea ist an 45 Standorten in 20 Ländern weltweit vertreten. Insgesamt sind bei der Mubea-Gruppe rund 15.000 Mitarbeiter beschäftigt.

Der Jahresumsatz liegt bei rund 2,5 Milliarden Euro.

Geschäftsführender Gesellschafter ist Dr. Thomas Muhr.

Lemmen ist froh über den Kompromiss, denn: „Die Beschäftigten von Mubea stehen hinter dieser Vereinbarung im Interesse sicherer Arbeitsplätze und einer weiterhin positiven Entwicklung des Unternehmens. Wir wollten von Beginn an größere Einschnitte in der Stammbelegschaft vermeiden und haben deshalb auch zugesagt, auf betriebsbedingte Kündigungen zu verzichten.“

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Ein Fallbeispiel: Für den Zerspanungsmechaniker, der 3000 Euro brutto verdient, bedeutet der ausgehandelte Kompromiss, dass er netto zwischen 50 und 100 Euro weniger pro Monat im Portemonnaie haben wird – unter anderem natürlich abhängig von seiner Steuerklasse.

André Arenz, Bevollmächtigter der IG Metall Olpe, lobte den ausgearbeiteten Kompromiss ebenso: „Es waren harte Verhandlungen, die zwischenzeitlich ein wenig gestockt haben, weil der Arbeitgeber sich nicht so recht bewegen wollte. Am Ende hat er sich aber bewegt und wir haben einen fairen Kompromiss erzielt. Aus meiner Sicht haben wir das Beste für die Beschäftigten herausgeholt“.

Mitgliederversammlung in der Stadthalle

Am Dienstag hatten die Beschäftigten des Automobilzulieferers, die gewerkschaftlich bei der IG Metall organisiert sind, mit großer Mehrheit auf einer Mitgliederversammlung in der Attendorner Stadthalle ihr Einverständnis gegeben. Laut Stefan Lemmen gilt der Kompromiss übrigens für alle Mitarbeiter, und somit auch für diejenigen, die nicht Mitglied in der IG Metall sind.

Bereits seit Herbst vergangenen Jahres hatten sich Vertreter von Arbeitnehmer, Arbeitgeber und Gewerkschaft über die Situation von Mubea intensiv ausgetauscht. Das Unternehmen äußerte schon damals den Wunsch, befristet vom Tarifvertrag abzuweichen, um Kosten zu sparen. Genau darauf haben sich die Beteiligten nun geeinigt.