Oberhundem. Das Bad am Rothaarsteig in Oberhundem bleibt geschlossen. Warum Betriebsleiter Carsten Picker jetzt vor allem auf die Treue der Besucher hofft.
Die Zeiten für Hallenschwimmbäder sind hart. Das weiß auch Carsten Picker, ehrenamtlicher Betriebsleiter vom „Bad am Rothaarsteig“ in Oberhundem, nur zu gut. Hohe Betriebs- und Energiekosten und eine große Reparaturanfälligkeit ziehen sich wie ein roter Faden durch die vergangenen Jahre des Hallenbades, das rein ehrenamtlich von einem Verein betrieben wird. „Wir haben schon andere Rückschläge erlebt und bekommen das wieder hin. Wir brauchen aber zwingend die Unterstützung unserer Besucher“, hofft der 49-Jährige, dass durch die Schließung bis voraussichtlich November niemand der zahlreichen Schwimmbadgäste und Kursbesucher abspringen wird.
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Ursprünglich sollte das Schwimmbad nur bis zum 1. September schließen, so wie jedes Jahr, wenn die jährliche Wartung ansteht. So wurden am 12. August rund 300.000 Liter aus dem Edelstahlbecken abgelassen, um vorab die große Reinigung des Hubbodens durchzuführen, vor der großen technischen Überprüfung. „Anfangs schien alles in Ordnung zu sein. Nur der Austausch von einigen Messinglaufbuchsen wurde angeordnet“, beschreibt Carsten Picker. Doch dann kam die böse Überraschung. Beim Tausch der Messinglaufbuchsen stellte die ausführende Firma fest, dass vier von acht Antriebsspindel-Wellen des Hubbodens defekt sind. „Der Blitz hat uns aus heiterem Himmel getroffen. Damit haben wir nicht gerechnet, dass so etwas ohne Vorwarnung passiert. Es fühlt sich an, als würde uns der Teppich unter den Füßen weggerissen“, erzählt der ehrenamtliche Betriebsleiter vom Schockmoment.
Kosten in Höhe von über 50.000 Euro
Für den ehrenamtlichen Betreiber des Schwimmbades bedeutet das, sich nicht nur auf eine längere Schließungszeit einzustellen, sondern auch erhebliche Mehrkosten stemmen zu müssen, die selbst durch regelmäßig gebildete Rücklagen nicht gedeckt werden können. Veranschlagt für den Austausch der Antriebsspindel-Wellen ist ein mittlerer fünfstelliger Betrag von mindestens 50.000 Euro. Zudem handelt es sich bei den Ersatzteilen um eine Sonderanfertigung, die den Einbau bis in den November verzögern wird. „Aktuell nimmt uns das die Luft zum Atmen, weil uns dadurch die wichtigen Einnahmen fehlen werden“, zeigt sich Carsten Picker sehr betroffen.
„Der Aufschrei ist groß, weil es immer mehr Nichtschwimmer gibt. Wo sollen die Kinder das Schwimmen denn noch lernen, wenn es keine Schwimmbäder mehr gibt.“
Gerade erst konnten die defekten Duschen bei den Damen erneuert werden, trifft den Verein nun die nächste Hiobsbotschaft und zwingt nicht nur die Besucher des Schwimmbades, sondern auch zahlreiche Kursteilnehmer von Wasser-Gymnastikkursen und die Schüler aller Grundschulen, die zum Schwimmunterricht kommen, zur längerfristigen Pause. „Das tut verdammt weh. Weil gerade auf diese Gäste sind wir zwingend angewiesen“, so Picker. Jetzt hofft er und der Verein rund um das Bad am Rothaarsteig, dass nicht nur die hohe Summe an Reparaturkosten zusammen kommt, sondern vor allem, dass die Besucher trotz der langen Schließungsphase weiterhin dem Schwimmbad die Treue halten werden.
Sauna öffnet am 2. Oktober
„Wir bekommen das schon hin und führen derzeit einige Gespräche“, hofft Carsten Picker, dass das Schwimmbad schon bald wieder – spätestens jedoch ab November – zum Normalbetrieb übergehen wird. Zwei Physiotherapiepraxen, der Skiclub Oberhundem, der TSV Saalhausen, die Krankenkasse AOK und die DLRG Oberhundem nutzen das 17 mal acht Meter große Schwimmbecken für Wassergymnastik, Aqua-Fitness-Kurse oder Schwimmkurse. „Der Aufschrei ist groß, weil es immer mehr Nichtschwimmer gibt. Wo sollen die Kinder das Schwimmen denn noch lernen, wenn es keine Schwimmbäder mehr gibt“, so der Familienvater, der gleich gegenüber des Schwimmbades wohnt.
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Von der Schließung nicht betroffen ist die Saunalandschaft „Oberhundemer Wellness-Oase“, die nach der Sommerpause am 2. Oktober wieder öffnen wird. „Die Zeit spielt derzeit leider gegen uns. Wir hoffen sehr, dass wir wenigstens durch die Einnahmen aus dem Saunabetrieb unsere schwarze Null halten können, um weiterhin wirtschaftlich agieren zu können“, wünscht sich Carsten Picker Unterstützung aus der Bevölkerung. Vor 20 Jahren übernahm der Verein das Schwimmbad von der Gemeinde Kirchhundem, sanierte es ehrenamtlich für rund 1,6 Millionen und bekommt einen jährlichen Betriebskostenzuschuss seitens der Gemeindeverwaltung. „Wir bekommen es auch dieses Mal hin“, zeigt sich Picker kämpferisch.