Olpe. Teilweiser Abschied vom klassischen Liniensystem. Wie sogar kleinste Siedlungen trotzdem an den öffentlichen Nahverkehr angeschlossen werden sollen.
Omnibus ist ein lateinisches Wort und heißt „für alle“. Seit fast 200 Jahren ist es auch der Name eines Verkehrsmittels, das im ländlichen Raum das Rückgrat des öffentlichen Personennahverkehrs bildet. Während in Großstädten und Ballungszentren oft Straßen- und U-Bahnen die Massen transportieren, wurden in Regionen wie dem Kreis Olpe die schienengebundenen Verkehrsmittel fast komplett durch straßengebundene Fahrzeuge verdrängt.
Doch haben die Busse es schwer, in einem so zersiedelten Gebiet wirklich eine Alternative zum Individualverkehr darzustellen; allein der Schulbusverkehr sorgt für eine ausreichende Auslastung der Kraftomnibusse, die pro Fahrzeug bis zu 100 Personen befördern können. Dadurch schont der Busverkehr die Ressourcen; ist doch der Kraftstoffverbrauch pro Kopf der Insassen um ein Vielfaches geringer als beim Auto, von Parkplatzproblemen und Staubildung ganz zu schweigen. Das soll anders werden: Am Montag kommt der Kreistag des Kreises Olpe zu einer Sondersitzung zusammen, in der es fast ausschließlich darum geht, einen neuen Nahverkehrsplan vorzubereiten. Und dieser soll den Busverkehr im Kreis Olpe ganz neu ausrichten und so aufstellen, dass viel mehr Menschen als bisher ihr Auto stehenlassen können und in den Bus umsteigen. Allerdings häufig einen Bus, der nicht dem entspricht, was heute auf den meisten Linien unterwegs ist.
Die WESTFALENPOST im Kreis Olpe ist auch bei WhatsApp. Jetzt hier abonnieren.
Folgen Sie uns auch auf Facebook.
Bestellen Sie hier unseren Newsletter aus dem Kreis Olpe.
Alle News aufs Handy? Jetzt die neue WP-App testen.
Die WP im Kreis Olpe ist jetzt auch bei Instagram.
Im Entwurf wird vorgesehen, zwar die bisherigen Schnellbuslinien (SB) und Regionalbuslinien (R) bestehen zu lassen, ebenso die Ausbildungslinien (A). Für das Stadtgebiet von Olpe soll eine ganz neue Stadtbuslinie mit dem Kennbuchstaben C (für „City“) das Angebot ergänzen; sie soll von Rhode über Hatzenberg und Westfälische Straße zum Busbahnhof fahren, von dort aus in einer Schleifenfahrt über Maria-Theresia-Straße, Bodelschwinghstraße, Kimicker Straße und Erzbergerstraße zurück zum Busbahnhof.
Flexibler Fahrweg statt starrer Linie
Die bisherigen Lokalbuslinien (L) sollen im ganzen Kreis komplett entfallen. An ihre Stelle tritt das neue Angebot „Flexbus“: ein Bedarfsverkehr, ähnlich dem derzeitigen Taxibus, aber laut Entwurf „ohne festgelegten Linienweg noch einen fixierten Fahrplan. Dieses Angebot orientiert sich, mit einer entsprechenden Vorlaufzeit und je nach Fahrzeugverfügbarkeit, an den direkten Fahrwünschen der Fahrgäste. Der tatsächliche Fahrweg ist je nach Verkehrsnachfrage variabel“. Denkbares Beispiel: Wer von Rothemühle nach Gerlingen will, fordert künftig den „Flexbus“ an, muss aber damit rechnen, dass dieser unter Umständen in Wendenerhütte einen Umweg über Hillmicke einlegt. Beim bisherigen Taxibus ersetzt nach vorherigem Anruf ein Taxi oder Mietwagen einen Motoromnibus, bleibt aber auf der vorgegebenen Linie.
Künftig alle Orte angeschlossen
Auf Basis der „Flexbusse“ soll künftig der Anschluss dünn besiedelter Teile des Kreises an den öffentlichen Nahverkehr erfolgen. „Mit Linienverkehren und On-Demand-Verkehr sollen zukünftig alle Ortschaften an den ÖPNV angebunden werden“, heißt es im Entwurf, mit anderen Worten: auch Ortslagen wie Huppen oder Faulebutter, die bislang noch nie einen Omnibus gesehen haben, werden künftig Haltestellen bekommen. Für Siedlungsbereiche ab 250 Einwohner soll eine feste Linienanbindung sein, Siedlungsbereiche mit weniger als 250 Einwohnern werden durch Flexbusse erschlossen. Dazu wird der Zweistundentakt mancher Linien auf einen Stundentakt erweitert und zudem die Fahrzeit morgens und abends ausgeweitet.
3,7 Millionen Euro Mehrkosten
Das alles gibt es nicht umsonst: Würde das derzeitige ÖPNV-Angebot einfach weitergeführt, entspräche dies Gesamtkosten in Höhe von jährlich rund 13,3 Millionen Euro. Das nun vorgeschlagene Zielkonzept würde im Kreis Olpe Mehrkosten von rund 3,7 Millionen Euro pro Jahr verursachen. Dabei sind allerdings keinerlei Erlöse berücksichtigt, was aber laut Kreisverwaltung derzeit auch kaum zu kalkulieren ist. Der Grund dafür: das derzeit 49 Euro pro Monat kostende „Deutschland-Ticket“, das zur Mitfahrt in allen Bussen auch im Kreis Olpe berechtigt. 2022 standen für die Finanzierung des ÖPNV im Kreis Olpe knapp 11,4 Millionen Euro an Gesamteinnahmen zur Verfügung, was rund 86 Prozent der Kosten gedeckt hat. Wird der neue Plan umgesetzt, entspricht es nur noch 67 Prozent der kalkulierten Gesamtkosten. Das heißt: Ein Drittel müsste als Zuschuss von der öffentlichen Hand getragen werden.
- Stadt plant Mobilität der Zukunft
- Zug könnte wieder von Olpe nach Köln rollen
- Mitfahrerbank in Eigenregie
Sollte der Kreistag am Montag den Entwurf akzeptieren, geht er in die öffentliche Beteiligung. Dann können „Städte und Gemeinden, Aufgabenträger der Nachbarkreise, gesellschaftlich relevante Gruppen und Träger öffentlicher Belange“ Stellung zum Entwurf nehmen, heißt es in der Vorlage. Diese Stellungnahmen sammelt der Zweckverband und bereitet sie in einer Synopse auf, die wiederum gutachterlich bewertet wird und dann Grundlage für die endgültige Beschlussfassung zum Nahverkehrsplan 2025 ist, der im Kreis Olpe eine echte Verkehrswende bewirken soll. Die Sondersitzung ist öffentlich und beginnt um 17 Uhr.